(02.05.2017, 19:18)matkob schrieb:Zitat: Natürlich ist sie jetzt auch zu jung, um vom einen in das andere Jahr zu schauen. Aber bei Haase habe ich das Gefühl, dass sie auch ein Typ ist, der in einem engen Rennen, das sie nicht von vorne gestaltet doch mal im entscheidenden Moment fest wird. Ja. Bei den World Relays war es anders, aber da war sie zumindest halb allein vorn.
Man sollte sich dann eben auch trainingstechnische Fragen stellen, warum sie fest wird. Das kann multiple Gründe haben, die nicht nur im psychischen Bereich zu suchen sind, sondern auch oft ganz klar trainingstechnische Gründe, wenn das Spiel der Strukturen ungehemmt und unkrontolliert dazwischenfunkt. Es ist eben so, dass alles seinen Grund hat; nur ist es manchmal sehr schwierig, ihn ganz exakt zu orten. Auch dazu gehören wieder ganz präzise Kenntnisse, die ich in einer fast 50seitigen Zusammenfassung handschriftlich erarbeitet und vorliegen habe. Die "scheinbare" Boltsche Leichtigkeit und der Rhythmusfluss kommen nicht nur in Form eines Himmelgeschenkes. Es steckt auch sehr viel Präzision und Arbeit und einfach Logistik dahinter, wobei bei ihm hinsichtlich zweier Körperstellen enorm gesündigt worden ist, was ich ein Jahr vor Ausbruch und Trainingsunterbrechung hier schon angemerkt und prognostiziert habe. Das individuelle Gesamtkonzept fordert den ganzen Trainer und die ganz Athletin. Nicht jeder "Architekt" baut ein schönes und praktisches Haus.

Ich gebe mal ein Beispiel: Ich habe gestern eine komplette Nachtschicht in völliger Stille eingeschaltet, weil mich ein Detail einer Kraftübertragung auf zellulärer Ebene stark interessiert hat. Wenn ich solche Abhandlungen lese, bemerke ich, dass wir uns noch enorm an der trainingsmäßigen Oberfläche im Training befinden und in vitro solche Dinge erst einmal erforscht werden müssen, um hinterher trainingsmäßig an die präzise Arbeit zu gehen. Ob wir die entsprechenden Signalwege stimulieren, scheint noch völlig offen zu sein. Es schlummern hier aus meiner Sicht noch unglaublich viele Reserven. Diese in meinem Kopf sich bewegenden Dinge kann ich auf der normalen Trainerebene nicht besprechen. Was muss man präzise einleiten, um z. B. eine enorme Steifheit des Titins zwischen Z-Scheibe und M-Bande hinsichtlich unterschiedlicher Proteinvorgänge und Abfolgen anzuschieben??? Mich interessiert natürlich die praktische Konsequenz dessen. Das kann nur in einer konzentierten Aktion geschehen. Solche Teams wären mein Traum!!! Kann man sich hier den Wunsch einer älteren Trainerin mit Visionen vorstellen?

Gertrud