[Atanvarno]

Nochmal zum Thema Hindernistalent:

Es geht mir weniger um die Überquerungstechnik (die ist, wie man an vielen Kenianern sieht, nahezu beliebig), sondern um die Fähigkeit im Pulk laufend eine effiziente Annäherung und Überquerung des Hindernisses zu realisieren - das ist ein Talent, das nicht jeder schnelle Flachläufer besitzt.

Der ehemalige US-Rekordler im Hindernislauf, George Malley, sieht das ähnlich

The best steeplechasers in the world are [...]  athletes [...] who tend not to be "rhythm runners." Rhythm runners tend to do very poor in the steeplechase because of the event's herky-jerky nature.

The steeplechase is not a hurdle event, it is in, and of, its own. The hurdle events are distant cousins to the steeplechase. They are well-rehearsed soliloquies: step-step-step-step-jump - as opposed to the steeplechase, which is an acrobatic improv. Pack dynamics are much different in the steeplechase than in any other event; this is especially evident in the approach to the barriers where you must be completely focused and spatially aware of your physical relationship to both the rapidly approaching barriers, and to the competitors around you, all the while mindful of the split second decisions you'll need to make to come through cleanly. Mistakes in the steeplechase are brutal and bloody. There is no other event in track and field like it.

Quelle

Malley betont auch immer wieder, dass er im Training so gut wie keine Läufe über Hindernisse absolviert hat - entweder man kann's, oder man kann's nicht.

[dominikk85]

Nö, sind wir uns nicht.

ich schrieb "mit großer Mehrheit". nicht "mit drizzt"

Wobei es mich wundert, dass es dich wundert das Gabius deiner Meinung nach überbewertet wird, du aber bei den 3000 Hindernis das "randsportart" Argument auspackst.

der Marathon ist doch mit weitem Abstand die prestigeträchtigste, und finanziell und leistungsmässig stärkste lang und Mittelstrecke und du "wunderst" dich warum er mehr Aufmerksamkeit bekommt als ein 1500 oder 5000 Meter Läufer ähnlicher klasse, aber bei GFK packst du die randsport keule aus.

[gera]

Natürlich ist G.F.Krause Weltklasse.
Eine 3000 - Flachzeit gibt nur bedingt Auskunft über das Leistungsvermögen über die Hindernisse.
Der Knackpnkt über die Hindernisse ist weniger die Technik, sondern das Vermögen des Athleten, mit den ständigen Laufrhytmusuntebrechungewn klar zu kommen.

[jonas]

Nö, sind wir uns nicht.

ich schrieb "mit großer Mehrheit". nicht "mit drizzt"

Wobei es mich wundert, dass es dich wundert das Gabius deiner Meinung nach überbewertet wird, du aber bei den 3000 Hindernis das "randsportart" Argument auspackst.

der Marathon ist doch mit weitem Abstand die prestigeträchtigste, und finanziell und leistungsmässig stärkste lang und Mittelstrecke und du "wunderst" dich warum er mehr Aufmerksamkeit bekommt als ein 1500 oder 5000 Meter Läufer ähnlicher klasse, aber bei GFK packst du die randsport keule aus.

Gabius bekommt auch für einen Marathonläufer mehr Aufmerktsamkeit als andere. Als Mikitenko 2008 als vierte Frau der Geschichte die 2:20 h-Barriere durchbrach und damit den deutschen Rekord pulverisierte, war der Trubel nicht annähernd so groß. Aber das ist off topic.

[longbottom]

Gabius bekommt auch für einen Marathonläufer mehr Aufmerktsamkeit als andere. Als Mikitenko 2008 als vierte Frau der Geschichte die 2:20 h-Barriere durchbrach und damit den deutschen Rekord pulverisierte, war der Trubel nicht annähernd so groß. Aber das ist off topic.

Die Leistungsdichte bei den Männern ist ja auch viel größer als bei den Frauen.

[jonas]

Die Leistungsdichte bei den Männern ist ja auch viel größer als bei den Frauen.

Trotzdem sind die 2:19h von Mikitenko höherwertiger als die 2:08h von Gabius.

[beity]

was in einer "Bewertung" immer reinfließt, ist eben neben der nackten Leistung eben auch die Wirkung in der Öffentlichkeit.
Natürlich ist die 2:19 von Mikitenko im Vergleich zu Gabius und Krause die beste Leistung.
Insbesondere Gabius ist transparent mit seiner Öffentlichkeitsarbeit, hat keinerlei Problem mit einer Kamera und einem Mikro.
Krause ist nebenher noch nett anzuschauen, sich artikulieren kann sie auch recht gut,
Mikitenko selber war (zumindest meine Einschätzung) recht scheu, wollte lieber laufen als reden.
Sie ist für die Öffentlichkeit, außerhalb der reinen Leistung die nur die Fachkundigen würdigen, das meine ich nicht abwertend gegenüber der Person, uninteressant.

[diskobolos]

Für die Bewertung eines Sportlers wäre mir eine gewisse Beständigkeit wichtiger, als die Leistungen in anderen Disziplinen. Vielleicht können wir diesen Thread nach Rio noch einmal ansehen. Ich bin mir sicher, dass es dann neue Aspekte gibt, so oder so.

[Gertrud]

Für die Bewertung eines Sportlers wäre mir eine gewisse Beständigkeit wichtiger, als die Leistungen in anderen Disziplinen. Vielleicht können wir diesen Thread nach Rio noch einmal ansehen. Ich bin mir sicher, dass es dann neue Aspekte gibt, so oder so.

Dann ist es wie in der Politik: Hinterher ist man immer schlauer. Zunächst halte ich es für gut, dass Krause und Gabius erst einmal eine gewisse Lücke schließen und auch den Langlauf für Deutschland wieder ins Rampenlicht bringen, zumal Krause auf dem Podest stand. In der Hinsicht halte ich Kritik für unangebracht und überzogen. Man sollte im Gegenteil lobende Worte für ihren Einsatz finden.

Gertrud

[Pollux]

Sehe ich auch so. 

Die Frage nach der „Überbewertung“ betraf doch wohl im Wesentlichen die Frage, ob das läuferische Potential von Frau Krause überbewertet wird. Denn die tatsächlich erbrachte Leistung bei der WM kann ja gar nicht hoch genug bewertet werden. Und müsste im Übrigen umso höher bewertet werden, je schwächer ihre Vorleistungen bzw. die Leistungen auf den Nachbarstrecken waren. 

Also geht es darum, einen Vorbehalt deutlich zu machen. Damit man z.B. nicht den Fehler begeht, sie zu hoch zu handeln, was den Ausgang der zukünftigen (olympischen) Wettbewerbe betrifft. Das scheint mir der einzig sinnvolle Grund zu sein. Denn die bereits erbrachte Leistung spricht ja für sich. Es sei denn, man will sagen: Wenn andere und bessere Läufer auf die Hindernisstrecke gegangen wären, dann wäre.... Das aber ist pure Spekulation. Aber jemand hoch zu handeln, ist auch eine Spekulation. (So wie sich der Umstand, dass Frau Krause hier schon negativ eingeschätzt wurde, sich als falsche Spekulation erwiesen hat) 

Der Ausgang ist offen. Diese Tatsache macht den Reiz des ganzen Unternehmens aus. Wenn solche Bewertungsfragen Sinn machen, dann doch nur, weil es eigentlich darum geht, ein Nicht-Wissen zu feiern. Im Blick auf den Ausgang des Rennens – und das Verhältnis der Athletin dazu. Denn die, soviel ist klar, weiß sich gut genug einzuschätzen.