(11.01.2025, 23:08)CoachnEngineer schrieb: Abschliessend nach dieser ewig langen Meinungsäußerung noch ein Beispiel:
Ich schaue subjektiv aus meiner Sicht auf Louisa Grauvogel. Ich kenne sie persönlich nicht.
Ich bin überzeugt, dass sie von Gertrud auf der trainingsmethodischen und verletzungsprophylaktischen Seite so gut bedient worden ist, wie es niemand sonst in Deutschland aktuell hätte leisten können. Aber es hat letztlich nicht zum Erfolg geführt, auch weil mE der offenbar schwierige psychologische Aspekt in dieser Zusammenarbeit nicht optimal gestaltet war. Ich betreibe dazu keine Ursachenforschung oder Schuldzuweisung, da ich auch die Hintergründe über das was in de Presse zu lesen war hinaus nicht kenne. Aber möglicherweise hätte dieses Defizit durch Unterstützung und Vermittlung von entsprechend ausgebildeten Fachleuten (und ich meine hier keine Sportpsychologen) beseitigt werden können und Louisa hätte ihr volles Potential entfalten können.
Jetzt reicht es aber... noch einen guten Abend.
Deine Spekulationen sind absolut falsch. Darauf muss ich einfach antworten. Ich habe das im Detail bisher nicht getan und ich räume hier doch einmal mit verdrehten Tatsachen auf. Als ich mich mit Louisa in Ratingen mal unterhalten habe und sie sehr traurig wegen ihres Fußproblems war, hat eine gewisse Person unser Gespräch argwöhnisch beobachtet. Dann nahm die Familie Grauvogel irgendwann Kontakt zu mir auf. Ich erhielt darauf einen Anruf von Louisa, worin sie mich fragte, ob ich sie trainieren wolle. Ich war zu dem Zeitpunkt kreislaufmäßig enorm angeschlagen und habe zunächst gezögert, weil Krebs auch durch Stress entsteht.
Danach ergab sich die Zusammenarbeit mit Dirk Zorn. Louisa kam dann regelmäßig zur mir nach Marl. Ich war auch wenige Male in Köln, um mir z.B. die Geräte in dem Studio, in dem sie trainierte, anzuschauen und habe dann einen Herrn dort gebeten, die Aufsicht während Louisas Training zu übernehmen. Wir haben uns übungsmäßig abgestimmt. Er machte auf mich einen sehr versierten Eindruck. Sie hat auch einmal nahe der Sporthochschule im Wald Hürdentechnik an meinen eigenen zusammenklappbaren Hürden trainiert. Die Halle in Leverkusen durfte sie ja nicht mehr zum Training nutzen. So sieht die Anschlussförderung in Deutschland für Ex-Kaderathletinnen aus.

Mir wurde nach dem Wechsel von Leverkusen nach Dormagen aus der Leverkusener Ecke nachgesagt, dass ich sie zu diesem Vereinswechsel angestiftet habe, was eine glatte Lüge war. Ich hatte immer sehr gute Kontakte nach Leverkusen und auch sehr schöne Erinnerungen an meine Zeit dort im Verein. Die alten Strategen bilden noch heute eine schöne Gemeinschaft und haben insgesamt bedauert, was aus diesem tollen Verein geworden ist. Ich habe überhaupt keinen Druck zum Vereinswechsel gemacht. Da mit Dirk Zorn ein Trainer von Dormagen im Team war, hat er darauf bestanden, dass sie sich aus Versicherungsgründen für ihn dem Verein anschließen solle. Ich habe daraufhin den Verein angeschrieben, dass man mir einen kleinen Betrag aus Versicherungsgründen geben solle. Ich habe nicht eine einzige Trainerstunde dort bezahlt genommen. Das nur mal zum Vorspann. Dirk wollte keinen Trainingsplan schreiben; also habe ich die Sache übernommen, weil ich auch die meisten Erfahrungen in MK-Trainingssachen und im Verletzungsbereich hatte.
Es lief zunächst wirklich gut nach Plan. Wir hatten ausgemacht, dass Louisa bis Leverkusen an der Hallensaison teilnimmt und sich dann sehr gezielt auf den MK in Ratingen vorbereiten sollte. Ich hatte 6400-6500 Punkte als Ziel formuliert. Als sie mit zweimal 8,20sec und neuer BL im Kugelstoßen recht gute Ergebnisse in Leverkusen erzielte, kam auf einmal von Dirks Seite, dass es doch verständlich sei, dass sie sich für die Hallen-WM qualifizieren wolle. Folglich nahm sie gegen meinen Willen in Karlsruhe und bei den DHM in Leipzig teil. Ich hatte mir das anders vorgestellt. Louisa sagte dann zu mir, dass Karlsruhe für mich gesundheitlich zu viel sei. Daraufhin soll Dirk mit der Bahn nachgereist sein. Louisas Freund sagte dann beschwichtigend, dass Dirk vornehmlich wegen Duplantis zum Zuschauen hingefahren sei. Es ging da schon bergab. Unser Verhältnis war ab da nicht mehr so, wie es vorher lief. Ich habe Louisa in den zwei Wochen vor den DHM in Leipzig nicht einmal im Hürdenlauf betreut. Sie ist zu Dirk Zorn nach Dormagen gefahren, weil sie gegen die Jungen angeblich laufen wollte. Beckers hatte ja auch lange wegen einer Hamstringverletzung ausgesetzt. Sein Kugelstoßer hatte wohl enorme Handverletzungen und jetzt einen Pectoralisriss, wie ich hörte. In Verletzungsprophylaxe macht mir so schnell keiner etwas aus dem Trainerbereich vor. Auch im technischen Bereich recherchiere ich viel.
Sie erklärte mir, dass sie vor den DHM die Technikarbeit nicht mehr brauche. Ich war kurz vor dem Platzen. Dann hat mich Louisa doch dazu bewegt, mit nach Leipzig zu fahren. Sie sagte, dass Dirk sie unten in dem engen Schlauch betreuen solle, weil ich ja krank sei. Als es dann von der Zeit her nicht wie gewünscht im Vorlauf lief, kam sie dann zu mir auf die Tribüne und fragte, was sie besser mache könne. Ich habe ihr gesagt, was sie zur ersten Hürde aggressiver im Finale machen müsse. Sie hat dann drei Hürden touchiert. Daraufhin kamen sie und Dirk nach dem Finale und Louisa sagte, dass sie zu nah an der ersten Hürde war; also mit anderen Worten, dass ich die Schuld habe. Es ließ mir nachts zu Hause keine Ruhe. Das Video war bereits im Internet und ich habe dann noch nachts an Dirk und Louisa gemailt, worin ich die Bestätigung durch das Video bekam. Sie war genauso weit von der ersten Hürde wie z.B. C. Roleder entfernt. Dirk sagte dann nur: "Ja, hast ja recht!" Die Technik war zu dem Zeitpunkt grottenschlecht, was mir eine Person aus dem Leipziger Schlauch schon dort nach der Aufwärmung bestätigt hatte.
Dann habe ich Dirk bei einem Training in Dormagen vertreten, als er zu einem Lehrgang war. Das habe ich getan, weil ich vorweg einen Anruf aus Dormagen erhielt, wobei mir eine Person sagte, wie lange meine Athletin bei den Ausführungen im Krafttraining noch überleben wolle. Ich habe dort mit ihr Weitsprung, Speerwurf und Krafttraining trainiert. Beim Weitsprung ging sie aufgrund neuer Übungen von mir ab wie ein Zäpfchen. Daraufhin hat der anwesende Freund sich am Handy zu schaffen gemacht und die Übungen an Dirk geschickt. Beim Krafttraining bin ich fast aus allen Socken gefallen, als sie eine einbeinige Kniebeuge dermaßen verletzungsträchtig durchgeführt hat. Der Freund, ein Medizinstudent, sagte dann noch, dass es doch nicht so schlimm sei. Auch er hat sich zunehmend eingeklinkt. Danach bin ich nach Hause zu meiner Cousine gefahren und hatte 186mm Hg Blutdruck. Mein Arzt hat sofort gemerkt, was los war und hat dann gesagt: "Sie wollen doch wohl noch nicht sterben?"
Was mir an Louisa auffiel, war, dass sie alles haben wollte. Leistungssport geht auch über ein gutes Zeitmanagement und teilweisen Verzicht. Sie fragte mich eines Tages, ob sie nicht am Sonntag um 8 Uhr morgens bei mir trainieren könne. Sie kam sonst nachmittags. Sie hatte mir vorher mal gesagt, dass sie meistens nur sechs Stunden Schlaf habe. Sie wollte am Sonntagnachmittag an einem Tanzkursus mit ihrem Freund teilnehmen. Ich sagte dann zu ihr, ob es nicht besser sei, das Wochenende mal zum Ausruhen zu verwenden. Das hat sie wahrscheinlich schon als Einmischung empfunden.
Es kam noch hinzu, dass Dirk und ich im Weit- und Hochsprung sehr unterschiedlicher Meinung waren. Er hat an der Armarbeit und Lattenüberquerung im Hochsprung gearbeitet. Sie hat nach wie vor den Fuß fast parallel zur Latte aufgesetzt und das bei ihrem Fußproblem, so dass ich einfach nicht mehr konform mit Louisa und Dirk war. Ich habe meinen Rückzug aus der Gruppe als die beste Lösung empfunden. Ich wollte auch nicht für Verletzungen verantwortlich sein, die sich noch ergeben hätten. Louisa hätte doch das Training bei Dirk weiterführen können. Ich hatte den Weg freigemacht.
Lustig war noch, als mir ein Sportverantwortlicher sagte, dass er sich nicht wundern würde, wenn aus der Ecke der Familie Grauvogel ein Bericht im TV erscheinen würde. Ich musste doch schmunzeln, als das wahr wurde. Es war schade, dass Louisa an einer Stelle falsch abgebogen war. Sie hätte in Ratingen nach meinem Plan gut ausgesehen. Manchmal braucht man für den Erfolg Verzicht und Geduld. Wer bei mir trainiert, muss wissen, dass meine "Fassade" auch mit meinem Inneren übereinstimmt. Ich arbeite nicht mit gezinkten Karten. Ich mache aber auch keine faulen Kompromisse und lasse mich nicht in die Ecke drängen, trainingsmäßig und verletzungsprophylaktisch sehr gut zu sein, aber pädagogisch zu versagen!!! Auch da bin ich entsprechend geschult. Man kann nicht jeden zu seinem Glück zwingen. Glück hat unterschiedliche Facetten. Ich definiere sportliches Talent immer als Summe im physischen und psychischen Bereich!!!


Ich wünsche Louisa für ihren Traumberuf wirklich alles Gute!!!
Gertrud