(01.08.2023, 12:11)Oliver schrieb: Wir waren in der Vergangenheit, meist zu recht, sehr kritisch gegenüber ein paar Ergebnissen aus dem Ausland. Daher sollten wir dies auch im eigenen Land sein.
Dem möchte ich zumindest teilweise widersprechen. Wir sind hier nur sehr selten kritisch gegenüber im Ausland erzielten Ergebnissen, u.a. auch deswegen, weil wir das in der Form gar nicht mitkriegen. Logischerweise, es ist viel zu viel los in der Leichtathletik, um jedes noch so kleine Sportfest im Auge zu haben. Meistens kommt das hier dann zur Sprache, wenn durch solche Ergebnisse ein deutscher Athlet seinen Platz beim Großereignis verliert. Auch logischerweise, weil es dann wieder hier mehr in den Fokus rückt. Wir sind viel kritischer oder zumindest skeptischer gegenüber Ergebnissen aus Deutschland wie Inneringen oder von Deutschen, ganz einfach weil wir die viel mehr im Auge haben.
Es gibt aber auch Ergebnisse aus dem Ausland, die wir mitkriegen und teilweise feiern, obwohl die Athleten sie, wenn es drauf ankommt, noch nicht wirklich bestätigt haben. Siehe Kyle Garland.
Garland ist auch erst 23.
Da kann noch gut was kommen, auch in Sachen Kontinuität.
Ein Zehnkampf (der soviele Variablen) hat,
ist nicht mit einem Weitsprungwettkampf vergleichbar.
Seine 8700+ Punkte hat er sowas von ehrlich gemacht.
Genau wie der Weltrekordhalter, der 9126 Punkte in der französischen Provinz gemacht hat und nie wieder an dieses Ergebnis heran gekommen ist.
Meine Meinung zu Inneringen:
Bis auf dem unglücklichen Windmesser ist alles regelkonform. Von Fotos auf einen schräg gestellten Balken zu schließen, ist mehr als abenteuerlich.
Ich gehe auch davon aus, dass die Kampfrichter ein Bandmaß bedienen können.
(02.08.2023, 21:25)CoachnEngineer schrieb: Das mag ja so durchaus gelten. Aber akzeptieren kann ich das nicht. Bei dem Argument "auch in anderen Ländern" fällt mir sofort Jan Ullrichs Aussage ein "ich habe nicht betrogen" (.. weil meine Konkurrenten alle das gleiche Illegale gemacht haben)
Jemand der sich auf solchen "Dorfsportfesten" mit solchen Bedingungen (sei dahingestellt, ob es in Inneringen wirklich so war) wohl fühlt, vermittelt auf mich jedenfalls den Eindruck, dass er Fairness im Sport nicht sehr hoch schätzt.
Und wie wirkt sich eine Leistung bei einer solchen Veranstaltung denn mental aus? Kann es nicht sogar belasten, wenn man mit berechtigten Zweifeln nach Budapest oder 2024 nach Paris fährt, dass man diese Leistung unter "normalen" Bedingungen nicht ansatzweise erreichen kann und vermutlich ein Ausscheiden mit 6,50m in der Quali erklären muss.
Ich glaube, dass man sich damit zumeist keinen Gefallen tut.
Sorry, das kann ich so nicht stehen lassen. Von den Videos kann man definitiv nur den Windmesser an der falschen Stelle erkennen und auch die Entfernung wäre in einem Stadion falsch, aber aus praktischer Sicht weniger relevant. Und da wir hier immer von "zu weit" sprechen: TR29.11 schreibt "nicht weiter als 2m von der Anlaufbahn" vor. Es sind hier etwas mehr als 2x 1,22m, also etwa 2,50m bis 3,00m. Ohne die genauen Verhältnisse vor Ort mit dem beim Wettkampf vorherrschenden Wind zu kennen - das kann schon einen Einfluss haben, ob die Werte knapp über oder unter +2,0m/s sind.
Aber jetzt mal zum Post: Warum sollen Weitspringer nicht solche Anlagen nutzen? Bei Diskus und Speer spricht man dann kurz von "Segelwiese", dann ist es aber auch wieder gut. Halle, Neubrandenburg und viele andere Anlagen haben mehrere Wurfkäfige, die je nach Windrichtung benutzt werden. Alles legal, alles gut. Also was soll das Theater bei den Horizontalspringern?
Warum freuen wir uns nicht einfach über die Leistungen und hoffen, dass sie auf anderen Anlagen bestätigt werden?
Selbst bei einer Nominierung für eine EM, WM usw. wird meist keinem ein Platz "weggenommen". Jedem steht es frei, sich Qualiveranstaltungen zu suchen, bei denen die subjektiv jeweils besten Bedingungen herrschen. Und damit meine ich nicht den falsch aufgestellten Windmesser.
Für alle Zweifler: Fragt doch beim DLV nach, ob eine Verbandsaufsicht vor Ort war, sonst auch gerne beim LV.
03.08.2023, 09:56 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 03.08.2023, 09:57 von Atanvarno.)
Wenn alles im regelkonformen Rahmen ist, dürfen Weitspringer natürlich solche Anlagen nutzen, genauso wie Werfer die Segelwiesen. Sie müssen dann aber auch damit leben, dass sie an den dort erzielten Leistungen gemessen und gegebenenfalls auch kritisiert werden, wenn sie die Ergebnisse im weiteren Saisonverlauf nicht bestätigen können.
Wenn dann noch irreguläre Unterstützung hinzukommt (und seien es nur die 0,1-0,2 Meter Rückenwind über dem erlaubten Limit, die der falsch platzierte Windmesser bringt), stellt sich schon die Frage, was ein Topathlet bei so einem Dorfsportfest sucht, wenn nicht genau diese irreguläre Unterstützung.
There is all the difference in the world between treating people equally and attempting to make them equal (Friedrich August von Hayek)
Sprunggott schrieb:Einfach weil ich es schon zu oft (weltweit) gesehen habe !
Das möchte ich stützen. Aus den Bildern ist ein manipuliertes Brett nicht belegbar, aber alle Insider wissen, dass so immer wieder gearbeitet wurde und gearbeitet wird. Neben der Unfairness ist das psychologische Problem, dass auch die Athlet:innen die Fabelweiten nicht aus dem Kopf bekommen.
Auf Segelwiesen steht kein großer Fön, der die richtige Termik besorgt...
Als Raul Spank vor 2 Jahren in Berlin 2,25m und fast 2,30m gesprungen ist (ich war live dabei), hat er die Höhe angezweifelt. Danach wurde alles penibel ausgemessen. War ehrlich.
Das fand ich saustark.
Der Windmesser in Inneringen stand augenscheinlich
nicht regelkonform. Ich weiß, es ist nicht die Aufgabe des Athleten das anzusprechen. Als Profi (!) sollte man das Regelwerk aber kennen und das Kampfgericht darauf hinweisen.
(03.08.2023, 09:56)Atanvarno schrieb: Wenn alles im regelkonformen Rahmen ist, dürfen Weitspringer natürlich solche Anlagen nutzen, genauso wie Werfer die Segelwiesen. Sie müssen dann aber auch damit leben, dass sie an den dort erzielten Leistungen gemessen und gegebenenfalls auch kritisiert werden, wenn sie die Ergebnisse im weiteren Saisonverlauf nicht bestätigen können.
Was schuldet uns eine Athletin oder ein Athlet, dass wir ihn für eine nicht erbrachte oder schlechte Leistung kritisieren dürfen? Warum es an einem bestimmten Tag nicht gepasst hat, wissen sie oft selbst nicht.
Für unsere Erwartungen kann der Athlet nichts. Wir können uns mit ihm freuen, sich mit ihm ärgern oder für uns enttäuscht sein, dass er nicht die von sich selbst oder uns erwartete Leistung "geliefert" hat. In den wenigsten Fällen ist Kritik angebracht. Full stop.
(03.08.2023, 09:56)Atanvarno schrieb: Wenn dann noch irreguläre Unterstützung hinzukommt (und seien es nur die 0,1-0,2 Meter Rückenwind über dem erlaubten Limit, die der falsch platzierte Windmesser bringt), stellt sich schon die Frage, was ein Topathlet bei so einem Dorfsportfest sucht, wenn nicht genau diese irreguläre Unterstützung.
Ein paar Verbandsaufsichten habe ich nun auch schon gemacht und öfter stellte sich die Frage, warum Toppathleten zu kleineren national ausgeschriebenen Meetings kommen. Oft ist es eine Mischung aus "war die letzten Jahre auch schon da", sehr guten Bedingungen für die jeweilige Disziplin und einem Gefühl, dort richtig willkommen zu sein. Ein familiärere Atmosphären ist nicht zu unterschätzen. Und manchmal gibt es dann genau da die PB, wenn alles passt. Auch das Wetter.
Sprunggott schrieb:Einfach weil ich es schon zu oft (weltweit) gesehen habe !
Das möchte ich stützen. Aus den Bildern ist ein manipuliertes Brett nicht belegbar, aber alle Insider wissen, dass so immer wieder gearbeitet wurde und gearbeitet wird. Neben der Unfairness ist das psychologische Problem, dass auch die Athlet:innen die Fabelweiten nicht aus dem Kopf bekommen.
Auf Segelwiesen steht kein großer Fön, der die richtige Termik besorgt...
Puh, steile These! Ich kann nur für Meetings mit Verbandsaufsichten sprechen, dass dort immer das Brett kontrolliert wird. Ein federndes Brett hilft auch nicht jedem, würde ich behaupten.
(Mag das mit der vertikalen Absprunggeschwindigkeit vom Brett und der erreichbaren Federbeschleunigung mal jemand wissenschaftlich untersuchen? Oder ist es nur ein Placebo?)