[longbottom]

Also doch lieber nicht voll ausgereizte Wechsel wie die Jamaikaner und mehr an der Verbesserung des individuellen Sprintvermögens arbeiten?

Die Jamaiker sind aber derzeit die einzige Nation, die sich das leisten kann. Alle anderen nicht, auch die USA nicht. Jedenfalls nicht, wenn sie Titel gewinnen wollen. Denn in den Einzelzeiten sind sie Jamaika unterlegen, die müssen über die Wechsel kommen.

Über alle anderen Nationen will ich gar nicht erst reden. Die sind teilweise so dicht beieinander, dass die Wechsel den Unterschied zwischen Bronze und Vorlaufaus machen können.

[Hellmuth K l i m m e r]

Es gibt Athleten, die können wechseln, die bekommt man mit zwei Trainingseinheiten eingewechselt. Und es gibt Athleten, die können nicht wechseln, da hilft auch kein vierwöchiges Staffeltrainingslager.

Die Frage an sich, ob man ein Wechseltraining machen soll, ist in meinen Augen falsch gestellt. (Da könnte man auch fragen, ob zu trainieren überhaupt Sinn macht?  )

Zum obigen Atanvarno-Zitat möchte ich sagen, dass es zweifellos intuitiv begabte Sprinter gibt, die "gefühlsmäßig" richtig, "wohl temporiert" ablaufen, die Geschwindigkeit des Ankommenden, Übergebenden präzise einschätzen. In vielen Jahren, in den ich Staffeln (auch "Olymp. Staffeln") lief, erlebte ich "solche und son'e". Meine SV-Staffelläufer (immerhin mehrfach 41.1 s Anfang der 60er Jahre - auf Asche [leider nie unter 41.0 s  ])  haben mit unserem Trainer R. Kahnt intensiv geübt. Und die 10.4 bis 10.5 s-Sprinter hatten dadurch auch einen kleinen Gewinn "erwirtschaftet". 

A l s o : Immer fleißig üben! Immer an der (Wechsel-)Technik feilen. Immer um Perfektionismus kämpfen. Und Trainigslager können bestens dazu beitragen, da hier   t ä g l i c h  (!) geübt werden kann, die Fortschritte sozusagen im motor. Gedächtnis "gespeichert" werden. 
(Wofür natürlich der beobachtende Fachmann am Bahnrand notwendig ist.  )

H. Klimmer / sen.

[Atanvarno]

Ok, ich akzeptiere die Argumente, dass es Sinn macht Staffelwechsel intensiv zu üben und dass das bei vielen Läufern einen nicht unerheblichen Vorteil gegenüber einem "Schnellkurs Staffelwechsel" bringt.
Dem Beitrag von robb entnehme ich weiterhin, dass der Vorteil eines perfekten gegenüber einem durchschnittlichen Wechsel bei ca. 0,3 sec pro Wechsel liegt.

Hypothetische Überlegung:
Wie sollte sich der DLV entscheiden, wenn es kurz vor Zürich eine Sprinterin gibt, die an keiner Staffelmaßnahme teilgenommen hat, aber 0,3 Sekunden schneller ist als die Nr. 4 des eingewechselten Quartetts?

[Robb]

Hypothetische Überlegung:
Wie sollte sich der DLV entscheiden, wenn es kurz vor Zürich eine Sprinterin gibt, die an keiner Staffelmaßnahme teilgenommen hat, aber 0,3 Sekunden schneller ist als die Nr. 4 des eingewechselten Quartetts?

Wenn sie an keiner Staffelmaßnahme teilgenommen hat, dürfte sie der DLV laut Nominierungsrichtlinien nicht nominieren. Sie müßte die guten Zeiten aber spätestens bei den DM laufen und danach gäbe es noch ein Staffeltraining.
Bei Jakubczyk wars vor zwei Jahren ähnlich, der wurde dann auch nominiert.

[Hellmuth K l i m m e r]

Können haben wir schon gedurft, nur müssen haben wir nicht gewollt

sagten diverse USA-Staffeln nach Verpassen des Weltrekords,
bzw. nach dem Ausscheiden

Besser das Original-Zitat v. Valentin Ludwig   F e y   (= Karl Valentin):

"Mög'n täten wir schon wollen, aber dürfen haben wir uns nicht getraut." 


Bald werden die US-Boys   m ü s s e n ,  wenn die Deutschen ihnen die Hacken zeigen. 

H. Klimmer / sen.

[dominikk85]

Es wird ja immer viel über die Staffelwechsel geschimpft, aber man muss auch sagen, dass unsere Staffeln gemessen an den Einzelresultaten fast immer gute Leistungen bringen. Der Stab wird fast nie weggeworfen und man sieht kaum "Standwechsel" wie teilweise bei anderen auch hochkarätigen Staffeln.

Das liegt natürlich zum einen an der gerade bei den Männern guten Breite (wir haben ja eigentlch jedes Jahr 5-6 Leute die zwischen 10.20 und 10.30 laufen können), aber eben auch an den guten Wechseln.

[Mockauer]

Also ich finde auch ein Wechsel muss trainiert werden, weil was hier schon öfters angedeutet wurde und was ich mir auch immer sage, was du im Training nicht trainierst, kannst du im Wettkampf nicht abrufen.

[Delta]

Ich verstehe nicht, warum man von Seiten des DLV immer so tut, als wäre richtig wechseln eine schwierige Kunst, die man in langen Trainingslagern einüben muss.
Es gibt Athleten, die können wechseln, die bekommt man mit zwei Trainingseinheiten eingewechselt. Und es gibt Athleten die können nicht wechseln, da hilft auch kein vierwöchiges Staffeltrainingslager.

Staffellauf ist eine Kunst.

Selbstverständlich muss man das üben. Das sieht man bei Ländern wie Italien, Frankreich, Kanada, Japan.

Die haben vielleicht nie die maximalen Top Athleten aber mit Sicherheit immer eine gute Staffel.
Die US Boys laufen übrigens sehr viele Staffelrennen rechnet man das ab dem 15. Altersjahr. Deren Problem ist die Personalauswahl und Egos. 
Ganz problematisch wird es wenn der Trainer 2 hoffnungsvolle "schnelle" Nachwuchssprinterinnen einbaut die noch nie an einer WM eine Bahnrunde absolviert haben. Das killt dann meistens das Staffelprojekt auf dem 2ten oder dritten Wechsel.

Staffeln muss man auf Sicherheit laufen - nur wer ankommt hat eine Chance auf Medaillen. Es geht in der Staffel nicht darum Rekord zu laufen sondern sicher den Platz zu ergattern für die nächste Runde.

Russische und DDR Staffeln liefen selten mit maximalen Risiko. Es zahlt sich nicht aus.

Normalerweise laufen Top Teams bei den allerersten Meetings 2 Staffeleinheiten auf Zeit. Z.B Japan sehr oft.  Dieses Sprinttrainingslager am Saisonanfang ist primär Sichtung - aber man schliesst das mit der Staffel ab - als Teamgedanke und logischerweise auch um eine Ahnung vom Selektionsstand zu haben.