10.09.2023, 10:24
Hallo in die Runde,
bei den vielen Diskussionen zur Zukunft der Leichtathletik kam mir ein Altersbereich bisher deutlich zu kurz, der des Grundlagentrainings. Wir haben viel über das Training der (späten) Jugend und im Erwachsenenbereich diskutiert und zum Teil dann noch über die Kinderleichtathletik, aber kaum über U14 und U16. Mein Eindruck aus dem Vereinstraining vielerorts ist, dass dort versäumt wird, die richtigen Weichen zu stellen. Ich will dazu mal ein paar Thesen in den Raum werfen, vielleicht fühlen sich Leute ermutigt, zu ergänzen oder zu widersprechen.
1. Viele Trainer im Grundlagentraining achten zu wenig auf Disziplinspezifik
Die Idee im Grundlagentraining ist, dass in dieser Zeit deutlich wird, in welchem Disziplinblock die Athleten später ihre Stärken ausspielen. Auch deshalb ist erst der B-Trainer Blockspezifisch, der als Zielgruppe das Training ab U18 beinhaltet. Allerdings scheint bei vielen Trainern zu wenig Kenntnis darüber vorzuherrschen, was ab der U18 dann gefordrt wird, wenn die Athleten sich Richtung Sprung, Lauf, Wurf, etc. spezialisieren sollen. Wenn aber erst in der U18 dann von den Fachtrainern vermittelt werden soll, wie ein Staffelwechsel erfolgt, wie ein Absprung ausgemessen wird oder eir das Warmup abläuft, wie schnell man ein Rennen über 800 Meter angehen soll oder oder oder, ist es eigentlich zu spät. Gleiches gilt für Trainingsinhalte. In der U16 muss das Training der U18 vorbereitet werden. Das heißt nicht, dass dieses schon gemacht wird, aber die vorbereitenden Übungen z.B. Oder jemand mit Lauf-Talent darf nicht in der U18 das erste mal hören, dass es sowas wie ruhige Intervalle mit kurzer Pause gibt.
Eine mögliche Lösung wäre, dass in den Vereinen intern viel mehr Austausch stattfindet. Was kommt in der nächsten Gruppe? Dafür müssten die Trainer der älteren Athleten mehr fortbildend auf die der jüngeren Gruppen einwirken und diese wiederum auch mehr Interesse an dem zeigen, was noch kommt.
2. Im Grundlagentraining wird nicht zielgerichtet spezialisiert
Wenn in der U16 bereits Einzelmeisterschaften stattfinden, zumindest aber die der U18 vorbereitet gehören, bedeutet dass dass auch in der U16 schon Spezialisierung stattfinden muss. Das heißt nicht, dass ein Diskuswerfer dann nur noch Diskus wirft, aber siehe oben muss Schrittweise der Weg beschritten werden. Wir haben aber oft noch Trainer und Gruppen, in denen dies nicht erfolgt. Es gibt einen Trainingsplan für alle und Talente in Einzeldisziplinen machen dann "noch ein bisschen mehr" darin. Oft erfolgt Spezialisierung eher nach der Gruppenmasse oder dem Interesse der Trainer. Eigentlich müsste in der U16 bereits eine Schwerpunktlehung erfolgen (siehe oben) und dies nach dem Talent der Athleten. Bedeutet auch, ggf Aktiven klar zu machen, dass sie etwas anderes machen sollten als ihr bester Kumpel. Mein Eindruck ist, es gibt derzeit überwiegend drei Modelle die nicht zielführend sich:
a) es erfolgt gar keine Spezialisierung aus falsch verstandener Vielfältigkeit. Dann wird quasi Mehrkampf trainiert, was eigentlich sogar sehr spezifisch ist
b) es erfolgt eine zu große Spezialisierung bei der in der U16 schon nur noch für die Einzel-DM trainiert wird aber so als wären die Leute schon 20.
c) es wird versucht, dass jeder der Gruppe Schwerpunkte legt, was den oft einzigen Trainer aber so überfordert, dass eigentlich kein Athlet wirklich gut betreut ist.
Eine mögliche Lösung wäre bereits ab der U16 Schwerpunktgruppen zu haben mit Trainern die in diesem Schwerpunkt vertieftes Fachwissen haben. Das Schwerpunktraining erfolgt z.B. über die Verbände ergänzend zum allgemein gehaltenen Vereinstraining. Die Vereinstrainer müssten dann aber wirklich nur allgemein trainieren und nicht im falschen Ehrgeiz noch drei weitere Sprungeinheiten oder so ergänzen.
3. Im Grundlagentraining bereiten wir nicht auf Leistungssport vor
Das Gejammer über keine Wettkämpfe und Gewinnen/Verlieren finde ich bei Bundesjugendspielen und KiLA falsch. Im Grundlagentraining sollten wir aber drüber sprechen. Wir sollten hier auch differenzieren zwischen denen, die Leistungswillen haben und denen, die nur Freude an der Bewegung ausüben wollen. Vielleicht ist es sogar sinnvoll, beide Gruppen in unterschiedlichen Trainingsangeboten zu adressieren. Aus leistungssportlicher Sicht sollten wir jedenfalls die U16er, die das Zeug (und die Lust) zu DM-Normen haben nicht zu wenig fordern. Damit meine ich nicht Trainingsintensität (nur manchmal vielleicht ein Problem), sondern das Ganze drumherum. Man muss diesen Personen schon beibringen (und ihrem Umfeld), dass man erwarten darf, dass nicht ausgerechnet die beiden Wochen vor dem Saisonhöhepunkt Urlaub gemacht wird. Man muss ihnen beibringen, was ein Trainingsprotokoll ist, sowie Grundzüge davon, warum Trainer be- und entlastung planen. Grundzüge von taktischem Verhalten, eigentstänidges Erwärmen im Wettkampf, etc. Hier scheint mir, sind wir viel zu oft zu vorsichtig, aus Angst die Leute zu vergrämen. Andere Sportarten (Mannschaftssportarten) sind da nicht so zimperlich. Da fliegt man schnell auch aus dem Team. Und wir können nicht erst in de U18 anfangen, auch das Umfeld und die Herangehensweise an den Sport zu vermitteln.
Das dehnt sich in manchen Fällen leider aber auch auf die Trainer aus. Für viele ist U14, U16 noch nur "Freude an der Bewegung", zu wenig wird auch auf Umfeld und das was man den Menschen sonst so fürs Leben mitgibt geachtet. Wir sind ein Sportangebot keine Freizeitbetreuung. Wenn ich höre, dass Trainer in der U16 ihr Training spontan überlegen, finde ich das furchtbar. Auch hier darf, nein sollte, es schon einen grundlegenden Jahresrahmentrainingsplan geben!
Vieles steht und fällt natürlich damit, dass wir oft zu wenige Trainer haben, die Gruppen klein sind oder Zeitmangel existiet. Ein Hindernis ist auch das viele Gegeneinander, wo Miteinander nötig wäre. Ich denke aber, wenn wir das nicht anpacken, können wir noch so gute Spitzentrainer einkaufen aus dem Ausland, es wird niemanden geben, den sie trainieren können. Ich finde, deshalb sollte auf dieses Alter auch ein größerer Fokus gelegt werden, auch von Trainern, die eigentlich da laut Jobbeschreibung nichts mit zu tun haben. Wenn wir in der U16 kaum Mittelweg haben sondern nur Verheizen oder Betütteln, kommen wir nicht weit.
bei den vielen Diskussionen zur Zukunft der Leichtathletik kam mir ein Altersbereich bisher deutlich zu kurz, der des Grundlagentrainings. Wir haben viel über das Training der (späten) Jugend und im Erwachsenenbereich diskutiert und zum Teil dann noch über die Kinderleichtathletik, aber kaum über U14 und U16. Mein Eindruck aus dem Vereinstraining vielerorts ist, dass dort versäumt wird, die richtigen Weichen zu stellen. Ich will dazu mal ein paar Thesen in den Raum werfen, vielleicht fühlen sich Leute ermutigt, zu ergänzen oder zu widersprechen.
1. Viele Trainer im Grundlagentraining achten zu wenig auf Disziplinspezifik
Die Idee im Grundlagentraining ist, dass in dieser Zeit deutlich wird, in welchem Disziplinblock die Athleten später ihre Stärken ausspielen. Auch deshalb ist erst der B-Trainer Blockspezifisch, der als Zielgruppe das Training ab U18 beinhaltet. Allerdings scheint bei vielen Trainern zu wenig Kenntnis darüber vorzuherrschen, was ab der U18 dann gefordrt wird, wenn die Athleten sich Richtung Sprung, Lauf, Wurf, etc. spezialisieren sollen. Wenn aber erst in der U18 dann von den Fachtrainern vermittelt werden soll, wie ein Staffelwechsel erfolgt, wie ein Absprung ausgemessen wird oder eir das Warmup abläuft, wie schnell man ein Rennen über 800 Meter angehen soll oder oder oder, ist es eigentlich zu spät. Gleiches gilt für Trainingsinhalte. In der U16 muss das Training der U18 vorbereitet werden. Das heißt nicht, dass dieses schon gemacht wird, aber die vorbereitenden Übungen z.B. Oder jemand mit Lauf-Talent darf nicht in der U18 das erste mal hören, dass es sowas wie ruhige Intervalle mit kurzer Pause gibt.
Eine mögliche Lösung wäre, dass in den Vereinen intern viel mehr Austausch stattfindet. Was kommt in der nächsten Gruppe? Dafür müssten die Trainer der älteren Athleten mehr fortbildend auf die der jüngeren Gruppen einwirken und diese wiederum auch mehr Interesse an dem zeigen, was noch kommt.
2. Im Grundlagentraining wird nicht zielgerichtet spezialisiert
Wenn in der U16 bereits Einzelmeisterschaften stattfinden, zumindest aber die der U18 vorbereitet gehören, bedeutet dass dass auch in der U16 schon Spezialisierung stattfinden muss. Das heißt nicht, dass ein Diskuswerfer dann nur noch Diskus wirft, aber siehe oben muss Schrittweise der Weg beschritten werden. Wir haben aber oft noch Trainer und Gruppen, in denen dies nicht erfolgt. Es gibt einen Trainingsplan für alle und Talente in Einzeldisziplinen machen dann "noch ein bisschen mehr" darin. Oft erfolgt Spezialisierung eher nach der Gruppenmasse oder dem Interesse der Trainer. Eigentlich müsste in der U16 bereits eine Schwerpunktlehung erfolgen (siehe oben) und dies nach dem Talent der Athleten. Bedeutet auch, ggf Aktiven klar zu machen, dass sie etwas anderes machen sollten als ihr bester Kumpel. Mein Eindruck ist, es gibt derzeit überwiegend drei Modelle die nicht zielführend sich:
a) es erfolgt gar keine Spezialisierung aus falsch verstandener Vielfältigkeit. Dann wird quasi Mehrkampf trainiert, was eigentlich sogar sehr spezifisch ist
b) es erfolgt eine zu große Spezialisierung bei der in der U16 schon nur noch für die Einzel-DM trainiert wird aber so als wären die Leute schon 20.
c) es wird versucht, dass jeder der Gruppe Schwerpunkte legt, was den oft einzigen Trainer aber so überfordert, dass eigentlich kein Athlet wirklich gut betreut ist.
Eine mögliche Lösung wäre bereits ab der U16 Schwerpunktgruppen zu haben mit Trainern die in diesem Schwerpunkt vertieftes Fachwissen haben. Das Schwerpunktraining erfolgt z.B. über die Verbände ergänzend zum allgemein gehaltenen Vereinstraining. Die Vereinstrainer müssten dann aber wirklich nur allgemein trainieren und nicht im falschen Ehrgeiz noch drei weitere Sprungeinheiten oder so ergänzen.
3. Im Grundlagentraining bereiten wir nicht auf Leistungssport vor
Das Gejammer über keine Wettkämpfe und Gewinnen/Verlieren finde ich bei Bundesjugendspielen und KiLA falsch. Im Grundlagentraining sollten wir aber drüber sprechen. Wir sollten hier auch differenzieren zwischen denen, die Leistungswillen haben und denen, die nur Freude an der Bewegung ausüben wollen. Vielleicht ist es sogar sinnvoll, beide Gruppen in unterschiedlichen Trainingsangeboten zu adressieren. Aus leistungssportlicher Sicht sollten wir jedenfalls die U16er, die das Zeug (und die Lust) zu DM-Normen haben nicht zu wenig fordern. Damit meine ich nicht Trainingsintensität (nur manchmal vielleicht ein Problem), sondern das Ganze drumherum. Man muss diesen Personen schon beibringen (und ihrem Umfeld), dass man erwarten darf, dass nicht ausgerechnet die beiden Wochen vor dem Saisonhöhepunkt Urlaub gemacht wird. Man muss ihnen beibringen, was ein Trainingsprotokoll ist, sowie Grundzüge davon, warum Trainer be- und entlastung planen. Grundzüge von taktischem Verhalten, eigentstänidges Erwärmen im Wettkampf, etc. Hier scheint mir, sind wir viel zu oft zu vorsichtig, aus Angst die Leute zu vergrämen. Andere Sportarten (Mannschaftssportarten) sind da nicht so zimperlich. Da fliegt man schnell auch aus dem Team. Und wir können nicht erst in de U18 anfangen, auch das Umfeld und die Herangehensweise an den Sport zu vermitteln.
Das dehnt sich in manchen Fällen leider aber auch auf die Trainer aus. Für viele ist U14, U16 noch nur "Freude an der Bewegung", zu wenig wird auch auf Umfeld und das was man den Menschen sonst so fürs Leben mitgibt geachtet. Wir sind ein Sportangebot keine Freizeitbetreuung. Wenn ich höre, dass Trainer in der U16 ihr Training spontan überlegen, finde ich das furchtbar. Auch hier darf, nein sollte, es schon einen grundlegenden Jahresrahmentrainingsplan geben!
Vieles steht und fällt natürlich damit, dass wir oft zu wenige Trainer haben, die Gruppen klein sind oder Zeitmangel existiet. Ein Hindernis ist auch das viele Gegeneinander, wo Miteinander nötig wäre. Ich denke aber, wenn wir das nicht anpacken, können wir noch so gute Spitzentrainer einkaufen aus dem Ausland, es wird niemanden geben, den sie trainieren können. Ich finde, deshalb sollte auf dieses Alter auch ein größerer Fokus gelegt werden, auch von Trainern, die eigentlich da laut Jobbeschreibung nichts mit zu tun haben. Wenn wir in der U16 kaum Mittelweg haben sondern nur Verheizen oder Betütteln, kommen wir nicht weit.