(22.02.2016, 09:10)gera schrieb: FQ
Das wurde wohl sehr systematisch betrieben: einheitliche Lehre, KJS, Einsatz vieler hauptamtlicher Trainer ... Solche Dinge sind in derartigen Staatenkonstrukten auch eher möglich. Man sollte hier auch das, was dort besser gelaufen ist, übernehmen. Das Zusammenwirken beider Systemenvorteile wäre die beste Lösung. Allerdings lässt ein derartiges System Individualität kaum zu, was man z. B. am Drehstoßer Oesterreich gesehen hat. Auch Athleten, die nicht den Normen entsprachen, fielen durch den Rost. 1,68m war das Limit für Speerwerferinnen, habe ich mal gehört. Danach wäre Marion Becker nicht in Betracht gekommen. Flexibilität war nicht die Stärke dieses Systems.
Ich halte sehr viel von systematischer Arbeit mit einem sehr, sehr großen Anteil an Individualität. "Perfekt ist ein Team dann, wenn es von zwei XL-Lieferservice-Pizzas satt werde - das ist bis zu sieben Personen der Fall." (Studie) Bei meinem Hunger wäre das kleinere Team von Vorteil!

Je nach "Erziehung" merkt man heute noch oft an den Vorstellungen und Ausführungen die ehemalige örtliche Zuordnung, was ich jetzt nicht negativ meine. Auch im DLV weht aus meiner Sicht vornehmlich ein östlicher Wind, was Systematik bedeutet, aber Menschen wie mir mit sehr ausgeprägtem Individualismus den Atem nehmen kann. In großen Systemen kommt es vornehmlich darauf an, bei Abstimmungen die Mehrheit zu erhalten. Folglich ist diese Ausrichtung in großen Institutionen bezüglich der Mehrheitssysteme von großer Wichtigkeit, was aber nicht unbedingt die absolut besten Leistungen nach sich ziehen muss. Wer steht an der Spitze der deutschen Politik? Das Schema ist ganz klar, weil man gewohnt war, in großen Verbänden zu arbeiten. Man bringt große Systeme immer auf den kleinsten gemeinsamen Nenner, was für die individuelle Leistung oft abträglich ist.
Einen kompletten Nutzen wird die deutsche LA erst dann haben, wenn man die durchaus vorhandenen Vorteile beider Systeme vereint. Die "Arbeitszelle" Leistungssport vor Ort ist die wichtigste Institution. Diese Form sollte auch ausgebaut werden. Der Verband sollte seinen erheblichen Teil an Leistung in Form von Service dazu beitragen. Ich will auf keinen Fall den Verband aus der Verpflichtung entlassen. Ich habe sehr detaillierte Vorstellungen z. B. im Bereich der Lehre in der Durchlässgkeit bis hin zur Basis.
Um den Bogen zum Thema mal wieder zu spannen, sind Forschungen im Männer- und Frauenbereich absolut vonnöten. Man kann eine Sprinterin nicht allen Ernstes genauso wie Männer trainieren. Kommt es vielleicht u.a. auch daher, dass unsere Frauen den absoluten Durchbruch zur Weltspitze noch nicht geschafft haben? Das sind Fragen, die ich mir stelle und auch sehr spannend finde.
Ich bin ein Mensch, der seine Ideen verfolgt und sie nicht durch irgendwelche Institutionen abwürgen, geschweige denn reglementieren lässt. Ich habe mal einen unheimlich starken Artikel im Stern über Verhalten gelesen, wo nicht die intelligenten Menschen in hohen Rängen (z. B. US-Militär) waren. Fazit dieser Studie für den absoluten Erfolg war, dass die intelligenten Menschen ihre eigenen Strukturen beibehalten, sich aber die schlichten, einfach gestrickten Strukturen der weniger intelligenten ebenfalls - wenn notwendig - zunutze machen sollten, um schneller zum Ziel zu kommen.

Gertrud