02.08.2014, 07:45
Ich hab glaube ich zum letzten Mal im alten Steeple-Forum geschrieben, aber wenn ich mir das hier durchlsese, muss ich doch mal wieder was von mir geben.
Ich habe möglicherweise nicht alle Postings zu diesem Thread gelesen, aber ziemlich viele. Trotzdem scheint niemand (auch in der sonstigen öffentlichen Diskussion) gewisse Dinge zu diskutieren, die eine biomechanische Untersuchung eigentlich völlig überflüssig machen:
- Rehm selbst sagt, dass er seine Prothese jetzt "weiter optimieren" wird. D.h. er versucht in nächster Zeit weiter zu springen, ohne dass er seine eigene Leistung steigert, sondern indem er nur die Leistung seiner Prothese steigert. Da sollte dann eigentlich die Diskussion schon beendet sein.
- könnt Ihr Euch erinnern, was für ein Trara bei den Paralympics nach den 100m der beidseitig amputierten abging? Da hat einer gewonnen (den keiner vorher kannte, soweit ich mit erinnere), der am Anfang total hinten war und dann mit unglaublichem Geschwindigkeitsvorteil alle anderen überholt hat, und hinterher haben alle auf ihn eingeschimpft, er habe bei den Prothesen "betrogen". Da geht eine Materialschlacht ab, die man in die Leichtathletik der Nicht-Behinderten importieren würde, wenn man die Starts zuließe (Pistorius hätten sie auch aus meiner Sicht auch nie laufen lassen dürfen).
- Rehms Leistungsentwicklung der letzten Jahre (leider habe ich nicht die Bestleistungen, aber einige der Leistungen sind Rekorde, waren also auch zum jeweiligen Zeitpunkt Bestleistung - nach seinem Portrait bei der Homepage von Bayer Leverkusen):
2009: DR 6,09 (gesprungen beim Paralympic World Cup)
2009: 6,59 (Junioren WM)
2009: ER 6,75 (IWAS WM)
2010: 6,84 (IWAS Junioren WM)
2011: WR 7,09 (IPC WM)
2012: 6,78 (WM)
2012: WR 7,35 (Paralympics)
2013: WR 7,95 (WM)
2014: WR 8,05 (DM)
Ich weiß nicht, ob er erst letztes Jahr den Sport mit letzter Konsequenz angefangen hat, aber bei Nicht-Behinderten würde ich das als "auffällig" bezeichnen.
Jedenfalls kann man nun überlegen, wo Rehm wohl in 3-4 Jahren wäre (oder ein anderer Prothesenspringer). Eine Zulassung hätte katastrophale Folgen auf die Weltranglisten der Zukunft, und wenn im Weitsprung die ersten 20 Prothesenspringer wäre, wären die Äußerungen dazu sicher nicht gerade freundlich für die Springer selbst, aber auch für die Inklusion. Man würde der Inklusion mit sowas einen Bärendienst erweisen.
- Man könnte natürlich überlegen, standardisierte Prothesen vorzuschreiben, die "keinen Vorteil" bringen. Aber wie will man das definieren? Letztlich müsste man mutmaßen, was die Springer mit ihrem natürlichen Unterschenkel hätten springen können, und dann Prothesen definieren, die ihnen genau diese Weite ermöglichen. Wäre das bei Rehm 8,24? Oder vielleicht nur 6,70? Wer will also herausfinden, welche Prothese "keinen Vorteil" bringt?
Leider ist die öffentliche Diskussion durch die "Politische Korrektheit" sehr stark eingeschränkt, aber mit den obigen Argumenten ist doch jeder Cent, der für irgendwelche pseudo-objektiven biomechanischen Untersuchungen verwendet wird, herausgeschmissenes Geld. Man kann Äpfel nicht mit Birnen vergleichen. Weitsprung mit Prothesen ist einfach etwas anderes als Weitsprung mit natürlichen Unterschenkeln.
Peter
Ich habe möglicherweise nicht alle Postings zu diesem Thread gelesen, aber ziemlich viele. Trotzdem scheint niemand (auch in der sonstigen öffentlichen Diskussion) gewisse Dinge zu diskutieren, die eine biomechanische Untersuchung eigentlich völlig überflüssig machen:
- Rehm selbst sagt, dass er seine Prothese jetzt "weiter optimieren" wird. D.h. er versucht in nächster Zeit weiter zu springen, ohne dass er seine eigene Leistung steigert, sondern indem er nur die Leistung seiner Prothese steigert. Da sollte dann eigentlich die Diskussion schon beendet sein.
- könnt Ihr Euch erinnern, was für ein Trara bei den Paralympics nach den 100m der beidseitig amputierten abging? Da hat einer gewonnen (den keiner vorher kannte, soweit ich mit erinnere), der am Anfang total hinten war und dann mit unglaublichem Geschwindigkeitsvorteil alle anderen überholt hat, und hinterher haben alle auf ihn eingeschimpft, er habe bei den Prothesen "betrogen". Da geht eine Materialschlacht ab, die man in die Leichtathletik der Nicht-Behinderten importieren würde, wenn man die Starts zuließe (Pistorius hätten sie auch aus meiner Sicht auch nie laufen lassen dürfen).
- Rehms Leistungsentwicklung der letzten Jahre (leider habe ich nicht die Bestleistungen, aber einige der Leistungen sind Rekorde, waren also auch zum jeweiligen Zeitpunkt Bestleistung - nach seinem Portrait bei der Homepage von Bayer Leverkusen):
2009: DR 6,09 (gesprungen beim Paralympic World Cup)
2009: 6,59 (Junioren WM)
2009: ER 6,75 (IWAS WM)
2010: 6,84 (IWAS Junioren WM)
2011: WR 7,09 (IPC WM)
2012: 6,78 (WM)
2012: WR 7,35 (Paralympics)
2013: WR 7,95 (WM)
2014: WR 8,05 (DM)
Ich weiß nicht, ob er erst letztes Jahr den Sport mit letzter Konsequenz angefangen hat, aber bei Nicht-Behinderten würde ich das als "auffällig" bezeichnen.
Jedenfalls kann man nun überlegen, wo Rehm wohl in 3-4 Jahren wäre (oder ein anderer Prothesenspringer). Eine Zulassung hätte katastrophale Folgen auf die Weltranglisten der Zukunft, und wenn im Weitsprung die ersten 20 Prothesenspringer wäre, wären die Äußerungen dazu sicher nicht gerade freundlich für die Springer selbst, aber auch für die Inklusion. Man würde der Inklusion mit sowas einen Bärendienst erweisen.
- Man könnte natürlich überlegen, standardisierte Prothesen vorzuschreiben, die "keinen Vorteil" bringen. Aber wie will man das definieren? Letztlich müsste man mutmaßen, was die Springer mit ihrem natürlichen Unterschenkel hätten springen können, und dann Prothesen definieren, die ihnen genau diese Weite ermöglichen. Wäre das bei Rehm 8,24? Oder vielleicht nur 6,70? Wer will also herausfinden, welche Prothese "keinen Vorteil" bringt?
Leider ist die öffentliche Diskussion durch die "Politische Korrektheit" sehr stark eingeschränkt, aber mit den obigen Argumenten ist doch jeder Cent, der für irgendwelche pseudo-objektiven biomechanischen Untersuchungen verwendet wird, herausgeschmissenes Geld. Man kann Äpfel nicht mit Birnen vergleichen. Weitsprung mit Prothesen ist einfach etwas anderes als Weitsprung mit natürlichen Unterschenkeln.
Peter