[Reichtathletik]

Hallo Reichtathletik,

ich glaube, Du machst Dir das Leben teilweise zu kompliziert:

Bei Meisterschaften geht es meist um den Platz und nicht um die Zeit. Ich fand es auch nicht toll, als ich einmal in den 90igern in der Sommerhitze bei 35 Grad (im Schatten) und praller Nachmittagssonne im 5000m-Endlauf bei einer DM laufen "musste". Etwas Spielraum nach hinten im Zeitplan wäre von vornherein schon möglich gewesen und so könnte man das auch heute handhaben, dass man bei Meisterschaften die Startzeiten etwas mehr darauf ausrichtet.

Aber: Schnelle Zeiten über Strecken ab 5000m versucht man eben bei Wettkämpfen zu laufen, deren Zeitplan von vornherein so ausgerichtet ist, dass es i.d.R. von den Temperaturen passen könnte. Und Veranstalter sollten hochwertige Wettkämpfe eben auch schon Ende April und im Mai anbieten (Du weißt, wann z.B. in den USA häufig die schnellsten Zeiten gelaufen werden; also bitte nicht erzählen, dass man da nicht in Form sein kann)
Um kurzfristig auf erwartete Hitze reagieren zu können, kann ich mir bei kleineren Sportfesten vorstellen, die im Sommer stattfinden, dass man in die Ausschreibung schreibt, dass bei Hitze ggf. die 5000m-Läufe um ein bis zwei Stunden nach hinten verlegt werden können. 
Aber mehrere Tage anmelden und dann sich dann kurzfristig für einen Tag entscheiden, halte ich für nicht praktikabel. Gründe wurden hier schon genannt - aus Veranstalter/Kampfrichtersicht und Athletensicht. Und den Wintersport mit wenigen Profi-Teilnehmern als Beispiel zu nehmen, passt aus meiner Sicht nicht. Im Zweifel gibt es beim Wintersport ja dann bei entsprechendem Wetter einfach die Absage/den Abbruch.

Edit: was machst Du, wenn starker Wind angesagt ist? Auch verschieben? Sorgt auch für langsamere Zeiten, ist aber gesundheitlich nicht gravierend.

Bei Meisterschaften geht es um Plätze, bin ich bei dir. Bei niedigklassigeren aber bisweilen dennoch um Normen für höhere. In den 90ern reichte es auch noch, einfach "nur" die Norm zu laufen, heutzutage dürfen für die DM z.B. nur 15 bzw. 23 schneller sein, da bekommt die Wetter-Lotterie eine andere Bedeutung.

Zu den entsprechenden Veranstaltungen. Ich kann dir da drei Beispiele über 5.000 Meter bieten, Wettkämpfe, die auf schnelle Zeiten ausgelegt waren: Karlsruhe, Wien, Marburg. Die beiden letzten (Marburg war ja ausgangspunkt der Diskussion hier) jeweils Startzeit 19 Uhr und es waren noch >30 Grad! In Karlsruhe war man dieses jahr geschlossen später dran, hat dafür aber zwei Läufe in 1 Meter Wasser auf der Bahn versenkt (hier hätte es schon gereicht 15min zu warten am Tag).

[S_J]

Für reine Laufveranstaltungen bietet es sich auch an, mehr Laufbahnen wie den Michael Johnson Track von Nike zu bauen / nutzen. Ist natürlich ein vergleichsweise extremes Beispiel und nicht die zuschauerfreundlichste Lösung, aber da lässt sich doch sicherlich etwas finden, wenn man Schatten integrieren möchte.

[mariusfast]

Bericht von Regensburg dazu 

https://www.lg-telis-finanz.de/

Marburg, 21. Juni 2025 (orv) – "bis drei Runden vor Schluss lief's bei mir eigentlich gut, dann musste ich wohl den dreißig Grad bei strahlendem Sonnenschein Tribut zollen und den Traum von einer neuen 5.000m Bestleistung begraben", berichtete Bastian Mrochen (LG Telis Finanz Regensburg) ernüchtert von seinem Versuch beim Lightning 10000 im hessischen Marburg, eine neue persönliche Bestleistung im Bereich der 14-Minuten Barriere aufzustellen. Der Regensburger wurde am Ende bei zirka 30 Grad und noch immer strahlendem Sonnenschein Siebter mit 14:31,64min. Die Veranstalter hatten einfach nicht bedacht, dass am längsten Tag des Kalenderjahres die Sonne erst um exakt 21.42 Uhr untergehen würde und hatten zudem noch den heißesten Tag des bisherigen Sommers erwischt. "Somit war die Startzeit gegen 20 Uhr wohl eher destruktiv für schnelle Rennen", sagt dazu LG-Teamchef Kurt Ring, "wenn schon 5.000m im Sommer, dann sollte dies spät abends nach Sonnenuntergang bei Flutlicht passieren."

Dann halt die Startzeit der 5000 und 10 000 M Rennen ab 21:45 bis in die Nacht rein. Schnell in der Nacht rennen klappt ja auch woanders (Ordegem, Karlsruhe). 

@Reichtathletik welche Temperaturen wären denn deiner Meinung nach im Rahmen?  Also ich stellte bei 28 Grad meine PB auf 5000 Meter auf. Die ideale Temperatur, die von Wissenschaftler für den Marathon dargestellt wird, trifft bei mir überhaupt nicht zu. 5000 Meter sind auf alle Fälle nochmal zu trennen von den 10 000 m.E.


Edit: haben diejenigen, die jetzt über den Veranstalter meckern und die es besser wissen  dies dem Veranstalter vorher mitgeteilt. Dass die Sonne dann um 21.42 untergeht wusste man ja

[Sandmann]

Das idyllische Michael-Johnson-Laufwäldchen ist in der Tat nichts für Zuschauer - und außerdem ein ziemlich frecher Diss in Richtung Field-Disziplinen .

Vielleicht sollte man mal den Saison-Zyklus neu denken? Der Klimawandel macht den Hochsommer problematisch - aber könnte man hier nicht ein paar Wochen pausieren und dafür im Frühjahr eher anfangen und im Herbst später aufhören?

Schon jetzt sind im Sommer auch in Deutschland nicht beschattete Zuschauerbereiche öfters faktisch unbenutzbar.  Ich denke, in zwanzig, dreißig Jahren wird es für große Events in den betroffenen Regionen der Welt geschlossene oder mit schließbarem Dach ausgestattete Monsterarenen geben. Jedenfalls dort, wo man es sich leisten kann. Die könnten auch ein komplettes LA-Layout einhausen. Das ist allerdings für den Großteil der heutigen Wettkämpfe keine Perspektive. 

Tendenziell dürften Sprung, Wurf und Track (ich sage: leider) auch immer öfter getrennt veranstaltet werden. Das ist ja schon im Gange wegen Zeitgeist/Eventisierung. Der Klimawandel dürfte den Trend weiter verstärken, denn mit einer Aufspaltung kann man auch den jeweils unterschiedlichen Ansprüchen an die äußeren Bedingungen besser Rechnung tragen.

Edit: Und noch eine Idee : Go north! An der Küste wird es noch ein paar Jahrzehnte länger aushaltbar bleiben .

[Atanvarno]

Die Frage wurde ja weiter oben von TranceNation schon gestellt und ich fände eine Antwort für die Diskussion durchaus relevant: wie wird das in Italien, Spanien, auf dem Balkan, in den Südstaaaten der USA gemacht? Deren aktuelle Temperaturen entsprechen ja ungefähr dem, was wir in Mitteleuropa zukünftig zu erwarten haben.

[Reichtathletik]

Danke Marius für die Zeilen aus Regensburg, zeigt dass ich ja nicht der einzige bin, der hier Handlungsbedarf sieht. Mrochen ist auch ein gutes Beispiel: In Karsruhe 14:21 gelaufen – in strömenden Regen – , wollte (musste) sich nun noch einmal verbessern, um die Chance auf einen DM-Startplatz zu vergrößern. Stattdessen keine Verbesserung aber viel investierte Kraft bei so einem Rennen.
Ergo: Zweimal richtiges Wetter-Pech und deshalb ggf. kein DM-Startplatz. Dass er schneller kann, zeigt seine PB, die unter 14 Minuten liegt!

Welche Temperaturen "perfekt" oder "noch tollerabel" sind, wird vermutlich jeder anders beantworten. Anstreben würde ich unter 24, ideal 16 Grad. Aber das ist völlig ins blaue geschossen.

@Sandmann: Die Küste ist auch kein Garant für kühle Temperaturen, vielleicht schon eher Reisen nach Skandinavien. In anderen Wettkampfkalendern liegt tatsächlich Musik drin, da kommt aber viel zusammen. Viele der 5.000-Meter-Leute als Beispiel sind z.B. Ostern 5 oder 10km auf der Straße gelaufen. Vielleicht muss man hier künftig stattdessen auf die Bahn. Das würde aber den Straßenlauf-Events nicht gefallen. Oder man muss auch für 5.000 Meter künftig Straßenleistungen anerkennen, wie es bereits bei 10.000 Meter der Fall ist?! Führt aber zu neuen Problemen wegen gemischter Rennen, etc.

[Reichtathletik]

Die Frage wurde ja weiter oben von TranceNation schon gestellt und ich fände eine Antwort für die Diskussion durchaus relevant: wie wird das in Italien, Spanien, auf dem Balkan, in den Südstaaaten der USA gemacht? Deren aktuelle Temperaturen entsprechen ja ungefähr dem, was wir in Mitteleuropa zukünftig zu erwarten haben.

Aus Spanien kenne ich Straßenläufe mit Start um 8 oder 9 Uhr – auch schon im April und Track Meetings mit Startzeiten weit in die Nacht hinein, ähnlich wie Kurt Ring es sagt, 22–1 Uhr.
Wobei die Menschen in Spanien generell dazu neigen, am Abend vieles später zu machen. 21 Uhr ist keine unübliche Abendessenzeit, da hat in Deutschland meist bereits die Küche geschlossen.

[Elysee]

Ein ebenso unsinniges Beispiel bzgl. möglicher Sommerhitze ist der Zeitplan der DM U23/U16. Da beginnen die Hürdensprints am Sonntag um 9:30 Uhr mit Finals ab 10:55 Uhr und die 800m bzw. 1500m Finals sind um ~14 Uhr bzw. ~16 Uhr. Finde ich auch nicht so optimal. Gut, die Pause zwischen VL Samstag 800/1500 von 15 bzw. 18 Uhr bis zum Finale am Sonntag wäre etwas knapp, aber die VL könnte man ja auch gut am Samstagmorgen ansetzen...

[OldSchoolRunner]

Danke Marius für die Zeilen aus Regensburg, zeigt dass ich ja nicht der einzige bin, der hier Handlungsbedarf sieht.  .....

Ich habe ja nicht geschrieben, dass ich keinen Handlungsbedarf sehe. Ich hatte geschrieben, dass es Alternativen zu Deinem mehrtägigen Wettkampf gibt.
Und Du hast sie doch in Deinen Beispielen ebenfalls aufgegriffen.

Marburg hatte ja das Problem, dass sie noch zwei 10.000m-Läufe hatten, die zurecht am Schluss der Veranstaltung lagen. Hier ist schon die Frage, ob man kurzfristig noch weiter in den späten Abend/Nacht hätte gehen können.

@Marius: ja, wir hatten 5 Tage vor dem Termin beim Veranstalter nachgefragt, inwieweit die 5000m noch nach hinten verlegt werden können. Etwas später als ursprünglich ausgeschrieben fingen die 5000er dann statt. Aber eine Stunde später hätte schon noch deutlich mehr geholfen.

[TranceNation 2k14]

Die Frage wurde ja weiter oben von TranceNation schon gestellt und ich fände eine Antwort für die Diskussion durchaus relevant: wie wird das in Italien, Spanien, auf dem Balkan, in den Südstaaaten der USA gemacht? Deren aktuelle Temperaturen entsprechen ja ungefähr dem, was wir in Mitteleuropa zukünftig zu erwarten haben.

Nicht nur das, wir können es auch umdrehen und fragen, wie die es seit jeher machen, denn unsere aktuellen Temperaturen waren dort sonst Standard... Abe rman kann das ja auch mit einem Halbsatz abwiegeln. Ich finde, hier wird durchaus ein wenig arg das Problem gefeiert. Wie viele Beschwerden über das Wetter und Norm-Hatz bei Hitze kamen aus Bernhausen?