13.12.2015, 11:27
Das betrifft aber nicht Einzelsportler, wie Leichtathleten, da diese in keine Teamstruktur eingebunden sind. Man sollte daher nicht Äpfel mit Birnen vergleichen.
Schul- und Universitätssport nach US-Vorbild in Deutschland?
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13.12.2015, 11:27
Das betrifft aber nicht Einzelsportler, wie Leichtathleten, da diese in keine Teamstruktur eingebunden sind. Man sollte daher nicht Äpfel mit Birnen vergleichen.
13.12.2015, 13:24
(13.12.2015, 11:12)Atanvarno schrieb: Übrigens: nicht ein Cent der Milliarden, die im College-Football umgesetzt werden, kommt bei den Spielern an, denn die sind laut NCAA-Statut ja unbezahlte Amateure (und wer sagt "aber sie bekommen doch eine kostenlose Ausbildung" - leider nicht, sie bekommen Pseudo-Unterricht und geschenkte Scheine, da sie keine Zeit zum Lernen haben, weil sie trainieren müssen). Football ist sicherlich der in dieser Hinsicht extremste College-Sport. Aber das wäre das Schwarz/ Weiss Beispiel ... Unterhalte Dich aber mal mit Athleten, die in US TracK&Field Teams starten. (Ich weiss wovon ich rede, da ich diesen Fall in der Familie haben). Hier kann ich nur sagen, dass es da wirklich möglich ist, quasi professionell zu trainieren, mit Facilities, die es in D vielleicht nur an einem OSP gibt, mit kompletter Unterstützung was Ausrüstung , Physio, Strength Training, etc. anbelangt ... ... ... ... Und das bei Teilnahme am normalen Unibetrieb. Da gibt es zumindest in dem mir bekannten Umfeld keine leichteren Sonderkurse für Sportler, oder geschenkte Noten. ABER: Maximalen Support für Studenten, die z.B. auch Unterstützung bei der Vorbereitung und Nachbereitung von Kursen durch eigene Tutoren beinhaltet, um Nachteile auszugleichen, die natürlich z.B. durch Reisezeit zu Wettkämpfen im Vergleich zum Standardstudenten da sind. Die Uni hat, auch gesteuert durch die NCAA, grosses Interesse daran, dass die Sportler auch in der Uni ansprechende Leistung zeigen und unterstützten das mit entsprechenden Lernangeboten und Hilfen. Das macht es möglich, parallel zum (Hoch)leistungssport eben noch zu studieren. Von solchen Unterstützungen kann man hier in D nur träumen. Da hast Du selbst als Bundeskaderathlet häufig sogar bei Kleinigkeiten einen grossen Aufwand und Einzelfalldiskussionen um z.B. Zeit für Lehrgänge/Trainingslager freizuschaufeln. Sowas ist in der USA kein Thema. Da wird eben der Kurs dann Online (bei gleicher Leistungskontrolle) angeboten, oder der Prof. steht für Prüfungen und Testate auch ausserhalb der Standardzeit zur Verfügung. Leicht ist das sicherlich auch nicht, der Tag ist schon im Wesentlichen ausgefüllt mit Training und Studium, aber es wird ermöglicht, hier eben wirklich professionell mit Unterstützung der Uni zu arbeiten! Das ist so in D nur sehr punktuell gegeben... ... Cheers, Mateng
13.12.2015, 13:40
Nicht das hier der falsche Eindruck entsteht, ich halte weder das deutsche Leistungssportsystem für besser, noch bin ich ein Verfechter des "amerikanischen" Prinzips. Das US System ist häufig effektiver, weil die Unis z.B. ein Interesse daran haben ihren Leichtathleten z.B. die Kooesistenz von Ausbildung und Leistungssport zu ermöglichen. Abgestimmte Lehr- und Trainingspläne, nicht perfekt aber definitv athletenfreundlicher als in D. Kurze Wege, da die Sport- und Ausbildungsstätten häufig auf dem selben Campus liegen, die Studenten dort in der Regel auch wohnen - das erleichtert einiges. Ob man so allerdings mündige Athleten bekommt ist eine andere Frage…
@Atanvarno: keine Bezahlung ist korrekt, allerdings sollte man für die Sportstipendiaten nicht unterschlagen, dass sie die teilweise horrenden Studiengebühren nicht zahlen müssen (Ein Großteil der amerikanischen Studenten aus nichtvermögenden Elternhaus ist zum Abschluss gravierend Verschuldet - dem Ausbildungssystem sei Dank), das ist natürlich schon ein Geben und Nehmen und eine indirekte Bezahlung. Häufig und in der Bilanz auf Kosten der Nichtsportler! Meine Kritik war hier nicht unbedingt direkte Kritik an den USA oder an Deutschland, sondern eine Kritik an der zunehmenden "Professionalisierung" des Sports (Kommerzialisierung wäre wohl besser), der Sport als solcher dient nur noch dem "Renommee" einiger Unis - die Sportler selbst sind schnell vergessen (obwohl gern im Schaukasten "aus- und aufgehängt"). Das ein Athlet unter den heutigen Bedingungen ein Auskommen sucht ist verständlich, allerdings gehen immer häufiger auch die letzten Ideale des Sports verloren, der Sport wird um des GEldes willen betrieben, nicht um seiner selbst (Sagt lor-olli, der geschätzte 90-110 Paar selbstbezahlte Laufschuhe für das Marathontraining verschliss - aber wer hätte auch schon bezahlt um mich "langschlappen" zu sehen… ![]() ![]() Wir werden des Dopings nicht Herr, wir bekommen die internationale Korruption im Sport nicht in den Griff, wir schießen mit den Ansprüchen an eine große internationale Meisterschaft immer wieder über das Ziel hinaus (Umweltzerstörung, Gigantonomie, Schuldenberge, ein Anspruchsdenken internationaler 5-Sterne-Funktionäre das MIR schlecht wird…). Wenn man sich dann noch die Programmabläufe kritisch ansieht, geht es nur noch um Vermarktbarkeit (Zeit, Modus, Berichterstattung u.a.) und ach ja, nebenbei um Sport. 100m Sprint? Oder doch nur fernsehtechnische Bolt-Show - auf dem Aufwärmplatz, beim Sightseeing, im Calroom…
13.12.2015, 13:53
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 13.12.2015, 15:53 von Atanvarno.
Bearbeitungsgrund: überlüssiges Vollzitat entfernt
)
Ja, davon mag vieles stimmen. Aber man muss deswegen nicht von den Sportlern verlangen, dass sie sich zwischen zwei extremen aufreiben und einen Spagat versuchen zu bewerkstelligen, der viele entweder zerreißt, sei es psychisch während der aktiven Zeit oder finanziell nach dieser. Wer Höchstleistungen will, muss auch bereit sein in Vorschuss zu gehen und erstmal zu investieren. Und zwar mit Verstand.
(13.12.2015, 13:24)Mateng schrieb: Football ist sicherlich der in dieser Hinsicht extremste College-Sport. Aber das wäre das Schwarz/ Weiss Beispiel ... Und was glaubst du, wie das finanziert wird? In den meisten Fällen über die Gewinne, die im College-Football erzielt werden. Ohne die Einnahmen aus dem College-Football keine hervorragend ausgestatteten Anlagen, keine medizinische Abteilung und keine Stipendien. Wenn man aber die Auswüchse, die sich aus der Professionalisierung des College-Footballs ergeben (insbesondere die Ausbeutung der Sportler, s. oben verlinktes Video) ablehnt, darf man auch die sich daraus ergebenden Annehmlichkeiten für die Leichtathleten nicht als beispielgebend für Deutschland betrachten.* @lor-olli Zum Einwand, dass die unbezahlten Sportler doch eine Ausbildung bezahlt bekommen, hatte ich mich im von dir zitierten Beitrag schon geäußert, bitte wenigstens darauf eingehen. *natürlich kann und soll jeder deutsche LA, der das möchte die aktuellen Toppbedingungen in einem US-College-Team für seine duale Karriere nutzen, aber Schule für Deutschland sollte das System in der Form nicht machen. Dass die Unterstützung des Leistungssports an deutschen Universitäten ausbaufähig ist, ist natürlich unbestritten. There is all the difference in the world between treating people equally and attempting to make them equal (Friedrich August von Hayek)
13.12.2015, 16:46
(12.12.2015, 23:17)Piroschka schrieb: Und warum sollte es etwas vergleichbares wie das US-College-System in Deutschland nicht geben können? Der Trend geht so wieso immer mehr vom dreigliedrigen Schulsytem weg hin zu einem System, welches nur noch aus Gymnasium und Gesamtschule besteht. An allen Unis entsprechende Infrastruktur zu schaffen ist üüberhaupt keine Frage der Möglichkeit, sondern des Wollens bzw. Verstehens. Einfach den besten Trainern mehr Geld zahlen, als es die Vereine können. Und schon gehen auch mehr Athleten zu den Unis. So einfach geht das.Ich lese nur Stammtischparolen, aber keine Vorschläge, wie das umgesetzt werden soll. "Einfach den besten Trainern mehr Geld zahlen". Wer soll das bezahlen und wovon? Wer soll die Infrastruktur bezahlen, die "keine Frage der Möglichkeit, sondern des Wollens" ist? Amerikanische Unis verlangen teils horrende Gebühren von den Studenten, das geht bei den Top-Unis bis zu 70.000 USD im Jahr. Soll Deutschland auch auf so ein System umsteigen, um den Sport zu finanzieren? Die College-Leichtathletik ist übrigens kein Einzelsport, die Studentenmeisterschaften sind in erster Linie ein Team-Wettbewerb, es geht nicht um die Einzelleistung, sondern um den Mannschaftstitel. Valar aus is.
13.12.2015, 16:52
Man muss auch, dass sich us Schulen und unis anders finanzieren und daher eher Interesse haben ihr Produkt so aufzumöbeln. Deutsche Schulen sind meistens zu 99% öffentlich finanziert, daher haben sie weniger Interesse an solchen Veranstaltungen und umgekehrt haben elitesportler weniger Anreiz sich ein Stipendium durch unisport zu finanzieren, da es hier eh nur keine oder geringe Studiengebühren gibt ( das waren damals um die 600 Euro oder so, in den USA können es auch mal 10k sein).
und auch in den USA gibt es einen Trend zu sogenannten Travel Teams, also bezahltem Vereinssport für high Level Athleten mit pro aspirationen.
13.12.2015, 17:13
(13.12.2015, 16:52)dominikk85 schrieb: Man muss auch, dass sich us Schulen und unis anders finanzieren und daher eher Interesse haben ihr Produkt so aufzumöbeln. Deutsche Schulen sind meistens zu 99% öffentlich finanziert,Zum Glück ist das so, denn wer kann sich hier die Privatunis oder die Privatschulen leisten? Dann habe ich lieber bezahlbare Unis und kostenlose weiterführende Schulen, das ist mir wichtiger als Leistungssportler.
13.12.2015, 17:26
Hallo liebe Forumskollegen,
ich habe noch einige Aspekte zu dem US-College-Sport-System (welches ich selbef mit etwas Abstand erleben durfte, da ich kein Sportstipendium hatte). Große Universitäten:
Andereseits als einer der Top-Athleten wäre ich auch nicht glücklich, dass z.B. mit den TV-Einnahmen Millionen kassiert werden, und ich bekomme nach 4 Jahren ein Händeschütteln. Kleine Universitäten: Ich habe an einem kleinem College erlebt, welcher Druck auf die Athleten aufgebaut wird. Es war ein kleines katholisches College, welches offiziell keine Sportstipendien vergibt (eine DIII-School). Aber auch um die "akademischen Stipendien" zu bekommen, wurde den Studenten doch nahegelegt, für Ruhm und Ehre des College hier Crosslauf zu machen. So quälten sich dort Mädchen bei Schnee, Kälte, Regen über 5km durch das Gelände, die hier in Deutschland wohl vom Schulsport krankgeschrieben würden. Aber selbst dieses unterklassige Crossteam wurde vergleichsweise professionel betreut. Fazit: Ein Wechsel auf ein US-College ähnliches System würde hier vielen Sportlern den Spass nehmen und man müsste sie über hohe Studiengebühren und stipendien motivieren.
13.12.2015, 18:25
Zitat: "Man muss jetzt nicht alles so schlecht reden, wie es wirklich ist."
Immerhin hat Jacques Tati bereits in den 60igern als Briefträger im Film "Das Schützernfest" erkannt und das System übernommen, wie man Post und Zeitschriften schneller als üblich befördert, in dem man sie vom Fahrrad über den Zaun in den Garten wirft. Von den Amis lernen, heißt schneller werden. ![]() ![]() ![]() |
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