01.11.2018, 11:49
(01.11.2018, 11:27)Gertrud schrieb:Obwohl ich keineswegs auf diesem Niveau tätig bin und deshalb nicht Einblick habe, wie es in den nationalen Kadern läuft, zumal in Deutschland, so habe ich doch auch hier wieder den Eindruck von Widersprüchlichkeiten.(01.11.2018, 11:19)krebsan schrieb: Das Problem ist vermutlich, dass der "Geldgeber" aber der Meinung ist/war, dass es ohne Bankdrücken und Kniebeugen nicht geht (oder bestimmte Umfänge, Intensitäten, was auch immer). Das heisst, die Förderung müsste auf Vertrauen basieren (was entsprechend auch etwas willkürlich ist), oder erst quasi als Erfolgsprämie im Nachhinein kommen, wenn der Weg sich als erfolgreich erwiesen hat. Dieses System, erst zu unterstützen, wenn der Erfolg erst da ist, wird nach wie vor zu häufig praktiziert.
Das Zauberwort ist Antizipation, sozusagen ein Vorhersehen, was sein könnte, also agieren und nicht permanent reagieren. Ich nenne es immer die Suche nach dem Möglichen.
Ich habe letztens in Leverkusen einen Vortrag vor einem bewusst kleinen Kreis gehalten, wo ich von vorneherein die Trainer ins Gespräch geholt habe. Gehen Sie zu "normalen" Fortbildungen, dann dürfen Sie zwischendurch möglichst keine Fragen stellen, weil es den Referenten ablenken könnte. Es fehlt oft einfach auch die Souveränität, auf plötzliche Fragen zu antworten. Ich sehe solche Fragen immer auch als Fortschritt für mich an. Ich habe großen Wert darauf gelegt, die Trainer an meinem Fortschritt unmittelbar zu beteiligen und in der Praxis meine Thesen zu untermauern. Ich bin und war immer bereit, auf andere Vorschläge einzugehen.
Ich wurde dann von einem ehemaligen Athleten aus unserer Zeit gefragt, woher ich die Kontrollgeräte habe. Ich habe mir abseits meine Welt aufgebaut und die Athletinnen objektiv kontrolliert. Ich bin oft bass erstaunt, wie wenig die Topleute wirklich anhand von Fakten überprüft werden. Stattdessen befasst man sich immer wieder mit "Teambildung" aus meiner Sicht vielfach ohne Inhalte. Warum werden z.B. flächendeckend durch den DLV nicht die Achillessehnen unserer Protagonistinnen ständig anhand bestimmter Parameter apparativ kontrolliert? Würde ich eine Langstrecklerin trainieren, würde das zum Standard abseits vom Mainstream gehören. Mir würden Bindegewebsumwandlungen damit sofort auffallen und Gegenmaßnahmen eingeleitet.
Gertrud
Ich bin auch sehr dafür, dass der Verband objektiv kontrolliert und eine umfassende Leistungsdiagnostik anbietet oder gar einfordert. Die Frage ist aber, ob alle mit den Faktoren einverstanden wären, die überprüft werden, oder ob nicht dies bei autonomen, unabhängigen Trainern die nächste Diskussion auslöst.
Wenn sich der Verband auf Teambildung konzentriert, heisst das doch auch, dass er nicht zu sehr in die Trainingsprogramme der einzelnen Gruppen eingreifen möchte.
Die Fortbildungen erlebe ich übrigens ganz anders. Mal als teilhaben lassen an Erfahrungen und Erkenntnissen, mal als Vermittlung von Ideen, aber immer auf Austausch ausgerichtet. Aber natürlich liessen sich nicht alle Referenten jeweils von kritischen Teilnehmern umstimmen... Wäre bei dir ja auch nicht anders.
Letzlich entsteht die Glaubwürdigkeit von Trainern und Kursleitern doch auch aus dem erworbenen Leistungsausweis.