24.07.2023, 16:53
(24.07.2023, 16:19)longbottom schrieb:Vieles von dem was du sagst ist richtig. Und ich nehm für mich ja auch nicht in Anspruch Recht zu haben.(24.07.2023, 13:57)siebenschläfer schrieb: Kaum ein deutscher Athlet hat doch auch mal ein überraschendes Rennen auf dem Programm, wo er auch mal aus dem über Jahre erlenten Trott rausgeht. Man läuft in Pliezhausen zum Saisonauftakt, dann Karlsruhe, Rehlingen, Pfungstadt, Dessau und Heusden. Auf der anderen Seite gibt es dann Athleten wie Elliot Giles, der z.B. dieses Jahr schon 13 Rennwochenenden hinter sich hat, und dabei einen komplett anderen Rennkalender hat, als vergangenes Jahr.
Der Vergleich hinkt mir zu stark. Giles, mit einer 800m PB von niedrigen 1:44 und immerhin EM-Bronze auf dem Konto, kommt viel leichter in unterschiedliche Meetings als die deutschen Athleten mit einer 1:46 oder von mir aus auch 3:36 über die 1500m. Da müssen manche einfach nehmen, was sie kriegen können.
Und um mal die Deutschen zu nehmen, die international eher in schnellere Felder kommen. In seiner letzten vollständigen Saison (2021) war Farken neben DM, Olympia und Team-EM noch in Rehlingen, Luzern, Budapest, Pfungstadt und Padua am Start. Das erscheint mir eine bunte Mischung. Zumal man bedenken muss, dass er damals noch keine 3:32 vorweisen konnte.
Bartelsmeyer ist zum großen Teil in den USA unterwegs. Bei Marc Reuther waren es vergangenes Jahr Chorzow, Samorin, Marseille und Leverkusen neben EM, WM und DM. Auch quer verteilt in Europa. 2021 waren es u.a. Chorzow, Turku, Pfungstadt und Schifflange.
Und es sind dann zwar schon die Hindernis, wo Deutschland nicht unbedingt eine kleinere Leistungsdichte als GBR hat, aber um mal Bebendorf als einen der etwas Stärkeren hinzunehmen: 2022 neben den Meisterschaften Ostrava und Bergen (Hindernis) und dieses Jahr Hindernis bisher in Turku, Dessau, Budapest. Über 1500 Meter ist er zudem 2022 noch in Dessau, Rehlingen, Berlin und Pfungstadt gelaufen. Da passt Deine Auflistung schon eher, aber es war halt auch nur die Nebenstrecke.
Es ist zudem, wie hier auch schon gesagt wurde, ein Trugschluss zu glauben, dass andere Rennen weniger gepaced werden. Auf den Mittelstrecken kommen ja jetzt gerade bei den größeren Meetings sogar noch die mitlaufenden Lichter am Bahnrand hinzu. Nichts davon soll dazu beitragen, es den Läufern schwerer zu machen, damit sie taktisches Laufen lernen.
Generell, wie soll das gehen, wenn es abseits von Meisterschaften größtenteils nur noch auf die Zeiten ankommt? Das fängt schon bei den hochgesetzten nationalen und internationalen Normen an und hört bei den gefühlten hundert Weltrekordversuchen pro Jahr auf.
Dennoch bin ich wirklich der festen Überzeugung, dass ein abwechslungsreicher Rennkalender, bei dem man mal aus seiner Blase rauskommt jedem Athleten gut tut. Und auch wenn man nehmen muss was man kriegt, kann man durchaus woanders laufen, als in Deutschland. Und klar, Bartelsmeyer etc. nehme ich von dieser Kritik aus, denn ich beziehe mich auf die Athleten, die im DLV-System sind, also hauptsächlich die, die direkt am Bundesstützpunkt trainieren.
Das Pacen an sich habe ich auch nicht kritisiert, nur dass die Rennen in Deutschland zu sehr auf die deutschen Athleten zugeschnitten werden.
Darf ich dich denn fragen, was du für Schwachstellen im deutschen Mittelstrecken-System siehst? Oder denkst du das passt alles schon so? Denn dass der Abstand, gerade auf der Mittelstrecke, zwischen Deutschland und anderen Ländern, mit ähnlicher Größe und Leichtathletik-Präsenz größer wird, ist kaum zu übersehen m.E. Ich frage das in dem Bewusstsein, dass wir alle wohl nur Vermutungen abgeben können
