26.11.2021, 19:59
(16.11.2021, 11:37)RalfM schrieb:Das ist jetzt ein eigenes Thema. Nur soviel dazu: 1. Das Begutachtungsverfahren ist doch generell ein Riesenproblem.(16.11.2021, 10:32)Dr. Klaus schrieb: Es wurde noch einmal von Experten geprüft und in einer seriösen Zeitschrift veröffentlicht.Hallo Dr. Klaus,
es ist durch online publishing heute einfach geworden, Pseudo-Journale, die wissenschaftlichen Veröffentlichungen äußerlich gleichen, zu gründen und in Verbreitung zu bringen. Ich bin in unterschiedlichen Rollen an der Herausgabe seriöser wissenschaftlicher Journale seit fast 20 Jahren beteiligt, und an der Transformation von Papier zu Online-Zeitschriften. Dies hier ist ein Beispiel unter vielen, ein eklatantes, andere benutzen eher noch Grauzonen. Sie mischen seriöse Publikationen mit wissenschaftlichem Schrott. Dies nicht mit politischer Absicht, sondern als sehr gut funktionierendes Geschäftsmodell. Hier liegt auch noch politische Absicht dahinter.
Als Wissenschaftler "im System" bekomme ich ständig Angebote, an solchen Unternehmungen mitzumachen. In einem formal seriösen peer-review bekomme ich ständig eingereichte Manuskripte für online-Veröffentlichungen (für die die Autoren an den "Verlag" bezahlen). Dies zu für mich völlig fachfremden Themen. Fürs Durchwinken bekomme ich Gutscheine für eigene Veröffentlichungen. Ich hatte schon weiterreichende Einladungen ins Editorial Board von einem sehr gut funktionierenden "Verlag" (chinesisch kontrolliert, Sitz in der Schweiz), die mir dann auch mal angenehme Reisen eingebracht hätten. Da reichte es mir dann in meiner Recherche.
Es bedarf mittlerweile vielleicht solcher Erfahrungen, zumindest solcher Kenntnisse, um zu sieben, was glaubwürdig ist, und was von vornherein gar nicht seriös angelegt war, also eigentlich für die ernsthafte Diskussion pures Gift ist.
Unabhängige Grüße aus der Exzellenz-Universität, Ralf
Aktuelles Beispiel in der Coronakrise ist doch der Skandal bei "Lancet" und "NEJM". Wem haben diese Artikel eigentlich genützt? Wer hat Einfluss und wie wird er genutzt? 2. Wenn ich früher einen keynesianisch inspirierten Artikel in eine der führenden neoklassischen ökonomischen Zeitschriften eingereicht hätte, hätten die sich kaputt gelacht. Ich denke, da hat sich wenig geändert.
Von daher ist bei aller Kritik die Möglichkeit für junge Wissenschaftler, heutzutage einen innovativen Artikel überhaupt veröffentlichen zu können, bei der Bewertung zu berücksichtigen. Du selbst schreibst, dass neben Schrott auch Perlen auftauchen können.