(11.11.2019, 22:50)Drizzt schrieb: Also ich frage mich ganz ehrlich,wie die Lehrer das ganze Training und Fortbilden auf die Reihe kriegen,ohne ihren Beruf zu vernachlässigen. Die Lehrer,die ich kenne,schaffen es nie im Leben,sich 6x in der Woche auf den Platz zu stellen,Training abzuhalten und sich dann noch auf den Unterricht vor- bzw. den Unterricht nachzubereiten. Haben sie da ein paar Tipps für meine Bekannten?
Ich war damals als Diplom-Sportlehrerin an unserem Gymnasium im Fachvorsitz und als Trainerin teilweise mehrerer hochkarätiger AuA tätig. Ich hätte ein zweites Fach mit Korrekturen und eine Familie mit Kindern nicht mehr unterbringen können - unmöglich. Irgendetwas hätte unheimlich darunter gelitten. Zudem hatte ich einen vollen Hausservice durch meine Mutter, meine Schwägerin und meinen Bruder. Ich habe mit 60 Jahren zum ersten Mal eine Waschmaschine bedient. Es war so. Ich war vollständig auf meine beiden Aufgaben fixiert. Ich habe zweimal eine Woche in dreißig Jahre Urlaub gemacht. Ich habe auch damals schon enorm viel recherchiert und konstruiert. HjH ging´s doch genauso. Wir waren auch in der Hinsicht sehr beratungsresistent, weil wir leistungssportlich "stark infiziert" waren. Natürlich spüre ich heute die gesundheitlichen Auswirkungen dieser harten Zeit. Heute bin ich in gewisser Weise auch einsichtig, damals nicht. Ich würde sicherlich einiges anders machen, indem ich die Grenzen besser abstecken würde. Ich gehe heute sehr solide und doch schonend mit meinen Potentialen um und nehme mir meine Auszeiten - vor allem auch mental.
Auch im DLV dreht sich alles um die AuA. Dabei erkranken im Laufe der Zeit viele der Trainer/innen durch unglaubliche psychische Belastungen. Ich habe doch so einige erlebt, die sich zwischendurch irgendwie betäubt haben, weil der permanente Stress immens hoch war. Wenn ich mir so mancherlei Alkoholkonsum angetan hätte, wäre ich heute mit Sicherheit nicht mehr. Das war für mich nie eine Option.
Noch einmal zu C. Schäfer. Ich hätte an Jürgens Stelle schon da die Reißleine gezogen, als Carolin permanent nach für sie scheinbar oder anscheinend besseren Lösungen bei anderen wie Corell, Röhler oder Lothar Altmeyer gesucht hat. Wenn solche Sachen einsetzen und die Schuld von Seiten der Athletin nur beim Trainer gesucht wird, wird es Zeit, sich "vom Acker zu machen", weil die Vertrauensbasis einfach nicht mehr gegeben ist. Er hat einen potentiell hervorragenden Zehnkämpfer, für den es sich lohnt, wieder alles zu geben. Insofern ist der Verlust für ihn gering. Ich habe damals meinen inneren Frieden durch enorm gute Tipps von einem absoluten Fachmann erhalten, der mich in meiner Emotionaliät gebremst hat. Heute würde ich "Abgänge" nicht mehr als schwerwiegend empfinden, weil ich andere Regularien anwende. Für mich sind AuA heute ersetzbar und mein Leben ist unabhängig davon. Es gibt für mich nur "Projekte", die man auch beenden kann, weil Bedingungen nicht mehr passen - und das ohne "Herzschmerz".
Im Sprint war Carolin auch vor Corell hervorragend. Was hat sie veranlasst, sich anderweitig zu orientieren? Auch im Speerwurf hat sie vorher sehr gute Leistungen gezeigt. Bei Eva Wilms hat sie hervorragende Kugelstoßergebnisse mit der alten Technik gebracht. Was sollte dieses permanente "Trainerhopping"??? Wir können ihre Unruhe in der Hinsicht nicht erklären, weil wir zu weit weg sind und sie auch in ihrer Mentalität nicht kennen. Es passt auch nicht jede Trainermentalität zu jeder Athletinnenart. Der Hype momentan ist enorm um das neue Team. Es setzt sich alles auf Dauer mit dem entsprechenden Zeitfaktor, wenn der Alltag einkehrt. Die Athletinnenart ändert sich nicht von heute auf morgen. Hoffen wir, dass sie ihre Ruhe findet.
Ich hatte in solchen Sachen immer einen sehr guten Schutzschild, was meine Ressourcen anbetraf. AuA konnten in neuen Teams meine Trainingsinhalte so gut wie nie verbreiten. Keine/r weiß bis heute, wer mir die 500g-Speere auf meine Anweisung hin konstruiert hat, woher ich meine Spezialgeräte liefern ließ, welche wissenschaftlichen Zubringer ich hatte. Sabine kann heute einige Recherchedinge einschätzen, nachdem ich ihr einige Schätze mal lange nach ihrer Karriere gezeigt habe. Ich war vor allem durch einen Athleten in der Hinsicht enorm sensibilisiert worden, dem ich sein "Abkupfern" drastisch vereitelt habe. Ich habe ganz klare Strukturen in jeder Hinsicht. "Maulwürfe" hatten und haben bei mir bis heute keine Chance. Ich lasse mich nicht von Leuten auf meinem Rücken ausnutzen, die selbst zum Arbeiten zu faul sind. Für wahre Freunde bin ich jederzeit abrufbar. Manchmal beschäftigt man sich auch als Trainerin im fortgeschrittenen Alter mit der Frage, ob sich alles für seine eigene Person "gelohnt" hat. Ich bin sehr nachdenklich in der Hinsicht.
Gertrud