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Schul- und Universitätssport nach US-Vorbild in Deutschland? - Druckversion

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Schul- und Universitätssport nach US-Vorbild in Deutschland? - Piroschka - 12.12.2015

Der Spitzensport abseits des Fußballs wird in Deutschland erst dann einen starken Aufschwung erleben, wenn sich die Erkenntnis durchsetzt, dass der Vereinssport in seiner jetzigen Form nicht dazu geeignet ist Spitzenleistungen in der sich verändernden Gesellschaft beständig hervorzubringen. Erforderlich ist eine viel stärkere Einbindung der Schulen und Universitäten. Zum einen um entsprechend zu aquirieren und zum anderen durch optimiertes Zeitmanagement die Verknüpfung von Sport und Ausbildung zu ermöglichen.

edit mod: Beiträge abgetrennt aus
Olympische Spiele in Deutschland? (Hamburg sagt NEIN!)



RE: Olympische Spiele in Deutschland? (Hamburg sagt NEIN!) - RalfM - 12.12.2015

Dem entgegen steht, dass Schulen und Universitäten in ihrer jetzigen Form auch nicht geeignet sind, Spitzenleistungen in der sich verändernden Gesellschaft beständig hervorzubringen. Einen Gegensatz zwischen Vereinssport vs. Schul-/Universitätssport zu konstruieren, den es in Deutschland gar nicht gibt, scheint mir nicht zielführend. Ein Sportsystem entfernt vergleichbar dem College Sport in den US kann es in Deutschland nicht geben. Ein Firmensportsystem wie in Japan auch nicht. In Deutschland wird man immer auf lokale Gegebenheiten zugeschnittene Lösungen finden müssen, und ich denke, zwischen Schulen, Hochschulen und Vereinen klappt dies meistens auch recht gut. Im Weg steht am Ende der DLV (siehe z.B. Marathon-Normen; internationale Cross-Beteiligung; nationale Cross-Ausscheidungen; ...)


RE: Olympische Spiele in Deutschland? (Hamburg sagt NEIN!) - Adonis1 - 12.12.2015

(12.12.2015, 21:53)RalfM schrieb:
(12.12.2015, 15:32)Piroschka schrieb: Der Spitzensport abseits des Fußballs wird in Deutschland erst dann einen starken Aufschwung erleben, wenn sich die Erkenntnis durchsetzt, dass der Vereinssport in seiner jetzigen Form nicht dazu geeignet ist Spitzenleistungen in der sich verändernden Gesellschaft beständig hervorzubringen.
In Deutschland wird man immer auf lokale Gegebenheiten zugeschnittene Lösungen finden müssen, und ich denke, zwischen Schulen, Hochschulen und Vereinen klappt dies meistens auch recht gut. Im Weg steht am Ende der DLV (siehe z.B. Marathon-Normen; internationale Cross-Beteiligung; nationale Cross-Ausscheidungen; ...)
Ich habe auch große Zweifel, dass das mit den Vereinen in der jetzigen Form auf Dauer weiter funktionieren kann. Entweder die Vereine transformieren sich in Dienstleistungszentren mit hauptamtlichen Mitarbeitern, Trainern und Leichtathletikzentren ... oder die Leichtathletik wird nach und nach kollabieren. Der DLV trägt allerdings u.a. mit seiner Normenpolitik noch das Seine zu dem Siechtum bei.


RE: Olympische Spiele in Deutschland? (Hamburg sagt NEIN!) - Piroschka - 12.12.2015

(12.12.2015, 21:53)RalfM schrieb: FQ

Und warum sollte es etwas vergleichbares wie das US-College-System in Deutschland nicht geben können? Der Trend geht so wieso immer mehr vom dreigliedrigen Schulsytem weg hin zu einem System, welches nur noch aus Gymnasium und Gesamtschule besteht. An allen Unis entsprechende Infrastruktur zu schaffen ist üüberhaupt keine Frage der Möglichkeit, sondern des Wollens bzw. Verstehens. Einfach den besten Trainern mehr Geld zahlen, als es die Vereine können. Und schon gehen auch mehr Athleten zu den Unis. So einfach geht das.


RE: Olympische Spiele in Deutschland? (Hamburg sagt NEIN!) - hkrueger - 12.12.2015

(12.12.2015, 21:53)RalfM schrieb: Ein Sportsystem entfernt vergleichbar dem College Sport in den US kann es in Deutschland nicht geben. Ein Firmensportsystem wie in Japan auch nicht. 

Warum kann es das in Deutschland nicht geben? 
Wenn es woanders geht, warum geht das bei uns nicht?


RE: Olympische Spiele in Deutschland? (Hamburg sagt NEIN!) - RalfM - 13.12.2015

@hkrüger, Piroschka,

ihr erfreut mich mit eurer Naivität. Ganz sicher seid ihr nicht Bedienstete an einer Hochschule und habt keine Ahnung, wie es dort zugeht. Stellt dort mal einen Dienstreiseantrag!

Das rein kapitalistische US-System lässt sich auf die föderalen Strukturen bei uns nicht übertragen. Ich bin mir auch sicher, dass die große Mehrheit der Wähler bei demokratischen Wahlen in D-land das amerikanische System nicht bei uns nicht haben will.


RE: Olympische Spiele in Deutschland? (Hamburg sagt NEIN!) - lor-olli - 13.12.2015

Deutsche Hochschulverwaltungen die den Leistungssport verwalten - au ja Wink
Ok. Sarkasmus off…
Eine andere Frage ist doch, ob ein System wie in den USA überhaupt wünschenswert wäre!?

Fakten: In den USA wird mittlerweile mehr Geld in den Collegesportler investiert, als in den einfachen akademischen Studenten… > http://www.insidehighered.com/news/2013/01/16/universities-spend-more-athletics-athlete-academics-student-report-finds

Die Ausgaben der Universitäten für den Footbal sind in den letzten Zehn Jahren regelrecht "explodiert" (auch die LA kann ein wenig davon profitieren, aber eine Steigerung der Ausgaben von 2,7 Milliarden für den Uni-Football im Jahr 2004 auf 4,5 Milliarden US $ im Jahr 2014, dazu eine zunehmende Verschuldung der Universitäten kann nicht ernsthaft das Ziel sein. > http://www.washingtonpost.com/sf/sports/wp/2015/11/23/running-up-the-bills/

Mittlerweile sind nicht nur die Universitäten bereit "Profi-Beträge" und "echte Löhne" zu zahlen, zunehmend mischen sogar High-Schools mit (vergleichbar unseren Oberstufen). Sie gaben 2014 insgesamt 196 Millionen $ für den Football aus… > http://sports.usatoday.com/ncaa/finances/
(Das sind übrigens die College-eigenen Angaben… es gibt natürlich noch "Spenden vermögender Gönner" die noch nicht eingeflossen sind…)

Sieht man sich andererseits die Probleme des Profisports in den USA an, versteht man die Karikaturen von Steve Sacks… > http://www.startribune.com/sack-cartoon-u-athletic-spending/361500221/
(Ich hätte gern direkt eingefügt, aber die Tribune mahnt, insbesondere im Fall ihres Star-Karikaturisten und Pulitzer Preisträgers, schnell ab… Wink )

Ich liebe den Sport, aber ich möchte ihn ungern noch weiter in die Hände von windigen Geschäftemachern legen (in den USA leben einige Spielevermittler davon Nachwuchskräfte an die Colleges und Universitäten zu vermitteln, noch Fragen?). Für den einzelnen Athleten ist eine gesicherte sportliche Existenz natürlich interessant und erscheint im internationalen Vergleich essentiell, doch wirklich "überlebensnotwendig", "gesund" für den Sport ? (im Sinne von ethisch verträglich, oder wird nicht dadurch erst Doping zu dem Problem welches es derzeit darstellt?) Wenn man gegen die "Sportindustrie" solchen Maßstabs "mehr Medaillen" fordert und gleichzeitig gegen Manipulationen wettert und keine anderen Wege aufzeigt, ist das zynisch? Dämlich? Skrupellos?

Wer sich große internationale Meisterschaften anschaut - und wir alle lieben das (ich auch!) - zugleich aber auch einen kritischen Blick behält, fragt sich ob unsere Begeisterung SO überhaupt noch vertretbar ist…


RE: Olympische Spiele in Deutschland? (Hamburg sagt NEIN!) - gera - 13.12.2015

danke lor-olli ,
dass Du uns diese Enblicke und Zusammenhänge gibst.
Man muss ja immer über den Tellerrand hinaus schauen, um die eigenen Gegenheiten richtig einschätzen zu können.
Nicht alles , was aus den USA kommt , muss richtig sein, und auch nicht alles , was nur für den Spitzensport gemacht wird.


RE: Olympische Spiele in Deutschland? (Hamburg sagt NEIN!) - Piroschka - 13.12.2015

Das Problem bei euch ist, dass ihr wegen einiger negativer Aspekte gleich das ganze System ablehnt, ohne in Erwägung zu ziehen, es besser machen zu können. Einfach lieber seinen eigenen Jahrzehnte alten Schuh durchziehen. Man weiß zwar, dass der schlecht sitzt, aber man kennt ihn. Für Neues ist man einfach nicht offen.


RE: Olympische Spiele in Deutschland? (Hamburg sagt NEIN!) - Atanvarno - 13.12.2015

Übrigens: nicht ein Cent der Milliarden, die im College-Football umgesetzt werden, kommt bei den Spielern an, denn die sind laut NCAA-Statut ja unbezahlte Amateure (und wer sagt "aber sie bekommen doch eine kostenlose Ausbildung" - leider nicht, sie bekommen Pseudo-Unterricht und geschenkte Scheine, da sie keine Zeit zum Lernen haben, weil sie trainieren müssen).

Wer 20 Minuten Zeit hat und Englisch kann: https://www.youtube.com/watch?v=pX8BXH3SJn0 (sicherlich für erhöhten Unterhaltungswert zugespitzt, aber dennoch augenöffnend)