Ich hatte den Text von Prendergast auch gelesen und mir hat das (als Laien, dessen eigene Rennerfahrung als Jugendlicher leider vor dem ernsthaft spezialisierten Training aufgehört hat) auch eingeleuchtet; u.a. deswegen war ich ja so erstaunt über Kempers splits. Er hat in 7 Jahren diese Zeit nicht übertroffen.
Hering hat die Zeit der DM Nürnberg 2015 bisher auch nicht übertroffen (und da war die erste Runde klar zu langsam, um als Beleg für Prendergast gelten zu können, der Lauf war viel näher an gleichschnellen Runden als an 2 sec. Differenz). Nun kann man natürlich sagen, dass das darauf hindeutet, dass in zwei dutzend oder so Rennen in diesen 2,5 Jahren irgendwas insgesamt falsch gelaufen ist, wenn eine Athletin, die von den 400m kommt, sich nicht mit einer deutlich schnelleren 1. Runde ingesamt verbessern konnte (ernsthaft verletzt war sie meines Wissens nach nicht in der Zeit). Es kann aber auch sein, dass die Untersuchungen den Effekt überschätzen und er so klein ist, dass er nicht nur durch Taktik, sondern durch andere ähnlich kleine Faktoren leicht außer Kraft gesetzt werden kann.
Es scheint mir auch mit Prendergast verträglich, dass ein deutlicher Unterschied (sagen wir ab 4 sec.) der Topzeit wieder abträglich sein kann bzw. dass das wieder von sehr vielen weiteren Faktoren abhängt.
Idealerweise müsste man umfangreiche physiologische und Trainings-Daten von Typen wie Kemper und Wottle haben, um zu sehen, ob es vielleicht eine "Typfrage" ist. Naheliegend ist, dass sowohl ein frontrunner als auch ein extrem defensiver Läufer wie Wottle (oder manchmal Borzakovsky) einen Gewinn haben kann, weil er nicht im Pulk leicht aus dem Tritt kommen oder in Rempeleien verwickelt werden kann. Nun ist bei Rekordläufen das meistens nicht so relevant, weil durch das irre Tempo das Feld auseinandergezogen wird. Es ist aber eben nicht nur bei bewusst langsamen/taktischen Rennen relevant, sonder auch bei ziemlich schnellen (was in ihrer Zeit Kempers damaliger ER oder das Münchner Finale gewesen sind).
Weiß man von Harbigs Rekordlauf die Splits? (wenn ich in der Grafik bei Science of Sports den WR kurz von 1940 richtig herauslese, müsste es ein leicht negativer Split gewesen sein)
Harbig galt immer als sehr guter Endspurter, aber Pervitin hin und her, kann ich mir eigentlich schwer vorstellen, dass Gerschler nicht mit unterschiedlichen Renneinteilungen experimentiert hat. Oder nicht mindestens genaue 100m Zwischenzeiten genommen hat, um festzustellen, dass es nicht um schneller werden im Endspurt, sondern um weniger langsamer werden geht.
(Ich hatte in meiner Jugend ein oder zwei Harbig-Bücher, finde die aber nicht mehr und die waren auch eher weniger analytisch als kurz hinter Heldengedenken...)
Hering hat die Zeit der DM Nürnberg 2015 bisher auch nicht übertroffen (und da war die erste Runde klar zu langsam, um als Beleg für Prendergast gelten zu können, der Lauf war viel näher an gleichschnellen Runden als an 2 sec. Differenz). Nun kann man natürlich sagen, dass das darauf hindeutet, dass in zwei dutzend oder so Rennen in diesen 2,5 Jahren irgendwas insgesamt falsch gelaufen ist, wenn eine Athletin, die von den 400m kommt, sich nicht mit einer deutlich schnelleren 1. Runde ingesamt verbessern konnte (ernsthaft verletzt war sie meines Wissens nach nicht in der Zeit). Es kann aber auch sein, dass die Untersuchungen den Effekt überschätzen und er so klein ist, dass er nicht nur durch Taktik, sondern durch andere ähnlich kleine Faktoren leicht außer Kraft gesetzt werden kann.
Es scheint mir auch mit Prendergast verträglich, dass ein deutlicher Unterschied (sagen wir ab 4 sec.) der Topzeit wieder abträglich sein kann bzw. dass das wieder von sehr vielen weiteren Faktoren abhängt.
Idealerweise müsste man umfangreiche physiologische und Trainings-Daten von Typen wie Kemper und Wottle haben, um zu sehen, ob es vielleicht eine "Typfrage" ist. Naheliegend ist, dass sowohl ein frontrunner als auch ein extrem defensiver Läufer wie Wottle (oder manchmal Borzakovsky) einen Gewinn haben kann, weil er nicht im Pulk leicht aus dem Tritt kommen oder in Rempeleien verwickelt werden kann. Nun ist bei Rekordläufen das meistens nicht so relevant, weil durch das irre Tempo das Feld auseinandergezogen wird. Es ist aber eben nicht nur bei bewusst langsamen/taktischen Rennen relevant, sonder auch bei ziemlich schnellen (was in ihrer Zeit Kempers damaliger ER oder das Münchner Finale gewesen sind).
Weiß man von Harbigs Rekordlauf die Splits? (wenn ich in der Grafik bei Science of Sports den WR kurz von 1940 richtig herauslese, müsste es ein leicht negativer Split gewesen sein)
Harbig galt immer als sehr guter Endspurter, aber Pervitin hin und her, kann ich mir eigentlich schwer vorstellen, dass Gerschler nicht mit unterschiedlichen Renneinteilungen experimentiert hat. Oder nicht mindestens genaue 100m Zwischenzeiten genommen hat, um festzustellen, dass es nicht um schneller werden im Endspurt, sondern um weniger langsamer werden geht.
(Ich hatte in meiner Jugend ein oder zwei Harbig-Bücher, finde die aber nicht mehr und die waren auch eher weniger analytisch als kurz hinter Heldengedenken...)