21.02.2017, 23:11
(20.02.2017, 10:46)Gertrud schrieb: Ich habe mich hier im Forum immer wieder für eine Änderung der deutschen Sprintmethodik "im 30jährigen Schlafmodus" ausgesprochen. Man hat anscheinend verändert - und das ist gut so!!! Ich spreche mich im Forum seit Jahren für ein adäquates Krafttraining aus - und auch da bin ich sicher, werde ich Followers haben!!!![]()
Ich verändere erst einmal im kleinen Kreis und durch meine Verbindungen - auch teilweise im Ausland. Ich bin sicher, dass der DLV mitliest und auch Anregungen aufnimmt. Auch das ist gut so!!!

Jetzt stehen aus meinem bescheidenen Blickwinkel noch drei Dinge aus:
1. Das Verletzungsproblem im Männersprint in den Griff kriegen, vllt. auch vor Ort Trainingsphilosphien überdenken (wir hatten mal das Video von Keller mit der mangelhaften AUsführung der Kniebeuge - zu viel Gewicht, zu viel Ehrgeiz und dadurch Technikfehler hier im Forum diskutiert)
2. Die Trainingsmethodik auch im Langsprint verbessern, um auch hier das Niveau des Kurzsprintes zu erreichen. Die Ergebnisse sind aber zumindest schon besser als letzten Winter, vllt auch, weil man sich mit dem britischen Ex-Nationaltrainer einen neuen Bundestrainer ins Boot geholt hat, der u.a. die Einfachperiodisierung zum neuen Standard im Langsprint erklärt hat. Neuerungen im Energiebereich wären ebenfalls angebracht.*
3. Verstärkt die Trainer im Nachwuchsbereich fortbilden und mit den neuen TM vertraut machen, sodass weniger Hoffnungen schon im Jugendalter "versaut" werden.
*Im DLV wird z.B. im "Aufbautraining Sprint", einem vom DLV herausgegebenen Standardbuch zum U18- und U20-Training im Sprint (incl. Hürde) wird die Methodik propagiert, im Kurz- und Langsprint in der U18 I3-Läufe, in der U20 I2-Läufe und in der U23 I1-Läufe einzuführen. Argumente sind die stärkere mechanische Belastung des Bewegungsapparates und andereseits die hohen Laktatwerte. Beide Einflussfaktoren sollten behutsam implementiert werden um die Leistungsentwicklung nicht zu hemmen und keine frühzeitigen Verschließerscheinungen am passiven Bewegungsapparat zu produzieren.
Mir persönlich (und ich kann meine Gedanken da nicht durch Empirie und Evidenz, sondern nur durch physiologische Überlegungen begründen), stoßen dagegen folgende PUnkte auf:
-I3-Läufe sind relativ unspezifisch; sie lehren den Körper, lange zu laufen, aber nicht, lange zu sprinten. Wir wollen nciht nur die Laktattoleranz trainieren, sondern auch die Geschwindigkeit des anaerob-glyolytischen Stoffwechsels (limitierender Faktor ist das Enzym Glykogenphosphatase, welches Glykogen in Glucosephosphat umwandelt, das dann weiter verstoffwechselt wird und durch bestimmtes Training in seiner Konz. erhöht werden kann) und die Fähigkeit des ZNS, bei hohen Sprintgeschwindigkeiten weniger schnell zu ermüden. Wer im Wettkampf lange sprinten können will, muss auch im Training lange sprinten.
-Die Laktatkonzentration ist nicht zwangsläufig I1>I2>I3. Wenn ich 60m-Läufe im I1-Bereich mache, habe ich bei entsprechender Pausengestaltung geringere Laktatwerte als bei 300m-Läufen im I3-Bereich. Ich finde, man sollte eher nach Laktatwerten und nicht nach Intensität gehen. Das andere Argument, dass die mechanische Belastung höher ist, kann ich so nicht akzeptieren - dann düfte man auch kein Schnelligkeitstraining, Sprungkrafttraining und schon gar nicht Hoch- und Dreisprung in der U18 und U20 trainieren.
Mein Vorschlag daher für den Langsprint:
-Umfangsgebolze abschaffen
-I3 und NI als ergänzende Inhalte für GA in die allg. GP und mit 1- im Langsprint 2 Einheiten in den spez. Phasen begleitend ab einem Wochenumfang von 6-8 Einheiten je nach Bedarf; bei niedrigeren Wochenumfängen GA über die Umfänge nebenbei erarbeiten
-I2 in der spez. GL-Phase, I1 in der spez. Vorb.-Phase und WK-Phase von U18 an
-über die Altersklassen hinweg ein short-to-long-approach wie folgt:
-U18: 30- bis 80-m-Läufe im alaktaziden (P 3-4min) Bereich (ASSE), laktaziden Bereich (P 1-2min, GSSE), normales Schnelligkeitsausdauertraining (80-150m) - alles umfangsarm, aber mit hoher technischer Qualität (frühzeitig lernen, lange technisch sauber durchzusprinten)
-U20: Zusätzlich Special Endurance I (150-300m im Bereich I1 bis I2), höhere Laktatwerte als bei 80-150m I1-I2
-U23: zusätzlich special endurance II (300-600m im Bereich I1 bis I2), höhere Laktatwerte als Spec. End. I
Im Kurzsprint bin ich noch etwas ratlos. SE II braucht man da sicher nicht. SE I schon in der U20 oder erst U23? Jugend nur lernen, 60-150m-Läufe schnell zu machen, mit steigenden Umfängen?