02.08.2025, 11:43
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 02.08.2025, 12:32 von mariusfast.)
(02.08.2025, 11:08)S_J schrieb:Genau das erkannte Bakken bereits in den 2000er. Hoher Umfang mit hohem Tempo, aber nur so hoch, dass das Laktat um diesen Schwellenbereich liegt. So kann man am besten regenerieren und sowohl Umfang als auch Tempoprogramme vertragen.(02.08.2025, 06:43)h.connor schrieb:(30.07.2025, 12:25)S_J schrieb: Es ist ja fast so, als ob DT je besser funktioniert, desto näher vVo2max und das Tempo der Schwelleneinheiten im austrainierten Zustand beieinanderliegen...
Das ist ein interessanter Gedanke.
Anders formuliert, dass die vl3 bei einem hohen Prozentsatz der vVo2max liegt?
Wie erklärst du dir das?
In Disziplinen, bei denen das aerobe Energiesystem ausschlaggebend ist (>3min), habe ich im Training zwei sich zunächst gegenseitig ausschließende Ziele: Ich möchte einerseits einen möglichst hohen Umfang laufen, um die bestmöglichen Grundlagen zu legen, aber andererseits auch eine möglichst hohe Spezifik zur Wettkampfvorbereitung, da je näher ich am Wettkampftempo trainiere, desto besser der Übertragungseffekt. Je spezifischer und damit intensiver die Einheit, desto mehr Erholung benötige ich, desto weniger Umfang kann ich in dem Bereich trainieren.
Nun trainiere ich zwar mit jeder Einheit hauptsächlich diese Einheit, d.h. wenn ich 20x400m trainiere, werde ich besser darin 20x400m zu laufen, aber habe auch Übertragungseffekte auf Strecken und Geschwindigkeiten in der Nähe. Canova bezeichnet Läufe ab 90% der Wettkampfgeschwindigkeit als spezifisches Training (und den Bereich 95-105% als spezielles) aufgrund des guten Übertragungseffektes auf die Wettkampfstrecke.
Ingebrigtsen läuft die 5000m in 61.44s/400m, bei 10km liegt seine PB (Kopenhagen) bei etwa 65.88s/400m.
Bei 1500m war er bei seiner PB in einem Tempo von 55.13s /400m unterwegs.
Wenn Ingebrigtsen also 400m-Intervalle in seinem 5k-Tempo läuft, ist er bei 90% seines 1500m-Tempos und hat damit schon einen ziemlich guten Trainingsübertrag. Das nutzt er ja aus, wenn er, wie bei dem Workout vor dem Prefontaine letztes Jahr, 12x400m im 5k-Tempo läuft bevor er dann nochmal 10x200m in höherem Tempo absolviert. Die BAL, die im DT-System samstags auf dem Programm stehen, dürften das ganze Jahr hindurch bei 90-95% seines 1500m-Tempos liegen, also durchaus ein sehr spezifischer Reiz.
Die meisten DT-Intervalle im Grundlagentraining dürften dagegen eher im Bereich 80-85% seines 1500m-Tempos liegen, aber dafür immerhin noch im Bereich 90-95% für die 5000m, und damit annäherungsweise auch der vVo2max. Durch dieses vergleichsweise lockere und wenig belastende Training unterhalb oder an der Schwelle können Athleten wie Ingebrigtsen auf metabolischer Ebene durchaus spezifische Reize für ihre Wettkampfstrecken und die vVo2max setzen. Es werden also simultan alle wichtigen metabolischen Bereiche angesprochen, ohne den Körper zu überlasten.
Das ist meines Erachtens nach ja der ganze Witz hinter dem Training. Wenn ich alle für meine Zielstrecke relevanten metabolischen Bereiche im Grundlagentraining abdecke und dabei zudem noch einen hohen Umfang gewährleisten kann ohne meine Erholung zu gefährden, dann benötigt man auch vergleichsweise wenig "Spezifik" zur Formausprägung.
Zurück zu Pfeiffer: Ohne mich jetzt mit seinen Trainingspaces genauer befasst zu haben, hier mal folgende theoretische Überlegung: Seine HM-PB von 62:05 entspricht 2:57min/km. Wenn er in dem Bereich seine Intervalle gelaufen ist, dann sind das über 95% seiner 10km-Leistung. Selbst wenn er nochmal mehrere % langsamer unterwegs war, ist das immernoch ein spezifischer Trainingsreiz für die 10km. Das kann doch nicht wirklich überraschend sein?
Das war jetzt alles ein bisschen vereinfacht und ich überlasse die tieferen Details gerne Experten. Wichtig ist aus meiner Sicht zu betonen, dass das Training im Hochleistungstraining dann am besten funktioniert, wenn im Aufbau- und Anschlusstraining die voraussetzenden Parameter bereits ausreizend ausgebildet wurden. Einheiten eines Trainings, das über viele Jahre ähnlich aussieht, wie bei Ingebrigtsen, haben zu verschiedenen Entwicklungsstufen verschiedene Trainingseffekte. Dessen muss man sich bewusst sein, wenn man das Training adaptieren möchte. Aber das ist wieder ein anderes Thema.![]()
Ich glaube, die Überraschung von Pfeiffer liegt möglicherweise auch einfach darin begründet, dass er, wie auch viele Hobbyläufer, ein anstrengendes Training mit einem guten Training gleichsetzt. Aber auch das ist wieder ein anderes Thema.
Oftmals wird das mit dem Schwellentraining auch so kommuniziert (auch von den Profis), dass man beim Thresholdtrainin ein Halbmarathontempo trainiert. Das ist aber eben wie du es schreibst nicht so. Wenn Almgren bspw. diese 20x400 im DT mit 30 Sek Pause macht, dann machte er es auf der Höhe in 64. Das ist schneller als sein 10 KM Tempo und auf Sealevel wäre es dann eher zwischen 5 und 10 000 M Tempo. Auch Buchholz beschreibt, dass er dieses von mir erwähnte Programm in 67/68 macht, also sehr nah an seinem 3000 M Hindernistempo ist und dass ihm das sehr viel bringt, da er weiß, dass er eine niedrigen Puls und Laktatbereich hat und dennoch dieses Tempo im Griff hat. Genau das ist der Schlüssel.
Ingebrigtsen ja ähnlich, das von dir erwähnte Programm in Prefontaine, da war er ja auch noch im Schwellenbereich bei den 400ern im 5 KM Tempo.
“Anything we can actually do we can afford” Keynes