25.07.2023, 14:23
(25.07.2023, 13:29)Athletix schrieb: Ich sehe den Beginn der Problematik schon etwas früher als im Kaderalter.Da ist viel richtiges dran, wobei ich nicht sagen würde, dass es zwangsläufig weniger Trainer mit Lauf-Affinität gibt, als mit z.B. Sprung-Affinität. Die "möglichst breite" Aufstellung der Vereine mündet aber tatsächlich oft im Sprint (siehe auch Teilnehmer Deutsche Jugend: 40-50 im Kurzsprint, einstellig in technischen Disziplinen). Da ist der Lauf im Vergleich zu Wurf oder Sprung noch ganz gut aufgestellt. Allerdings fehlt es dennoch oft, an eine sinnvollen langfristigen Planung bei Leuten ab der U16. Gerade im Lauf ist das entscheidend, weil die entsprechenden Anpassungsprozesse viel langfristiger sind sodass Saisonübergreifend gedacht werden muss. Der Hoirzont fehlt zum Teil, sodass Jugendliche entweder nicht sinnvoll vorbereitet werden für etwas, das sie später können müssen (im Training) oder ein Erwachsenentraining in Klein machen und jeder Entwicklungsmöglichkeit beraubt werden. Hinzu kommt, dass es viele Trainer gibt, die entweder voll auf die Unterdistanz- oder die Umfang-Schiene setzen und weniger schauen, was individuell passt.
Es wird vermutlich noch recht viele Vereine geben, in denen eine gute Basisarbeit mit recht großen Kindergruppen geleistet wird. Die funktionieren, auch weitgehend unabhängig davon, ob man dort sehr stark auf die KiLA setzt oder vielseitig leichtathletikspezifisch trainiert. Den ersten großen Schnitt gibt es dann in einem Alter, in dem es in Richtung Spezialisierung geht.
Hier ist es sicher in vielen Vereinen so, dass keine oder kaum eine Talentführung stattfindet, in denen perspektivische Beratungen und Steuerungen stattfinden sollten. Die Jugendgruppen bleiben in der Regel erst einmal so zusammen, wie sie es zuvor waren und landen bei einem Haupttrainer im Verein, der in seiner Arbeit vielfach seine Stärken in einzelnen Disziplinen hat. Recht selten wird diese im Laufbereich liegen, da sich die Vereine - durchaus nachvollziehbar - möglichst breit aufstellen wollen.
Die Jugendlichen in diesen Gruppen haben aber höchst unterschiedliche Stärken. Decken sich diese Stärken mit der Kernkompetenz des Trainers sind gute Voraussetzungen für eine positive sportliche Entwicklung gegeben. Der Laufbereich hat inmitten der Schnellkraftdisziplinen eine Sonderstellung und diese Jugendlichen werden aus dieser Situation heraus, oft nicht ausreichend gefördert. Sie kommen dadurch beispielsweise in eine Rolle als zweit- oder drittklassige Sprinter, deren Entwicklungspotential/Talent dort aber nur zu durchschnittlichen Erfolgen ausreicht. Das führt früher oder später zwangsläufig dazu, dass man kaum noch an Wettkämpfen teilnimmt und irgendwann schon recht frühzeitig ganz aufhört. Gerade dem Mittelstreckenlauf gehen dabei viele Talente verloren, da für diesen neben der Ausdauer auch eine gewisse Grundschnelligkeit erforderlich ist.
Mögliche Lösungsansätze: Mehr Fortbildungen und mehr Trainer mit B-Niveau (oder zwischen sehr allgemeinem C-Niveau und spezifischerem B-Niveau, die meisten machen wenn sie im Verein arbeiten ja eher B-Mehrkampf obwohl sie keine Mehrkämpfer haben), mehr Bereitschaft/Zeit, an Fortbildungen auch teilzunehmen, mehr Austausch und Miteinander zwischen Trainern statt obwohl man weiß, dass der Trainer des Nachbarvereins in dem Disziplinblock mehr Expertise hat seine Leute auf Teufel komm raus zu behalten.