[ap-hh]

zitat adonis:
... Es wundert mich doch, dass eine Kollektivbestrafung nun höchstrichterlich legitimiert wird. ...

So neu ist eine Kollektivbestrafung doch auch nicht -
Deutschland durfte ja auch dreimal bei olympischen Spielen nicht dabei sein (1920, 1924 und 1948),
Südafrika war lange Zeit wegen der Apartheit-Politik ausgeschlossen. Das führte u.a. zu der absurden Konsequenz, dass selbst schwarze Athleten aus Südafrika bei Olympia nicht antreten durften.
Ich meine, dass auch noch andere Länder betroffen waren, aber ich kann den Beleg gerade nicht finden.

[Adonis1]

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Es stört niemanden? Woher weißt du das?
Der Unterschied, ich weiß nicht, warum das so schwer zu verstehen ist, das Thema kommt immer wieder auf: Bei uns gibt es kein systemisches Doping. Sicher wird bei uns gedopt, auf jeder Ebene der Gesellschaft, aber es wird nicht vom Staat gesteuert.

Du hast mich wohl etwas missverstanden und einen falschen Bezug hergestellt. Mir geht es vor allem darum, dass innerhalb unseres eigenen Landes mit zweierlei Maß gemessen wird. Der Sport wird zunächst kollektiv des Dopings beschuldigt und daher intensiv kontrolliert, in den übrigen Teilen der Gesellschaft fragt man nicht nach, oder hast du schon von Dopingkontrollen vor Uni-Prüfungen gehört? Das nenne ich eine Doppelmoral! Das wäre aber in der Tat ein Thema für einen gesonderten Thread.

[Robb]

Das scheint mir ein praktisches Problem zu sein, wie willst du Dopingtests an drei Millionen Studenten durchführen und finanzieren? Und dann müßtest du auch Arbeitnehmer testen, gibt genug Menschen, die sich mit Aufputschmitteln einen Vorteil verschaffen wollen.

[Adonis1]

zitat adonis:
... Es wundert mich doch, dass eine Kollektivbestrafung nun höchstrichterlich legitimiert wird. ...

So neu ist eine Kollektivbestrafung doch auch nicht -
Deutschland durfte ja auch dreimal bei olympischen Spielen nicht dabei sein (1920, 1924 und 1948),
Südafrika war lange Zeit wegen der Apartheit-Politik ausgeschlossen. Das führte u.a. zu der absurden Konsequenz, dass selbst schwarze Athleten aus Südafrika bei Olympia nicht antreten durften.
Ich meine, dass auch noch andere Länder betroffen waren, aber ich kann den Beleg gerade nicht finden.

Na ja, die von dir genannten Beispiele sind teilweise uralt und haben sich gegen die Staaten als solche gerichtet, nicht dezidiert gegen deren Sportler! In den Weimarer Jahren und nach dem Zweiten Weltkrieg war Deutschland eben ein Paria der Weltgemeinschaft, nicht explizit die deutschen Sportler. Gerade was individuelle Rechte angeht sind außerdem seit diesen Zeiten Lichtjahre vergangen!! Ist es nicht die Politik, die uns immer wieder (zu Recht) einimpft, dass "kollektive Verurteilungen" (vgl. z.Zt. Flüchtlingsfrage, Islam, racial profiling,...) falsch und unangebracht sind. "In dubio pro reo" ist doch meines Wissens ein eherner Grundsatz der Jurisprudenz, der eben offenbar doch nicht immer gilt.

[Adonis1]

Das scheint mir ein praktisches Problem zu sein, wie willst du Dopingtests an drei Millionen Studenten durchführen und finanzieren? Und dann müßtest du auch Arbeitnehmer testen, gibt genug Menschen, die sich mit Aufputschmitteln einen Vorteil verschaffen wollen.

Mir ist schon klar, dass dies praktisch undurchführbar wäre - vielleicht könnte man aber symbolische Kontrollen durchführen um für das Thema zu sensibilisieren!? Alleine ein verbreitertes Wissen um die Tatsache des Dopings innnerhalb unserer Gesellschaft würde dem Sport doch ein wenig von dem Charakter des Dämonischen, des Verbrechensverseuchten, des so außergewöhnlich Betrügerischen nehmen. Die Menschen würden sich bewusst, dass der Sport eben doch nur einen Teil der gesellschaftlichen Entwicklung widerspiegelt; nicht mehr und nicht weniger!

[Peter II]

Ich tue mich mit dem Wort "Kollektivbestrafung" etwas schwer.
Bei Olympia (und anderen Großveranstaltungen) dürfen nur Athleten teilnehmen, die "nachweisen" können, sauber zu sein. Der "Nachweis" wird so geführt, dass man sich zu den Tests anmeldet, sich verpflichtet, jederzeit getestet werden zu können, und dass man die tatsächlichen Tests dann immer unbeanstandet übersteht. Das ist natürlich kein wirklicher Nachweis, aber mehr kann man eben nicht tun.

Dass die Institution, die dem Athleten die Bescheinigung über seinen "Nachweis" ausstellt, in Russland offensichtlich nicht glaubwürdig ist, macht alle Bescheinigungen von dort ungültig. D.h. keiner der dort gemeldeten Athleten hat diesen "Nachweis". Es ist so, als würde man der Zulassungsstelle in München nachweisen, dass sie betrogen hat, dann wären alle Autos mit M-Kennzeichen nicht mehr zugelassen. Ist das eine Kollektivstrafe? Eigentlich nicht.

Ein Geschmäckle hat allerdings, dass die Ungültigkeit der Bescheinigungen aus Russland so kurz vor den Spielen festgestellt wird, das stinkt schon danach, dass manche sich die Hände über die vielen unverhoffte Medaillen reiben, die jetzt zu erwarten sind.

[lor-olli]

Das "Geschmäckle" ist Anschauungssache, denn wenn man die Stringenz der Beweisführung vom ersten russischen whistleblower bis zum Geständnis des Laborleiters sowie den Untersuchunsergebnissen von McLaren überprüft, stellt man fest: so überraschend und plötzlich ist das gar nicht - der Stein kam schwerfällig ins Rollen, auch weil hier lange abgeblockt wurde.

Der vorolympische Zeitpunkt ist auch deswegen korrekt, da sich wahrscheinlich nach Olympia eine nicht unerhebliche Verschiebung bei der Medaillenvergabe ergeben hätte - sehr viele russische Athleten wären durch die Prüfergebnisse die vor Olympia bekannt waren, nachträglich disqualifiziert worden! Ich denke es gibt gar keine andere rationale Vorgehensweise, dass sie Herrn Bach nicht in den Kram passt sehen wir ja alle.

Das die Dopingjagd oft nur eine halbherzige ist trifft wohl an vielen Orten zu, dass Wiederholungstäter wie Gatlin dennoch in Rio dabei sind ist mehr als nur ein Ärgernis, aber die "staatlich organisierte Betrugsvertuschung" stellt noch einmal eine andere Kategorie da - hier nicht zu handeln und eben den Verband /Staat (weil mehrere Verbände betroffen sind) nicht zu bestrafen, hätte ein vollkommen falsches Signal ausgestrahlt!

[Pretender]

Auch wenn meine Fragen ein wenig vom Thema abweichen:

1. Hinsichtlich der Entscheidung am Dienstag des IOC:  Selbst wenn nur bestimmte Sportarten disqualifiziert würden: Was meint ihr welche wären das und müsste es dann nicht Nachrücker geben (z.B. im Teamsport)?

2. Weiß jemand, ob die russischen Leichtathleten bei der Athletenanzahl für die Leichathletikettkämpf einberechnet waren und ob es hier ggfs. doch noch Nachrücker aus deutscher Sicht gibt?

Ich hoffe man ruht sich nicht auf den Lorbeeren aus, sondern macht auch in den anderen Ländern weiter mit der Aufarbeitung...

[alist]

Ein Geschmäckle hat allerdings, dass die Ungültigkeit der Bescheinigungen aus Russland so kurz vor den Spielen festgestellt wird, das stinkt schon danach, dass manche sich die Hände über die vielen unverhoffte Medaillen reiben, die jetzt zu erwarten sind.

So viele unverhoffte Medaillen werden es nicht sein. Wenn man sich die russischen LA-Nominierungen ansieht (https://en.wikipedia.org/wiki/Russia_at_...r_Olympics), wurde da offenbar schon vorher aufgeräumt. Die allerschlimmsten Verdächtigen waren jedenfalls nicht nominiert. Ernsthafte Medaillenkandidaten giab es vielleicht ein halbes Dutzend (Schubenkow, Kudryatsev, Litvinov, Shkurenyov, Kuchina, Isinbajewa, Rebrik) und so ganz ohne eigentliche 'Saison' und internationalen Vergleich ist es fraglich, ob die Athleten 'aus der kalten Hose' in Rio so erfolgreich gewesen wären..

[Atanvarno]

Ein lesenswerter Blog-Eintrag als Reaktion auf die IAAF-Behauptung, die Sperre der russischen Leichathleten habe für "gleiche Wettbewerbsbedingungen" in Rio gesorgt.

Why a Russian Ban Doesn’t “Level the Playing Field”

Kurzer Auszug:

Please don’t accept this ruling in isolation as being good for the sport. Please don’t think that Rio will be significantly cleaner as a result of this decision. Please don’t buy the good vs evil narrative that you are being sold. This is not Russia vs the rest of the world. This could be, should be, a chance to clean up world sport globally. Don’t stop pushing for clean sport.