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Normale Version: Nach dem WM-Debakel - Zukunft der Leichtathletik?
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Ein spezielles Problem der DM-Normen ist m. E. das seit einigen Jahren ohne jegliche Not veränderte Qualifikationssystem mit A-Normen, Sonderzulassungen, B-Normen  und Höchstteilnehmerbegrenzungen. Bis vor einigen Jahren gab es für jede DM-Teilnahme eine einzige Norm, deren Niveau anhand des Vorjahresniveaus relativ konstant in Teilnehmerfelder gemündet hat, die in den meisten Fällen weder zu klein noch zu groß waren. Planungssicherheit war also gegeben.

Wenn ein Athlet oder eine Athletin diese Norm erfüllt hatte, sorgte das gerade bei den Nicht-Top-Athleten für einen Motivationsschub. Man konnte sich in der weiteren Trainings- und Wettkampfplanung gezielt auf den Saisonhöhepunkt DM fokussieren und das Topereignis auch frühzeitig in die persönliche Jahresplanung einbeziehen.

Heute befinden sich lediglich die A-Norm-Erfüller in dieser komfortablen Situation und evtl. noch die, die sicher gehen können, notfalls auch eine Sonderzulassung ohne Norm zu bekommen.

Der für die Basis sehr wichtige Bereich der B-Normen befindet sich in dem kaum zu händelnden Dilemma, ob man noch zum Kreis derer gehört, die dann noch bis zur Höchstteilnehmerzahl nachrücken können. Die Höchstteilnehmerzahl ist dann am DM-Tag sowieso eine Größe, die niemals eingehalten wird, da viele TN für mehrere Wettbewerbe melden und entsprechende Startplätze blockieren. Andere nehmen vielleicht aus anderen Gründen (Krankheit, Verletzung  etc.) ihr Startrecht nicht wahr.

Die leidtragenden sind nicht wenige Sportler/innen, denen ihr DM-Start so verwehrt wird. Gerade in technischen Disziplinen, denen maximal 14 Startplätze zugestanden werden, kommen so mitunter Teilnehmerfelder zustande, die nicht einmal die Finalteilnehmerzahl von 8 erreichen.

Motiviert man so die Sportler/innen seiner Sportart?

Warum werden seit einigen Jahren nur noch 3 statt 8 Teilnehmer/innen zur Siegerehrung zugelassen. Vermutlich erhalten die Aktiven auf den Plätzen 4 bis 8 nicht  einmal mehr eine Urkunde für Leistungen, die für viele vielleicht der Höhepunkt ihrer  sportlichen Laufbahn sind.

Solche Teilnehmer/innen haben für ihre Leistungen höchsten Respekt verdient, der ihnen schlichtweg von Entscheidungen irgendwelcher Funtionäre aus der eigenen Sportart vorenthalten wird.

Es ist mehr als offensichtlich, dass man sich im DLV für die Basis in keiner Weise interessiert und man stattdessen immer wieder hofft, dass die immer wenigeren absoluten Leistungsträger die inzwischen permanent magere Meisterschaftsbilanz "retten" würden. Das geht immer häufiger schief! Der DLV rationalisiert sich durch unsinnige eigene Entscheidungen selbst eine größere Athletenbasis weg. Dafür gibt es keinerlei Zwänge, die von dritter Seite vorgegeben werden und auch finanziell führt das für den Verband zu keinerlei Mehrbelastungen - und es wäre so leicht hier wieder anders zu verfahren ...
(29.08.2023, 23:45)Athletix schrieb: [ -> ]Ein spezielles Problem der DM-Normen ist m. E. das seit einigen Jahren ohne jegliche Not veränderte Qualifikationssystem mit A-Normen, Sonderzulassungen, B-Normen  und Höchstteilnehmerbegrenzungen. Bis vor einigen Jahren gab es für jede DM-Teilnahme eine einzige Norm, deren Niveau anhand des Vorjahresniveaus relativ konstant in Teilnehmerfelder gemündet hat, die in den meisten Fällen weder zu klein noch zu groß waren. Planungssicherheit war also gegeben.

Wenn ein Athlet oder eine Athletin diese Norm erfüllt hatte, sorgte das gerade bei den Nicht-Top-Athleten für einen Motivationsschub. Man konnte sich in der weiteren Trainings- und Wettkampfplanung gezielt auf den Saisonhöhepunkt DM fokussieren und das Topereignis auch frühzeitig in die persönliche Jahresplanung einbeziehen.

Heute befinden sich lediglich die A-Norm-Erfüller in dieser komfortablen Situation und evtl. noch die, die sicher gehen können, notfalls auch eine Sonderzulassung ohne Norm zu bekommen.

Der für die Basis sehr wichtige Bereich der B-Normen befindet sich in dem kaum zu händelnden Dilemma, ob man noch zum Kreis derer gehört, die dann noch bis zur Höchstteilnehmerzahl nachrücken können. Die Höchstteilnehmerzahl ist dann am DM-Tag sowieso eine Größe, die niemals eingehalten wird, da viele TN für mehrere Wettbewerbe melden und entsprechende Startplätze blockieren. Andere nehmen vielleicht aus anderen Gründen (Krankheit, Verletzung  etc.) ihr Startrecht nicht wahr.

Die leidtragenden sind nicht wenige Sportler/innen, denen ihr DM-Start so verwehrt wird. Gerade in technischen Disziplinen, denen maximal 14 Startplätze zugestanden werden, kommen so mitunter Teilnehmerfelder zustande, die nicht einmal die Finalteilnehmerzahl von 8 erreichen.

Motiviert man so die Sportler/innen seiner Sportart?

Warum werden seit einigen Jahren nur noch 3 statt 8 Teilnehmer/innen zur Siegerehrung zugelassen. Vermutlich erhalten die Aktiven auf den Plätzen 4 bis 8 nicht  einmal mehr eine Urkunde für Leistungen, die für viele vielleicht der Höhepunkt ihrer  sportlichen Laufbahn sind.

Solche Teilnehmer/innen haben für ihre Leistungen höchsten Respekt verdient, der ihnen schlichtweg von Entscheidungen irgendwelcher Funtionäre aus der eigenen Sportart vorenthalten wird.

Es ist mehr als offensichtlich, dass man sich im DLV für die Basis in keiner Weise interessiert und man stattdessen immer wieder hofft, dass die immer wenigeren absoluten Leistungsträger die inzwischen permanent magere Meisterschaftsbilanz "retten" würden. Das geht immer häufiger schief! Der DLV rationalisiert sich durch unsinnige eigene Entscheidungen selbst eine größere Athletenbasis weg. Dafür gibt es keinerlei Zwänge, die von dritter Seite vorgegeben werden und auch finanziell führt das für den Verband zu keinerlei Mehrbelastungen - und es wäre so leicht hier wieder anders zu verfahren ...

100% Zustimmung, hätte ich nicht besser sagen können.
(29.08.2023, 14:38)muffman schrieb: [ -> ]Dass Leistungssport dann unattraktiver wird, kann ich absolut verstehen. Sie müssen so schon den ganzen Tag funktionieren. Dass die heutigen jungen Menschen nicht Leistungsbereit sind deckt sich so gar nicht mit meinen Erfahrungen aus der Schule und im Verein.

Gute Analyse. Der Leistungsdruck und die Zukunftsangst sind in den anderen Bereich so groß, dass die Ressourcen für den Leistungssport fehlen. Deshalbb brechen auch so viele junge Talente Ihre leistungsportliche Karriere ab, die haben das Gefühl, sie könnten es sich nicht leisten, in der Phase zwischen 18 und 23 den Sport zu priorisieren. Und ständig wird weiter Druck und Angst gemacht. Die Leichtathletik allein kann das Problem nicht lösen, und es betrifft ja auch viele andere Kulturbereiche.
Volle Zustimmung. Vor allem sorgt der Verband mit eben jener Problematik für zwei Dinge, die er eigentlich selbst kritisiert:
1. Die unsichere Qualifikationslage inkl zT Intransparenz bei Sonderzulassungen ist so etwas wie unsere nationale Version der Weltrangliste
2. Die verkleinerten Teilnehmerfelder (gepaart mit der Nicht-Beachtung in der Athletenvorstellung) von Athleten der zweiten Reihe und eigentlich aller Vereine, reduziert deren Wahrnehmung, was direkte Folgen auf Sponsoring-Einnahmen für die Vereine hat. Der eine Starter bei Deutschen ist oft das, was die lokale Firma auch weil die Person dann das eine Mal im Jahr in der Zeitung ist etc. dazu bewegt, Geld in den Verein zu stecken. Ich kenne mehrere Fälle wo das weggebrochen ist und dadurch Geld für Übungsleiter oder Trainingslager fehlt. Indirekt wird dem Sport so also (privatwirtschaftliches) Geld entzogen, wo man doch gerade zu Recht beklagt, dass zu wenig Geld für den Sport da ist
(30.08.2023, 07:32)Reichtathletik schrieb: [ -> ]Volle Zustimmung. Vor allem sorgt der Verband mit eben jener Problematik für zwei Dinge, die er eigentlich selbst kritisiert:
1. Die unsichere Qualifikationslage inkl zT Intransparenz bei Sonderzulassungen ist so etwas wie unsere nationale Version der Weltrangliste
2. Die verkleinerten Teilnehmerfelder (gepaart mit der Nicht-Beachtung in der Athletenvorstellung) von Athleten der zweiten Reihe und eigentlich aller Vereine, reduziert deren Wahrnehmung, was direkte Folgen auf Sponsoring-Einnahmen für die Vereine hat. Der eine Starter bei Deutschen ist oft das, was die lokale Firma auch weil die Person dann das eine Mal im Jahr in der Zeitung ist etc. dazu bewegt, Geld in den Verein zu stecken. Ich kenne mehrere Fälle wo das weggebrochen ist und dadurch Geld für Übungsleiter oder Trainingslager fehlt. Indirekt wird dem Sport so also (privatwirtschaftliches) Geld entzogen, wo man doch gerade zu Recht beklagt, dass zu wenig Geld für den Sport da ist

+1

Außerdem fehlt damit auch automatisch die Aufmerksamkeit in der lokalen Presse die dann auch Mitglieder generieren kann.
(30.08.2023, 08:30)muffman schrieb: [ -> ]
(30.08.2023, 07:32)Reichtathletik schrieb: [ -> ]Volle Zustimmung. Vor allem sorgt der Verband mit eben jener Problematik für zwei Dinge, die er eigentlich selbst kritisiert:
1. Die unsichere Qualifikationslage inkl zT Intransparenz bei Sonderzulassungen ist so etwas wie unsere nationale Version der Weltrangliste
2. Die verkleinerten Teilnehmerfelder (gepaart mit der Nicht-Beachtung in der Athletenvorstellung) von Athleten der zweiten Reihe und eigentlich aller Vereine, reduziert deren Wahrnehmung, was direkte Folgen auf Sponsoring-Einnahmen für die Vereine hat. Der eine Starter bei Deutschen ist oft das, was die lokale Firma auch weil die Person dann das eine Mal im Jahr in der Zeitung ist etc. dazu bewegt, Geld in den Verein zu stecken. Ich kenne mehrere Fälle wo das weggebrochen ist und dadurch Geld für Übungsleiter oder Trainingslager fehlt. Indirekt wird dem Sport so also (privatwirtschaftliches) Geld entzogen, wo man doch gerade zu Recht beklagt, dass zu wenig Geld für den Sport da ist

+1

Außerdem fehlt damit auch automatisch die Aufmerksamkeit in der lokalen Presse die dann auch Mitglieder generieren kann.

Gute Ergänzung. Fügt sich auch in das Bild: Nach oben hin sich sorgen, dass die LA ohne TV-Übertragung an Sichbarkeit verliert und so keinen Nachwuchs anlockt nach unten hin im lokalen (wo ich glaube die Sichtbarkeit noch bedeutender ist) dieses Problem ignorieren bzw. sogar schaffen.

Ein Problem ist, dass gegenseitig mit dem Finger aufeinander gezeigt wird. Ist mir schon häufiger begegnet, wenn ich Probleme wie die genannten beschreibe heißt es von DLV-nahen Leuten: "Da müsst IHR schauen, dass IHR Lösungen findet; Da müsst IHR mehr Werbung für Nachwuchs machen." Gleichzeitig sagen "wir" an der Basis, was "die da oben" anders machen müssten. Was allen fehlt ist mehr Dialog und mehr Verständnis für die Beweggründe aber auch Probleme der anderen. Nur so kann man bessere Urteile und Entscheidungen treffen. Einen Unterschied gibt es nunmal doch: Die Entscheidungen der Spitze haben viel schneller Auswirkungen auf die Basis als andersherum.
(30.08.2023, 08:30)muffman schrieb: [ -> ]Außerdem fehlt damit auch automatisch die Aufmerksamkeit in der lokalen Presse die dann auch Mitglieder generieren kann.

In der hiesigen lokalen Presse erscheinst Du auch dann nicht, wenn Du Deutscher Jugendmeister geworden bist...

Dank der Konzentration im Zeitungssektor gibt es kaum noch eine Lokalredaktion - und Lokalsport ist zu 99% Lokal-Fußball
(30.08.2023, 07:32)Reichtathletik schrieb: [ -> ]2. Die verkleinerten Teilnehmerfelder (gepaart mit der Nicht-Beachtung in der Athletenvorstellung) von Athleten der zweiten Reihe und eigentlich aller Vereine, reduziert deren Wahrnehmung, [...]

Das kann ich so nicht bestätigen. In den technischen Disziplinen ist in den letzten Jahren immer eine Voll-Vorstellung erfolgt. Bei den Vorläufen gab es ab und zu mal Abstriche, also nur eine Teil-Vorstellung der Laufbesten.
Was davon im Fernsehen und im Livestream gezeigt wird, wenn es "re-live" ist, entzieht sich meiner Kenntnis.

Fakt ist, dass die mobilen Kameras i.d.R. jeden Sprung und jeden Wurf filmen. (In Kassel waren wir beim Männer-Diskus zu schnell und das Fernsehen hat uns eingebremst, weil sie keine Zeit für Wiederholungen hatten, der Kameramann hat versucht, jeden Athleten vom Käfig zu seinem Trainer zu begleiten, war sehr schwer in der Hitze.) Das Potenzial, alles zu zeigen, ist schon jetzt da!
(30.08.2023, 09:05)diwa schrieb: [ -> ]
(30.08.2023, 08:30)muffman schrieb: [ -> ]Außerdem fehlt damit auch automatisch die Aufmerksamkeit in der lokalen Presse die dann auch Mitglieder generieren kann.

In der hiesigen lokalen Presse erscheinst Du auch dann nicht, wenn Du Deutscher Jugendmeister geworden bist...

Dank der Konzentration im Zeitungssektor gibt es kaum noch eine Lokalredaktion - und Lokalsport ist zu 99% Lokal-Fußball

Wie anders das noch in den 1990 Jahren war Exclamation
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