18.12.2024, 14:33
(18.12.2024, 13:24)Kyascaily95 schrieb: Also deine gelebte Erfahrung hätte ich gerne gemacht. Aus meiner Erfahrung heraus als Trainer kann ich sagen, daß Heimtrainern mitnichten Honig um den Mund geschmiert wird. Vielmehr war es bei mir so, daß wenn meine Athleten international erfolgreich waren, immer der Bundestrainer öffentlich als der für den Erfolg verantwortliche Trainer genannt wurde, weil er das Maß seiner Güte besaß, den Athleten in der UWV die Trinkflasche zu halten. Aber wehe dem, es lief mal bei einem Höhepunkt nicht wie gewünscht - da war natürlich der Heimtrainer der Schuldige. In meinem Fall ist es ein paar gute Jährchen her, aber viel anders kann es jetzt nicht sein, denn der besagte BT ist noch immer im Amt. Vielleicht gibt es da auch von Disziplin zu Disziplin Unterschiede, das mag ich nicht zu beurteilen.
Die überspitzte Floskel “Rentner auf dem Dort ohne Ausbildung aber mit Erfahrung” ist nicht nur völlig übertrieben, sondern auch despektierlich. Das Wort “Ausbildung” bedeutet nicht immer ein Hochschulstudium im Bereich Sport- und Trainingswissenschaften, sondern eben auch die Erfüllung des Mindestkriteriums, welches eine Vielzahl an Vereinen verlangen (nämlich einen Trainerschein) und zusätzlich auch noch das Interesse, sich selbst auf dem neuesten Stand zu halten, zu recherchieren (auch international) und sich mit Trainerkollegen auszutauschen über die von dir angeprangerten individuellen Erfahrungen. Warum das jetzt weniger wert sein soll als der Bundestrainer, der zwar regelmäßig an Trainerfortbildungen teilnimmt (weil er muss und es Teil seiner Arbeit ist), aber trotzdem weiterhin die Trainingspläne seinen Athleten vorlegt, die er damals als Aktiver in der DDR so abgearbeitet hat, erschließt sich mir nicht.
Da sind wir gar nicht weit auseinander. Was du beschreibst, würde ich so völlig unterschreiben. Deine im ersten Absatz beschriebenen Erfahrungen kenne auch ich und sind ein Unding! Und mit "Ausbildung" meine ich auch kein Studium, sondern eigentlich genau das, was du beschreibst: "einen Trainerschein und zusätzlich auch noch das Interesse, sich selbst auf dem neuesten Stand zu halten, zu recherchieren (auch international) und sich mit Trainerkollegen auszutauschen". Und genau das fehlt leider sehr häufig dann doch. Wenn du "über die Dörfer fährst" erlebst du nicht selten Absurditäten bis hin zu fast schon Körperverletzungen von Leuten, die mit Kindern ZWL machen, am Tag nach dem Wettkampf Schnelligkeitsausdauer ballern oder 200m in Schnell für Schnelligkeitstraining halten.
Deshalb habe ich so meine Bauchschmerzen, wenn über den grünen Klee "Heimtrainer" pauschal gelobt werden und "die da oben" im Verband immer die Bösen sind. Wie gesagt: Die Wahrheit ist da oft differenzierter. Es gibt hervorragende Trainer in der Peripherie (mein eigener war ein hervorragender "Rentner ohne Ausbildung" - aber mit B-Lizenz) und es gibt maximal anmaßende Verbandsvertreter. Es gibt aber auch sehr gute Bundes/Landes-Trainer und einige "Vereinsgrößen" die maximalen Mist produzieren, aber in Lokalpresse und auch von manchen Fans immer wieder als "Meistermacher" hochgeschrieben werden.