18.12.2024, 13:24
(18.12.2024, 10:10)Reichtathletik schrieb: Mir ist allgemein manchmal zu viel "Romantik" bei den "armen Heimtrainern". Nicht falsch verstehen, wir brauchen umbedingt mehr Vereinstrainer, gerade auch im Ehrenamt, und diese benötigen dringend mehr Anerkennung und Wertschätzung. ABER: Es wird so oft so getan, als seien die alle so viel Besser als die hauptamtlichen Kräfte die angeblich alles mit ihrem Fachwissen falsch machen, was die – überspitzt ausgedrückt – Rentner auf dem Dort ohne Ausbildung aber mit Erfahrung besser können. Auch hier liegt die Wahrheit doch dazwischen und es ist ein Miteinander notwendig, kein Gegeneinander. In der Ehrenamt-vom-Dorf-Romantik der/die "jemanden groß gemacht hat" klingt mir zu oft eine gewisse Professionalitäts-, Eliten- oder Wissenschaftsfeindlichkeit mit.
Also deine gelebte Erfahrung hätte ich gerne gemacht. Aus meiner Erfahrung heraus als Trainer kann ich sagen, daß Heimtrainern mitnichten Honig um den Mund geschmiert wird. Vielmehr war es bei mir so, daß wenn meine Athleten international erfolgreich waren, immer der Bundestrainer öffentlich als der für den Erfolg verantwortliche Trainer genannt wurde, weil er das Maß seiner Güte besaß, den Athleten in der UWV die Trinkflasche zu halten. Aber wehe dem, es lief mal bei einem Höhepunkt nicht wie gewünscht - da war natürlich der Heimtrainer der Schuldige. In meinem Fall ist es ein paar gute Jährchen her, aber viel anders kann es jetzt nicht sein, denn der besagte BT ist noch immer im Amt. Vielleicht gibt es da auch von Disziplin zu Disziplin Unterschiede, das mag ich nicht zu beurteilen.
Die überspitzte Floskel “Rentner auf dem Dort ohne Ausbildung aber mit Erfahrung” ist nicht nur völlig übertrieben, sondern auch despektierlich. Das Wort “Ausbildung” bedeutet nicht immer ein Hochschulstudium im Bereich Sport- und Trainingswissenschaften, sondern eben auch die Erfüllung des Mindestkriteriums, welches eine Vielzahl an Vereinen verlangen (nämlich einen Trainerschein) und zusätzlich auch noch das Interesse, sich selbst auf dem neuesten Stand zu halten, zu recherchieren (auch international) und sich mit Trainerkollegen auszutauschen über die von dir angeprangerten individuellen Erfahrungen. Warum das jetzt weniger wert sein soll als der Bundestrainer, der zwar regelmäßig an Trainerfortbildungen teilnimmt (weil er muss und es Teil seiner Arbeit ist), aber trotzdem weiterhin die Trainingspläne seinen Athleten vorlegt, die er damals als Aktiver in der DDR so abgearbeitet hat, erschließt sich mir nicht.
„Der Zufall ist Gottes Art, anonym zu bleiben.“ — A. Einstein