29.06.2015, 08:29
(27.06.2015, 17:38)jonas90 schrieb: Steffny erklärt auch sämtliche Leistungsschwächen mit zu geringen Trainingsumfängen (womit Du ebenfalls selbst 400m-Schwächen begründest) und hält den leistungsdiagnostischen Schnick Schnack auch für überbewertet (u. a. auch für "Ausdauerwerte").Ehrlich gesagt denke ich, dass selbst Steffny nicht ganz so simpel agrumentiert. Da gibt es schon noch andere Begründungen, wie "zu schnell trainiert" zu viel WK ... und wasauchimmer.
Warum ist er Deiner Meinung nach ein Talentverschwender? Weil die Talente aufgrund des zu laschen Trainings ihr Potential nicht ausschöpfen können?
Im prinzip läuft es bei Steffny oft auf sowas hinaus: "Hast dich nicht an meinen Trainingsplan gehalten? Daran liegts."
Abermal allgemeiner zu Umfang etc. Natürlich geht es nicht immer um zu wenig Umfang. Es geht aber fast immer um eine zu den Zielen und zu den individuellen Eigenschaften eines Athtleten BALANCE im Training.
Da sich die gesamte Belastung für die AthletInnen aus der Kombination verschiedener Reize ergibt und die Lebensumstände auch eine Rolle spielen, kann der Umfang nie allein maßgeblich sein. Häufig stimmen die Balance oder der Aufbau nicht.
Gemeinsam ist allen Ausdauersportlern, dass alle relativ viel trainieren müssen, wenn sie ihr persönliches Maximum erreichen wollen. Was viel ist, ist abhängig von den Zielen und Eigenschaften der Athletinnen.
Natürlich gibt es extrembeispiele in die eine oder andere Richtung. Ob es jetzt Japanerinnen mit über 300 Laufkilometern/woche sind oder Leute wie Steve Jones, der mit sehr wenig Umfang (glaube meist nicht mehr als 120k/Woche) erstaunlich gute Marathonzeiten lief. Übrigens ist eins der klassischen deutschen Beispiele für (zu-)Vieltrainerei Sonja Oberem.
Es ist natürlich für 80-90% der Läufer relativ unwahrscheinlich, dass es lohnend ist, sich am Extrem zu orientieren. mcMillan hat mal geschätzt, dass vielleicht 5% der Läuferinnen so in richtung Japanischer Style bzw. (wie ich es formulieren würde) ultratyp steuern sollten. Gehen wir in erster näherung von einer normalverteilung aus, so haben wir am anderen Ende ca. 5% enorm schnelle Typen, die recht wenig Umfang brauchen.
Für jede Strecke können wir eine Grobeinteilung machen in Typ Schnell und Typ Ausdauer, natürlich gibt es ein kontinuierliches Spektrum, das man mit Beispielen füllen kann, für 800m:
zu schnell -> 400m Läufer oder sogar 200m Läufer
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sehr schneller 400/800 -> Juantorena
schneller 400/800 -> Rudisha
800 Spezialist -> Wilson Kipketer
relativ schneller 800/1500 Typ -> Seb Coe
800/1500 -> kiprop
800/1500 ausdauernd -> Aouita
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Zu langsam für 800, also 1500 und Länger -> vielleicht Farah? Haile? Sicher Gabius, der selbst für die 1500 zu lagsam ist.
(Natürlich kann man über die Einordnungen der Läufer streiten, soll nur ganz grob sein)
Zusätzlich sind die Trainingsinhalte nach Typ verschieden.
Nehmen wir jetzt mal zwei aktuelle Beispiele: Hering und Harrer. Hering hat 53,x und 2'01 stehen glaube ich, Harrrer 55,x und 2'00. Da Harrer sich auf diversen Distanzen probiert hat, scheint relativ offensichtlich: Hering 400/800 Typ, Harrer eher ausdauernd und flexibel in Richtung Aouita oder gar Haile.
Jetzt ist vom Typ her klar, dass Harrer mehr und mit anderer Balance (weniger Intensität, wodurch das Mehr an Umfang ermöglicht wird) trainieren sollte. Natürlich müssen wir aber auch individuelle Belastungsvertäglichkeit im Auge behalten.
Ein Symptom, das von zu wenig AusdauerGrundlage kommen kann, sind sehr (unvorhersehbar) schwankende Leistungen im Saisonverlauf. Das seher ich leider bei dt. 400m LäuferInnen häufiger.
Fortsetzung folgt, darin mehr dazu wie man Typen und passende Strecken erkennen kann.