(27.07.2019, 21:40)Halloo schrieb: Liebe Frau Schäfer, erst eben habe ich das gelesen.
Von Herzen wünschen ich ihnen eine vollständige Gesundung nach einer möglichst beschwerdearmen Behandlung. Wenn die Psyche stimmt ist schon die Hälfte gewonnen, und die letzten Untersuchungen geben ja auch Grund zu sehr berechtigtem Optimismus.
Wunderbar, dass sie ihrem Operateur so sehr vertrauen und voller Lob für das gesamte Behandlungteam sind. In diesem Zusammenhang erinnere ich mich an Diskussionen hier im Forum über alternative Methoden der Krebsbehandlungen und sog. Wunderheiler.
Frau Schäfer, sie schaffen das. Bleiben sie bitte der LA noch lange erhalten.
In zehn Tagen steht die erste Chemotherapie an, insgesamt vier an der Zahl im Dreiwochen-Abstand, dann im Anschluss 12 Chemotherapien mit je einer Woche Abstand, also ungefähr ein halbes Jahr Tortur. Dann folgen Bestrahlungen und Medikamenteneinnahme. Ich muss rund mit einem Dreivierteljahr permanenter Therapie rechnen. Nach der ersten Chemo folgt etwa zehn Tage danach der Totalhaarausfall. Ich habe mir vorhin schon Kopfbedeckungen im Internet bestellt. Eine Perücke lehne ich ab, ebenso eine Reha. Ich will nicht nur noch dieses Thema hören. Letztens sagte eine Bekannte, wie hart doch die Chemo sei... Ich habe sofort reagiert und gesagt, dass ich jetzt noch etwa zehn schöne Tage ohne Belastung habe, die ich genieße. Ich sehe die Welt auf einmal in ganz anderen Nuancen. Ich brauche keinen Pessimismus, der mich nach unten zieht. Wir können durch den Leistungssport unliebsame Dinge ausblenden. Ich bin mental zur Zeit sehr stark, will leben und noch viel recherchieren. Allerdings muss ich feststellen, dass ich nach dem Revuepassieren meines Lebens schon etwas ändern werde.
Ich durfte jetzt nur auf dem Rücken schlafen. Ich bin aber Seitenschläferin. Ich lag fast nur wach. Zudem kommt das Monster von gummiertem BH dazu, der sich wie ein Panzer anfühlt und den ich Tag und Nacht für mehrere Wochen tragen muss. Das neu positionierte Gewebe muss zusammengehalten werden. Der Arzt hat mir jetzt erlaubt, auf der nicht operierten Seite zu schlafen und den BH manchmal in Rückenlage zu lösen, damit die Wunden abheilen und Luft bekommen. Außerdem schlafe ich bei der Hitze unten im Keller auf einer breiten Schlafcouch mit Beinerhöhung im Kraftraum. Ich schlafe jetzt durch.
Ich bereite mich sehr gut auf die kommende Herausforderung durch enorm gute Ernährung vor. Ich verzichte bei meiner Ernährung komplett auf Zuckerbeigaben und Weißmehle (kein Kuchen, keine weißen Brötchen... und keine Transfette wie bei Chips, Pommes, Keksen und Muffins. Ich werde nichts Gegrilltes mehr essen und auch kein gekauftes Eis. Ich empfinde es mittlerweile auch nicht mehr als Verzicht. Ich habe mir regelrecht einen guten Geschmack angewöhnt. Ich trinke nur noch möglichst energetisches Wasser (zur Zellunterstützung) oder Flüssigkeit in Naturalien wie Gurken, Erdbeeren und Beeren allgemein... Ich pflücke zur Zeit viele Brombeeren in unserer Umgebung. Ich bin eben strategisch angelegt, was mir jetzt sehr hilft. Die Nebenwirkungen sind natürlich nicht ohne. Auch was die Blutwerte anbetrifft, werde ich sehr engmaschig geprüft. Ich werde in der Hinsicht noch prophylaktish recherchieren, da einige Werte sich grenzwertig und darunter entwickeln können.
Ich bin unglaublich gut vernetzt und bekomme die besten Informationen von Freunden. Ich fand es herrlich, als mir der Fachleiter Sport unseres Gymnasiums mailte, dass ich weiterhin im Plan vorgesehen sei und nach meinem Gusto wieder einsteigen könne. Allerdings nehme ich mir die Auszeit, die vonnöten ist. Jetzt ist meine Zeit mal an mir festgemacht.
Zudem muss ich meine ehemaligen AuA loben, die sich alle rührend um mich kümmern. Steffi Storp hat sich mehrfach gemeldet, Sabine Braun und Beate Peters ohnehin, Dr. Robert Jung und Werner Hartmann. Auch Ute Thimm, Trainerkollegin aus früheren Zeiten, ist permanent präsent. Es macht mich irgendwie doch stolz, dass sie verantwortungsvolle Menschen geworden sind.
Trotz dieser Geschichte habe ich viele Formen der Leistungsverbesserungen und der Reserven gesehen, die wir bisher nicht anzapfen. Erst solche Geschehnisse haben auch mich Reseven aktivieren lassen, die vorher nicht berücksichtigt worden sind. Es wäre mein Traum, diese Dinge noch einmal umzusetzen...
Gertrud