12.01.2025, 15:15
(12.01.2025, 10:45)MikeStar schrieb: Auch ändert sich der Zeitgeist und Methoden, die früher gesellschaftlich akzeptiert waren, werden heute verpönt oder bestenfalls stillschweigend geduldet, solange der Erfolg stimmt und niemand aufbegehrt. Teilweise reicht ja schon ein falsches Wort oder eine Beschwerde um einen bis eben angesehenen erfolgreichen Trainer ins Abseits zu stellen.
Auf der einen Seite werden Erfolge gefordert, auf der anderen Seite besteht gefühlt der Anspruch auch jenen gerecht zu werden, die das Prinzip des leistungsorientierten Sport nicht nahestehen, ggf. auch weil es notwendig ist um den Ruf des Vereins nach außen nicht zu schaden.
Steht man dann noch in Konkurrenz zu Teams, welche dem Erfolg alles unterordnen, wird es schwierig an der Spitze mitzuhalten.
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Aus meiner Sicht ist auch die Frage entscheidend, wie weit Sportler bereit sind sich für den Erfolg aufzuopfern, bzw. unterzuordnen. Hier stellt sich dann auch die Frage, was als akzeptable Methoden und was als Misshandlung anzusehen ist.
Wenn in einem Team von, sagen wir 10 Sportlern, 8 herausragende Ergebnisse erzielen, zwei davon das Training als menschenverachtend, 2 davon als grenzwertig und 4 als hart aber in Ordnung bewerten und im Vergleich dazu in einem anderen Team von 10 Sportlern nur 4 herausragende Ergebnisse erzielen, dafür aber alle sagen, das Training sei super, welcher Trainer ist besser? Kann man das überhaupt bewerten?
Wir müssen meiner Meinung auch fair und offen sagen, dass es Menschen gibt, die - solange der Erfolg stimmt - bestimmte Methoden akzeptieren und erst wenn es für sie nachteilig wird, anfangen diese Methoden zu kritisieren und dann auch auf persönliche Ebene gehen, teils sicherlich um Missstände offen zu legen, aber auch um sich in gewisser Weise zu rechtfertigen.
Das finde ich offen gestanden naiv bis verharmlosend. Es hat doch nichts mit Zeitgeist zu tun, dass bestimmte Praktiken zurecht auch endlich, wenngleich zu wenig, angeprangert werden – auch auf "Kosten" von (wie ich denke ohnehin nur kurzfristigen) Erfolg.
Missbrauchsskandalen in der Kirche begegnet man doch auch nicht mit "da hat sich der Zeitgeist verändert".
Nur weil früher mehr darüber hinwegsehen wurde wenn Athletinnen dazu gedrängt werden zu wenig zu essen oder in Kauf zu nehmen, dass ihre Periode ausbleibt oder es "normal" war dass man als Gegenleistung im Abendkleid essen gehen muss, ist es doch auch damals nicht ok gewesen!
Und wenn Jugendlichen mit unangemessenen Trainingsmethoden kaputt gemacht werden sollte man sich nicht sagen "ja einige kommen ja durch, für die war es eben passender als für andere".
Aber wie sind wir auf diese Debatte überhaupt gekommenen? Weil Gertrud zurecht sagt, man sollte Trainer nicht nur nach Erfolg sondern auch nach Gesundheit bewerten. Und ich sage, man sollte sie mindestens genauso dringend auch nach Gesundheit in diesen Aspekten bewerten, einige ggf sogar aus den Verkehr ziehen und nicht erst warten bis wie im Turnen zig Athleten in die Öffentlichkeit gehen.