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Normale Version: ISTAF Berlin 2017 - 27.08 (9:11,85 Krause DR / Koko 3:58,92)
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Ich glaube, dass Klein sich bei der DM nicht so richtig getraut hat. Sie wusste nicht genau, wann sie angreifen sollte und was Krause drauf hat und dann wurde es im Spurt halt sehr knapp gegen sie. Und natürlich hätte eine zu frühe Verschärfung auch nach hinten los gehen können, da sie an diesem Tage sicher im Vermögen sehr nahe beieinander waren. Es war sicher kein direkter taktischer Fehler und hätte ebensogut andersrum ausgehen können, ich vermute aber, dass Klein eher gewonnen hätte, wenn sie früher verschärft hätte, da Krause eben schon ein Rennen vom Vortag in den Beinen hatte und es wohl sehr heiß war.
In Taipeh bei anscheinend subtropischer Schwüle ist Klein den letzten km unter 2:50 (nachdem es vorher recht gemütlich, ähnlich wie bei der DM, war) und die letzten 200 um/unter 30 sec. gelaufen.
(08.09.2017, 10:31)Jo498 schrieb: [ -> ]Sie wusste nicht genau, wann sie angreifen sollte und was Krause drauf hat und dann wurde es im Spurt halt sehr knapp gegen sie.

Entweder vorbei oder hinten bleiben, aber nicht im vollen Spurt auf Bahn 2 laufen. Das wurde Klein zum Verhängnis.
Ehrlich gesagt hätte Geas aber auch nur die wenigsten zugetraut, so einen Spurt hinzulegen.
Ich habe auf youtube nochmal die letzten beiden Runden der DM angesehen. Sie haben das Tempo schon verschärft, ohne dass ich genau sehen könnte, ob das auf Klein oder Krause zurückgeht. Drei letzte Runden laut Bildschirmanzeige: 75 72 (knapp)62, letzte 1000 2:50,7. Klein läuft zwar zu lange (mehr als die gesamte letzte Runde) parallel, aber ich glaube, sie kommt tatsächlich nicht vorbei, da hätte sie vielleicht nochmal kurz dahinterbleiben sollen. Dann sind zwei Überrundete im Wege, die erste kurz vor der Zielgeraden eher zu Lasten Kraus', die zweite kurz vor dem Ziel dann eher zu Lasten Kleins. In Taipeh haben die anderen Läuferinnen ja praktischerweise auf dem letzten Kilometer Tempo gemacht, so dass sich eine kleine Gruppe absetzen konnte, die Klein dann 200m vor Schluss stehengelassen hat.
(08.09.2017, 11:46)aj_runner schrieb: [ -> ]Ehrlich gesagt hätte Geas aber auch nur die wenigsten zugetraut, so einen Spurt hinzulegen.


Warum sollte man Gesa in einem solchen Rennen keinen guten Spurt zutrauen?

Natürlich kann sie nicht mehr gut spurten wenn sie vorher 4600m im 3er Schnitt läuft. Aber ein langsames Rennen ist eben eine andere Geschichte. Und eine Ayana kann nach 4600 im 3er schnitt noch besser spurten als Krause, selbst wenn ihre Grundschnelligkeit womöglich geringer ist als Krauses.

Viele können Gesas Spurtfähigkeiten vermutlich nicht gut einschätzen, weil sie selten in langsamen Rennen läuft.

@Jo498
Klein hat bis Taipeh denke ich auch dank der guten WM noch einmal einen großen Sprung nach vorne gemacht, nicht nur physisch, sondern auch was die mentale Stärke angeht. (Zeigt auch wieder, wie wichtig es ist, möglichst viele AthletInnen zu solchen internationalen Höhepunkten mitzunehmen, damit sie Erfahrungen sammeln können).
Aber auch physisch: Das Rennen in Taipeh ist schneller, der letzte km schneller, und die Bedingungen härter schwülwarm, aber Klein spurtet imo besser als in Erfurt - zugegeben gegen weniger erfahrene und leistungsstarke Gegnerinnen. (Und musste nicht einmal alles geben). Daher kann man die Rennen nur bedingt miteinander vergleichen.

Aber wie gesagt, Krauses Spurt sollte man nicht unterschätzen, dennoch sehe ich sie für nächstes Jahr als Nr 3. der deutschen (Bahn-)Langstrecklerinnen hinter Koko und Klein.

Und nochmal was zur falschen Gleichung Unterdistanzstärke=Spurtstärke, die leider auch von vielen ahnungslosen Kommentatoren immer wieder postuliert wird: Judd hat eine 1'59 über 800 stehen und wird in Taipeh von Klein (800 2'01) abgeledert und am Ende auch von O'Connel überlaufen, die auch grundlangsamer ist.

Das wichtigste für den Spurt auf Mittel- und Langstrecke ist außer in extrem langsamen Rennen IMMER die spezifische Ausdauer, NICHT die Grundschnelligkeit, die erst zum tragen kommt, wenn man nah genug dran bleiben kann und dann  noch Kraft zum spurten hat, weil die Ausdauer stimmt.

Gruß

C
(08.09.2017, 10:06)DerC schrieb: [ -> ]Nix für ungut, aber aus meiner Sicht leider weitgehend eine Fehleinschätzung…

Doch für ungut - und das völlig zu recht! Big Grin Weder kannte ich die Zeiten von Krause auf den Kurzstrecken (sind wirklich nicht schlecht), noch kenne ich ihr Training und den Fokus…

Ich hatte mich gefragt wieso zum Saisonende die 800m? Ich kannte dies von Bekannten von früher, die genau solche Rennen vor Toresschluss liefen, im Bereich auf den der Trainingsfokus während des Winters liegen sollte. Krause wird ganz sicher nicht auf 800m umsteigen, vielleicht soll auch einfach nur der Erfahrungsrahmen bei der Laufgestaltung verbreitert werden? Klosterhalfen läuft praktisch "alles" und sie lernt dabei, in einigen Jahren wird sie mit der gewonnen Erfahrung sicher taktisch besser laufen. Vielleicht wird uns Krause oder ihr Trainer ja mal an ihren Gedanken teilhaben lassen. (Eher nicht… Angel ) Auf der anderen Seite, vielleicht ist allein scohn diese "Hineininterpretierei" zu viel des Guten und sie wollte sich einfach mal ausprobieren?
(08.09.2017, 13:06)lor-olli schrieb: [ -> ]Auf der anderen Seite, vielleicht ist allein scohn diese "Hineininterpretierei" zu viel des Guten und sie wollte sich einfach mal ausprobieren?

Meine Interpretation ist: Sich die fällige PB mal abholen, und damit die Saison noch stärker positiv abrunden. Also auch nochmal ein wenig Kompensation für die unglücklich gelaufene WM. Und auch nochmal eine Bestätigung dafür, dass die Form wirklich da war. Es ist ja auch für einen langen Spurt über 3k hindernis nicht unwichtig, was sie auf den 800 kann.
Die Entscheidung für Pfungstadt hat sicher auch mit ihren hessischen Wurzeln und den hessischen Beziehungen von Heinig zu tun, dort konnte vermultich leicht ein passendes Rennen mit guten Tempomachern für sie gestaltet werden. Und die 800 sind ideal, da hat man kaum Zeit zum Nachdenken und wenn die pace auf der ersten Runde stimmt läuft das wenn man in guter Form auf Zeit läuft (800 taktisch ist ne ganz andere Baustelle).

Ist auch schön in Pfungstadt zu laufen, bin ich auch schonmal PB gelaufen, glaube nicht über 800 aber egal. Ein kleines, schönes Oldschool Meeting für das auch Amateur-LäuferInnen durchaus mal 200km aus Nordhessen anreisen.

Krause hat neulich im Interview mal die interessante Bemerkung gemacht, dass ihr die 5k gefühlt schon zu lange sind. Ich vermute sogar, dass ihr die 3k Hindernis wegen der Struktur durch die Hindernisse kürzer vorkommen als 3k flach. Sie läuft ja auf den Flachstrecken häufiger die Unterdistanz und das hat sicher auch mit diesen Vorlieben zu tun. Das Halbmarathondebut ist ja auch nichts geworden. Und die 5000 in Shanghai waren eher unter Wert.

Falls sie mal ernsthaft auf längere Strecken hochwechseln wollte, wird sie sich denke ich schwer tun. Bei den Männern gibt es ja einige die es von 3k Hindernis zu 10000 und auch zum Marathon geschafft haben. Aber Krause müsste dafür ihre Mentalität ändern und das ist sehr schwer.

Am einfachsten ist es für Läufertypen wie Krause, die längeren Strecken etwas langsamer anzugehen und sich dann hintenraus zu sagen, das sind ja nur noch 1500 oder 1000 m die gehen jetzt auch noch. Daher war ein DL-Meeting vermutlich die falsche Entscheidung. Sie hätte lieber in Karlsruhe mit Klein laufen sollen, zu dem Zeitpunkt hätte sie Klein womöglich hintenraus noch geschlagen.

Dabei denke ich, dass sie körperlich das Talent für die ganz langen Strecken hätte, aber wenn die Mentalität nicht passt wird das nichts. (Siehe z. B. Baumann und der Marathon).

Auch deshalb wünsche ich Krause noch viel Erfolg auf den Hindernissen, denn da Heinig Marathontrainer ist, läge es nah den Wechsel irgendwann zu versuchen, aber ich wäre da sehr vorsichtig.

Also für mich ist das Form ausnutzen zum PB sammeln fürs Ego - gar nicht negativ gemeint. Habe ich – auf meinem bescheidenen Amateurniveau – auch gerne gemacht. Gerade wenn man zu einer Saison einen großen Formsprung gemacht hat kann man über eine breite Palette von Distanzen Bestleistungen "abholen" … aus dem Mehrkampf kennst du das vielleicht auch. Als Jugendlicher habe ich immer Anfang der Saison einen Mehrkampf gemacht und da purzelten dann bei Traumwetter die Pbs wenn man im Winter gut trainiert hatte.

Gruß

C
800 war die älteste einigermaßen relevante Bestzeit (d.h. eine deutliche Verbessserung war sehr wahrscheinlich), sie ist aber gleichzeitig zu weit von der Hauptstrecke entfernt, als dass eine sehr gute oder eher mäßige Leistung frustrieren oder zu Spekulationen einladen würden, wie etwa bei 3k flach oder 5k.
1500 wären aussagekräftiger (auch für einen schnellen letzten Kilometer beim 3k H) gewesen, da die 4:10 von diesem Jahr wohl nicht ihrem Niveau entsprechen, es aber schon interessant wäre, ob Krause da eher 4:04 oder 4:07 läuft.

Dass man als Schüler/Jugendlicher eher von der kurzen/mittleren Mittelstrecke kommt, ist ja normal, weil es da die meisten Wettkämpfe gibt und mehr über 800/1000 als über 3000. Ebenso ist klar (bes. im angelsächsischen Raum), dass "Miler" auch Cross laufen und dass man im Jugend/Nachwuchs-Alter (16-20) alle möglichen Strecken mal ausprobiert.
D.h. ggü. den angelsächsischen und afrikanischen Athleten ist Klosterhalfens Breite gar nicht so extrem ungewöhnlich. Erstaunlich ist "nur" die Stärke über diese Breite, zumal mit 20, und die Fähigkeit zum Solo: nur 1 sec. zwischen Pacemakerrennen im Olympiastadion und Solo-Steigerung mit langsamer erster Runde bei den DM, weniger als 1 sec. zwischen Hallen-EM "gezogen" von der Besten in Europa und solo bei der DM. Könnte mir bei Klosterhalfen auch vorstellen, dass man nach dem DR in Birmingham bewusst auf einen 5k-Rekordversuch verzichtet hat, um es nicht zu übertreiben, sondern Ziele fürs nächste Jahr zu lassen. So wie die sich verbessert hat, kann es nicht lange weitergehen und Stagnation kann schlecht für die Motivation sein.

Klein in Taipeh war wohl auch einfach gut drauf, aber eben auch taktisch geschickt. Von der Papierform sind Judd, O'Connell oder Mäki nicht klar schwächer als Klein oder Krause über 5k.
Vielleicht hätte sie auch einfach keine Lust,die Saison schon Ende August zu beenden,und einfach Bock,zu laufen? Wink
(08.09.2017, 13:06)lor-olli schrieb: [ -> ]
(08.09.2017, 10:06)DerC schrieb: [ -> ]Nix für ungut, aber aus meiner Sicht leider weitgehend eine Fehleinschätzung…

Doch für ungut - und das völlig zu recht! Big Grin Weder kannte ich die Zeiten von Krause auf den Kurzstrecken (sind wirklich nicht schlecht), noch kenne ich ihr Training und den Fokus…

Ich hatte mich gefragt wieso zum Saisonende die 800m? Ich kannte dies von Bekannten von früher, die genau solche Rennen vor Toresschluss liefen, im Bereich auf den der Trainingsfokus während des Winters liegen sollte. Krause wird ganz sicher nicht auf 800m umsteigen, vielleicht soll auch einfach nur der Erfahrungsrahmen bei der Laufgestaltung verbreitert werden? Klosterhalfen läuft praktisch "alles" und sie lernt dabei, in einigen Jahren wird sie mit der gewonnen Erfahrung sicher taktisch besser laufen. Vielleicht wird uns Krause oder ihr Trainer ja mal an ihren Gedanken teilhaben lassen. (Eher nicht… Angel ) Auf der anderen Seite, vielleicht ist allein scohn diese "Hineininterpretierei" zu viel des Guten und sie wollte sich einfach mal ausprobieren?

Vielleicht wollte man auch einfach eine realistische baseline legen um dann im Winter an den unterdistanzen zu arbeiten um dann einen vergleichspunkt für nächstes frühjahr zu haben.

Krause weiß das sie noch was schneller laufen muss um den letzten K im tempo der Afrikanerinnen zu laufen, da geht es nicht mal um den echten Endspurt, aondern die Fähigkeit einen km mit vorbelastung richtig schnell laufen zu können.
Dafür ist aber doch auch die Ausdauer mindestens ebenso relevant. Klosterhalfen konnte die letzten 800 bei der U23 EM in knapp 2:02 laufen, nicht hauptsächlich, weil sie 1:59 über 800 laufen kann, sondern weil dort die ersten 700 eher in ihrem EDIT: 5000m-Tempo (3:00/km) gelaufen wurden, nicht in ihrem 1500m-Tempo (knapp 2:40/km).

Wenn Krause etwa 3:03-3:04/km auf den 3000 Hindernis bei idealer gleichmäßiger Belastung laufen kann, dann ist für einen letzten Kilometer in 2:53 nicht nur wichtig, wie weit das von einem 1000m-Lauf ohne Vorbelastung entfernt ist, sondern wie weit das Tempo vorher, sagen wir 3:08/km, von ihrem "idealen" 3:03 entfernt ist und wieviel Kraft sie bei einem solchem Tempo "spart" und entsprechend für die Steigerung noch Luft ist. D.h. mich würden 14:55 über 5k für Krause eher beruhigen als 1:59 über 800...

Ich weiß nicht genau, wieviel davon physiologisch und wieviel psychologisch ist, aber Läufer kommen anscheinend sehr unterschiedlich mit Tempowechseln zurecht. (Es gibt aus der Mitte des 20. Jhds. ja diese Geschichten wie Zatopek oder wer auch immer andere eigentlich ähnlich starke Läufer durch Tempowechsel "zermürbt" haben.) Letztlich müsste es aber auch davon abhängen, wieviel weniger anstrengend ein immer noch sehr zügiges Tempo für den jeweiligen Athleten ist.
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