Heute wurde der zweite Teil des Untersuchungssreports der unabhängigen WADA-Kommission (Dick Pound, Richard McLaren, Günter Younger) veröffentlicht und in einer Pressekonferenz vorgestellt.
Merkwürdig in der Pressekonferenz war, dass Pound zwar ausdrücklich betont, dass das IAAF-Council (also auch Sebastian Coe, Sergej Bubka und Helmut Digel) vom Ausmaß des Dopingproblems sowie den Vertuschungen gewusst haben muss, er aber dennoch der Meinung ist, dass Coe der richtige Mann ist, um des Problems Herr zu werden.
Ein paar ziemlich desillusionierte Gedanken zu Pounds Einlassungen bezüglich Coe von Ross Tucker
Zitat:Pound's verbal endorsement, of Coe, is so contradictory to the written IC report that it hijacked the whole report. To make that endorsement & defence, Pound had to abandon the factual aspects of the report and express opinion after opinion. Never good.
At one point, Pound even said that if Coe had known, I'm sure he would have done something about it,which is quite an astonishing 'guess'.
Pound also said the IAAF can't be said to be in non-compliance with the WADA code. This despite covering up & BRIBING doping athletes!
It was as though Pound was possessed by Coe's PR guy halfway through the presser. Astonishing, in that he ended up basically saying that the institution failed (a euphemism - it was corrupt), that the Council CANNOT have been unaware, but one of its members? He's the man! Makes you wonder what a sport has to do to be non-compliant, and what needs to happen to effect real change?
Ultimately, Pound took the sport to the precipice, where truth & real change might be possible, then pulled back. Joke is on us, I guess! Every doping scandal ever is not as disheartening as the realisation that the "police" are protecting the criminals - micro & macro level.
And consequence of this - less trust & credibility (if that was possible) than before. Now even oversight dances around accountability. So, when I watch T&F from now on, my default setting is not optimism, or even skepticism, but outright cynicism, because you had a chance! And all this has shown is that there is zero accountability, that sports governance dances to a different tune, & should not be trusted and I just hope that the media keeps chasing the truth, like they did to start this process in the first place.
Auch wenn ich dafür vermutlich heftig geprügelt werde, eröffne ich provokativ und analog zum von mir nicht eröffneten "Arne Gabius überwertet?"-Thread hier mal einen entsprechenden Thread über Gesa Felitcitas Krause.
Krause ist meiner Meinung nach eine der am meisten überschätzten deutschen Leichtathleten. Ihre Bronze-Medaille bei der WM in Peking war zwar zweifelsohne stark erlaufen. Allerdings muss man berücksichtigen, dass sie in einer zumindest für den Laufbereich extrem konkurrenzarmen Disziplin unterwegs ist. Das internationale Niveau über die Hindernisse der Frauen ist das mit Abstand schwächste aller Sprint- und Laufwettbewerbe. Über 1.500m ist Krause noch nie unter 4:10 min. und über 3.000m noch nie unter 9 min. gelaufen. Diese Marken haben Diana und Elina Sujew, Corinna Harrer und Maren Kock schon mehrmals deutlich unterboten und sind auf der Mittelstrecke im Weltmaßstab chancenlos. Über 10 km läuft Krause 33er-Zeiten, während Sabrina Mockenhaupt mit 31er-Zeiten international nie etwas gewonnen hat.
1) Der Verband (UKA) wird eine gerichtsfeste Möglichkeit suchen, Dopingtäter lebenslang von internationalen Meisterschaftseinsätzen auszuschließen
2) Die WADA soll eine öffentlich zugängliche Datenbank anlegen, aus der hervorgeht, wann und wie oft Athleten getestet wurde
3) Sollte die WADA eine solche Datenbank nicht schnell genug einrichten, wird UKA von seinen durch Lottogelder geförderten Athleten verlangen ihre Daten in einer von UKA verwalteten Datenbank verfügbar zu machen. Nicht geförderte Athleten sollen ermutigt werden, ihre Daten ebenfalls zu veröffentlichen
4) WADA und UKAD sollen die Möglichkeit untersuchen "missed tests" zu veröffentlichen. Weiterhin soll die Periode, in der drei verpasste Tests zu einer Sperre führen von einem Jahr auf 18 Monate oder sogar zwei Jahre ausgedehnt werden
5) Die Zahl getester Athleten soll erhöht werden und es sollen mehr Trainingskontrollen durchgeführt werden
6) WADA soll den Prozess der Erteilung von TUE (Genehmigung der Einnahme von ärztlich verordneten Medikamenten) untersuchen und die Anforderungen für die Erteilung einer solchen Genehmigung erhöhen
7) Die IAAF soll das Vorliegen eines biologischen Passes zur Bedingung für die Teilnahme an internationalen Meisterschaften mache. Weiterhin sollen Athleten eine Mindestzahl an Wettkampf- und Trainingskontrollen in den 12 Monaten vor einer Meisterschaft für die Teilnahme nachweisen.
8) IAAF-Mitgliedsverbände sollen für die Erstattung von Preisgeldern an geschädigte Athleten verantwortlich sein, wenn ein Athlet des Verbandes wegen Dopings gesperrt wird. Verbände die sich daran nicht halten, werden von Meisterschaften ausgeschlossen
9) Die IAAF soll die Möglichkeit untersuchen, eine neue Weltrekordliste einzuführen (beispielsweise durch die Änderung von Wettkampfregeln/Disziplinspezifikationen), nachdem die obigen Maßnahmen vollständig umgesetzt sind
10) Ein Aufruf an alle Sponsoren, keine wegen eines schwerwiegenden Dopingvergehens schuldige Athleten unter Vertrag zu nehmen/zu fördern. Die IAAF soll einen festen Anteil ihrer Sponsoringeinnahmen für den Anti-Doping-Kampf verwenden
11) Regierungen sollen die Unabhängigkeit ihrer jeweiligen NADAs sicherstellen, idealerweise übergeben sie die Aufgaben direkt an die WADA
12) Die Strafe für schwere Dopingvergehen soll auf acht Jahre erhöht werden, lebenslange Sperren sollen möglich sein
13) Die Beschaffung von Dopingmitteln soll kriminalisiert werden. Funktionäre, die sich dessen schuldig machen, sollen lebenlang gesperrt werden
14) ADAs sollen in "Sauberer Sport..." umbenannt werden, um ihren eigentlichen Zweck zu verdeutlichen
Leichtathletik.de : "Den Auftakt der Präsentationen machte jedoch ein anderer: Lars Lienhard. Als Neuro-Athletik-Trainer hat er eine neue Trainingsmethode entwickelt und bezieht die neurologischen Grundlagen des individuellen Athleten in seine Trainingsplanungen ein. Der ehemalige Leichtathlet und Sportwissenschaftler arbeitet intensiv an den neuronalen Schutzreflexen der Sportler und schafft es so, im Gehirn geschaffene Grenzen zu überwinden."
Ich musste doch schmunzeln, als ich den Artikel las. Das ist genau das, worüber Wlad schon sehr lange hier im Forum und davor im leichtathetik.de-Forum geschrieben hat, das Gehirn ganz stark in unsere Betrachungen einzubeziehen. Lienhard spricht vom blinden Fleck bei Ausfall eines anatomischen Areals. Ich habe schon ganz lange Übungen in meinem Konzept, ausgesparte Areale wieder durch spezielle Mechanismen zu beteiligen. Wenn man sehr interessiert und belesen ist, weiß man um diese Dinge. Das sind ganz wichtige Mechanismen, Verletzungen auszuschalten. Es schwappen viele Methoden aus den USA herüber, die man bei guter Recherche schon lange bei deutschen Spezialisten finden kann. Wenn es Schmerzauswirkungen in einem Körperteil gibt, können die Ursachen ganz woanders liegen. Ein sehr guter Trainer muss diese nervalen Zusammenhänge wissen. Auch dauert es manchmal ein halbes Jahr, um Gebiete durch spezielle Einflussnahmen stark zu machen, ohne die eigentliche Region bewegungsmäßig zu schulen. Das alles hat seinen neuronalen Ursprung. Der Körper ist schon sehr diffizil.
Sebastian Coe hat seinen Fahrplan für die Zukunft der IAAF veröffentlicht, in dem er darlegt, mit welchen Maßnahmen die IAAF verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen will. http://www.iaaf.org/news/press-release/r...d-map-2016
Dabei unterscheidet er zwei Hauptthemenfelder
1) Vertrauen in die Verbandsführung aufbauen
- klare Verantwortlichkeiten herstellen, u.a. durch Benennung eines CEO
- forensische Buchprüfung bei der IAAF
- höhere Rechenschaftspflicht für Amtsträger, intensivere Prüfung/Überwachung von Amtsträgern
- mehr Transparenz und Kommunikation durch die unabhängige IAAF Ethikkommission
- Überarbeitung der IAAF-Satzung
2) Vertrauen in die Wettkämpfe aufbauen
- Aufbau einer verbandsunabhängigen Organisation, die sich mit den Themenfeldern Doping, Korruption, Wetten und Altersmanipulation beschäftigt
- Verdoppelung des Anti-Doping-Budget von vier auf acht Millionen Dollar
- Verdoppelung des Testpools von 500 auf 1000 Athleten
- mehr Ressourcen für investigative Maßnahmen der Dopingbekämpfung zur Verfügung stellen insbesondere im unterstützenden Umfeld der Athleten (Trainer/Manager/Ärzte)
- höher Rechenschaftspflichten der Mitgliedsverbände im Anti-Doping-Kampf
Hört sich ja erstmal gut an. Aber ist der Verband, der dem investigativen Journalisten, der den aktuellen IAAF-Skandal aufgedeckt hat (Hajo Seppelt), inzwischen drei Mal per Anwalt das Wort verbieten lassen wollte, in der Lage diesen Fahrplan in allen Punkten umzusetzen? Man darf gespannt sein.
... , ein Erfolg der Leichtathletik bei der Sportlerwahl 2015.
3000 Sportjournalisten entschieden sich damit wohl auch g e g e n Fußball, der "zu jeder Tages- und Nachtzeit läuft", und der "fünf Mal wiederholt wird", wie Christine Schwanitz kritisch feststellte.
Erfreulich auch: Eine "Frohnatur", die uns mit ihrem Lachen für sich einnimmt. In Baden-Baden diesmal nicht mit Zopf
sondern bestens frisiert mit "Schillerlöckchen".
Für mich auch erfreulich: Indirekt wurden damit auch erfolgreiche LA-Trainer geehrt:
Sven Lang und Helge Zöllkau.
Das PDF mit den Nominierungsrichtlinien findet man hier.
Laut Artikel auf La.de gibts im Januar Gespräche mit dem DOSB bezüglich Normenanpassung, nachdem die IAAF einige Normen gesenkt hatte.
Das Leichtathletikforum-Team wünscht allen Usern eine frohe Weihnacht und einen guten Rutsch ins hoffentlich gesunde und erfolgreiche Jahr 2016!
Wir wünschen uns vor allem eines und das sei an dieser Stelle einmal erlaubt zu sagen: dass Frieden, Freiheit und Gleichheit für alle auf dieser Erde gelten möge, egal, welcher Hautfarbe, Religion oder Orientierung sie angehören!
In diesem Sinne für alle Moderatoren und Administratoren,