Liebes Forum,
Ich bin etwas ratlos und dachte mir deshalb, ich schreibe mal hier und setze auf die Schwarmintelligenz der Experten: Was sage ich einem Kind, das talentiert ist und eigentlich für die Leichtathletik brennt, aufgrund der Situation in diesem Sport aber zunehmend die Lust verliert?
Was meine ich mit Situation? Zum einen die Sportstätten: Wir leben in einer Großstadt und zuletzt ist es regelmäßig vorgekommen, dass Hallen gesperrt waren, weil sie für andere Zwecke als den Sport verwendet wurden oder am Sportplatz die sanitären Anlagen verschlossen blieben und das Training im Dunkeln stattgefunden hat. Und das alles wohlgemerkt nicht irgendwo in einem Dorf sondern in einer Großstadt an einer städtischen Anlage die sich sogar Leistungszentrum schimpft. Den Mannschaftssportlern in der gleichen Klasse passiert sowas nie.
Ein anderer Punkt ist, dass die Vereine alleine gelassen werden. Es gibt zwar Training im Verein, aber kaum vereinsübergreifende Veranstaltungen, wie es in anderen Sportarten mit Auswahltraining oder Feriencamps der Fall ist. Neulich haben wir neidisch erfahren, dass ein Familienmitglied in einem anderen Bundesland im gleichen Alter trotz schwächerer Leistungen regelmäßig in den Genuss von Kadertraining kommt, was für junge Leute ja auch ein total motivierendes Ding ist. Seitens des Vereins hieß es, dies gebe es bei uns nicht, da es keine Kadertrainer in der entsprechenden Disziplin gebe. Auf Nachfrage, warum man keine einstelle hieß es, dass kein Geld dafür da sei. Das hat uns sehr verwundert, da wir wie erwähnt in einer Metropolregion leben und die Familienangehörigen in einer eher strukturschwachen Region. Man erklärte uns, dass dies damit zusammenhänge, dass an einigen Orten das Land oder der Deutsche Leichtathletik-Verband Trainer für solche Aufgaben einstellen, an anderen jedoch nicht und dies nicht mit der Nachfrage zu tun habe sondern einfach für ausgewählte Standorte entschieden worden sei.
Ich frage mich, wie kann das sein, dass es in Deutschland so sehr vom Wohnort abhängig ist, wie gut Leichtathletik funktioniert. Ich kann das ja für Sportarten wie Skifahren oder Biathlon nachvollziehen, bei Kernsportarten wie Fußball, Turnen, Schwimmen oder Leichtathletik sollte es doch eigentlich überall zumindest unterhalb der Spitzenathleten halbwegs gleiche Chancen geben. Mir blutet das Herz, wenn ich mitbekomme, wie sogar Kinder die Poster von Leichtathleten haben, überlegen ob sie die Sportart wechseln und sogar engagierte Trainer resigniert sagen, die Situation sei nicht zu ändern.
Seit gestern versammelt sich die USATFCCCA (USA Track & Field Cross Country Coaches Association) in Denver. In der Eröffnungsrede ließ CEO Sam Seemes eine Bombe platzen: Ab 01.01.2023 werden von World Athletics keine NCAA-Ergebnisse für die World Rankings oder Jahres/Weltbestenlisten akzeptiert. Der Schritt war überfällig, weil die NCAA sich in keinster Weise an internationale Anti-Doping-Regeln hält, überraschend kommt er aber doch, weil WA das Treiben der NCAA seit Jahrzehnten billigt. Die Rede von Seemes findet man bei Youtube, die relevante Passage beginnt bei ca 54:30 min. https://www.youtube.com/watch?v=5Nr1wGYt1b0
Was die deutschen Läuferinnen und Sprinterinnen in 2022 auf europäischer Ebene geleistet haben, ist überragend. Reh und Steinbruck 2. und 3. beim European 10.000m Cup 2022 in Pace, dazu Gold mit der Mannschaft, Siege für Lückenkemper bei den Europameisterschaften in München über 100 m und zusammen mit Burghardt, Mayer und Hasse über 4 x 100 m, für Klosterhalfen über 5000 m und Sieg in der Mannschaftwertung des Marathons durch Dattke, Mayer und Schönborn und zuletzt Silber und Bronze für Klosterhalfen und Reh bei den Cross Europameisterschaften und Gold mit der Mannschaft mit Klosterhalfen, Reh und Dattke. Und weiter besonders hervorzuheben sind die sehr starken Zeiten von Klosterhalfen über 5000 m mit 14:37,94 und über Halbmarathon mit 1:05,41!
Klosterhalfen, Reh, Klein und Lückenkemper sind die zentralen Figuren, wobei sich in deren Sog weitere hervorragende Läuferinnen und Sprinterinnen profiliert haben. Die genannten vier Athletinnen sind alle ganz große Persönlichkeiten und Kämpferinnen, hochtalentiert, die es geschafft haben, trotz veritabler Rückschläge und Probleme wieder zurückzukommen und jetzt wieder voll auf der Spur sind. Das sind alle vier ganz große Champions, und Deutschlnad darf sich freuen, solche Athletinnen zu haben. In ihren Mittzwanzigern werden uns diese Athletinnen in den nächsten Jahren mit herausragenden Resultaten noch viel Freude bereiten, gelegentlich auch auf Weltniveau.
Alle vier haben nun auch ihr richtiges und professionelles Umfeld für ihr Training gefunden, das sie brauchen, und sie fühlen sich offensichtlich wohl: Dass Elite Läufer und in Deutschland geformt werden können, zeigt das Tübinger Model mit den Baumanns als Trainer. Der DLV steht jedoch nur an der Seitenlinie. Unsere beiden Laufstars Koko und Gina hat es in die USA gezogen. Wo die Trainer einfach auch mehr Ahnung von der neuesten Therorie haben und dies, wie es Lance Brauman macht, einmal in der Woche ihren Sportlern im Unterricht vermitteln, inklusive sachdienlichen Literaturhinweisen. Und Gina muss jetzt nicht mehr ihren Startblock aus dem Kofferraum ihres Aufos holen und einsam auf der Bahn trainieren .
Gibt nun A- und B-Normen und ich befürchte der halbe Bundeskader wird wieder mit Sonderzulassung randürfen, während alle anderen irgendwo Normen springe oder laufen müssen un dhoffen, dass es für die wenigen Startplätze reicht.
Hallo zusammen,
offenbar gehen in vielen Vereinen die Vorstellungen zu Förderung und Erstattungen für AuA weit auseinander.
... Soweit ich weiß zahlen einige hessische Vereine ihren (Kader-)AuA z.B. monatlich 100-200 Euro, auch ein paar Großvereine (können/tuen) das.
... Bei anderen Vereinen gibt es "nur" Zuschüsse für Sportkleidung oder Trainingslager.
... Wieder andere zahlen nur die Fahrt- und Übernachtungskosten für Wettkämpfe
... einige tun sogar das nur für wenige Athleten, ausgewählte Wetkämpfe oder generell anteilig.
... bei wieder anderen Vereinen gibt es gar nichts, manchmal zahlen AuA sogar Startgelder selbst.
Ich weiß nicht ganz was richtig und was falsch ist. Einerseits sollte die Leichtathletik ihren Talenten schon was bieten, wenn sie nicht alle zu den Mannschaftssportarten abwandern sollen, andererseits muss das Geld auch irgendwo herkommen.
Mich würden hier ein paar Meinungen und Erfahrungen interessieren. Ich erlebe oft, dass eine Diskussion dazu kaum möglich ist weil Sportler 1 ("Das bekommen in Verein XY alle") aus Vereinsmitglied 2 ("In der Musikschule muss ich auch alles selbst zahlen") stößt und es gar keinen common sense gibt. Vielleicht wären hier auch mal Leitplanken/Erwartungen seitens der Verbände hilfreich (Das sollten Vereine ihren Athleten auf Leistungsniveau XY bieten können...)??
Leichtathletik-Trainer Udo Metzler kommt mit Top-Talenten nach Baden-Baden
Frischer Glanz für die Leichtathletik in Mittelbaden. Der Gaggenauer Trainer Udo Metzler wechselt nach einem Streit mit der LG Region Karlsruhe in den Süden und bringt einige Athleten mit großem Potenzial mit. https://bnn.de/mittelbaden/gaggenau/leic...it-wechsel