(17.08.2018, 09:03)dominikk85 schrieb: Also anaerobes Training dosiert einsetzen? Wie sollte denn du Volumen Verteilung zwischen Speed Work, aerobem Training und anaerobem Training aussehen?Wenn du dir die im Thread verlinkten Beispiele von Clyde Hart ansiehst, siehst du ja, wie so eine Verteilung aussehen kann.
Leider wurde in der Vergangenheit schon häufig der Fehler gemacht, aerob/anaerob als einen simplen binären Code zu sehen. Bei vielen Belastungen laufen beide Stoffwechselprozesse ab, dazu muss man auch die Pausen betrachten, die gehören auch zum Training. Lockeres Wandern ist etwa 100% aerob, kurze volle Sprints ca. 100% anaerob, das meiste dazwischen eine Mischung.
Es wurde auch häufig versucht, zu viel abzuleiten von der Verteilung der Energiebereitstellung. Meiner Meinung nach muss man holistisch die gesamte Trainingsbelastung, den gesamten Trainings- und Wettkampfstress einschätzen.
Man kann eine Trainingseinheit mit hohem anaeroben Anteil bauen, die nicht besonders stressig ist, auf der anderen Seite gibt es jeden Menge hochintensive, sehr aerobe Einheiten, die den Läufern viel abverlangen, und das nicht nur physisch. (Schon der 800m Lauf ist mehr aerob als anaerob, bei 1500m geht es Richtung 80% aerob).
Wenn man zu häufig "geknüppelt" hat, also sehr intensive Belastungen die an die Grenze des zur Zeit machbaren geht, kann es eben sein, dass man die Kräfte im entscheidenden Moment nicht mobilisieren kann. Das hat erst einmal wenig mit Aerob/anaerob zu tun, sondern mehr damit, wie sehr man sich quälen musste.
Das könnte auch ein Grund sein, warum bei vielen so wenige gute 400m Läufe möglich sind. Die Antwort wäre dann, im Training etwas vorsichtiger zu sein und die Form mit etwas sanfteren Mitteln aufzubauen.
Dann müssen wir die individuellen Stärken und Schwächen sehen, nicht jeder kann sich mit jedem Mittel gleich gut ausbelasten, nicht jeder profitiert in gleichem Maß von einer guten Gruppe: Sehr ehrgeizige Typen können sich oft alleine gut genug quälen, man muss dann die Gruppe eher zum Bremsen dieser nutzen, andere lernen erst durch Intervalltraining in der Gruppe, wie hart sie wirklich trainieren können.
Weiter können wir natürlich die Erholungsfähigkeit sehr stark trainieren, und das geht auch gut über die aerobe Ausdauer, wodurch dann auch die stärker anaeroben Belastungen besser "verdaut" werden können. Man sollte davon ausgehen, dass Erfolg und gute Stimmung auch zur besseren Erholung beitragen können ... ein Jakob Ingebrigtsen hat seine drei Läufe der EM womöglich besser überstanden als viele hinter ihm nur zwei.
Für alle geht: Irgendwann ist der Tank leer, siehe Warholm im 400m Finale der EM.
Es gibt die Theorie, dass man sich durch zu krasses Training mit starkem anaeroben Anteil nachhaltig schaden kann. Es gab da mal eine Anekdote von Canova zu T. Schönlebe, dem soll das im Höhentraining (dort besonders riskant) passiert sein. Da ging es glaube um zerstörte Membranen in Zellen, könnte der Mechanismus sein, die Gertrude hier bzgl der Mitochondrien erwähnte.
Wobei es bei Schönlebe um irreparable Schäden und das Karrierende ging, grundsätzlich kann der Körper trotz harter Belastungen schon gegensteuern und sich auch von hartem "anaerobem" Training wieder erholen, der Plan muss halt passen, man muss Erholungszeiten einhalten, die sich ohne Doping erreichen lassen. (Weshalb das Training von einer M. Koch wohl eher nicht als Vorbild dienen sollte ...)