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Deutschlands Läufer - chronisch übertrainiert? - Druckversion

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Deutschlands Läufer - chronisch übertrainiert? - beity - 21.06.2015

(21.06.2015, 15:52)smiling_star schrieb: Diana Sujew hat mit einem langsamen Rennen gerechnet. Aber eigentlich war es doch ein langsames Rennen... Schade. Aber ihr kann man keinen großen Vorwurf machen, der DLV hat sie geschickt, obwohl sie nicht dafür trainiert hat...
im April Paderborn 10 KM in etwa 33:30...sollte doch eine gewisse Grundlage gewesen sein.....auch bei Hitze und einer gewissen Erfahrung auf 3000 Meter sollte doch ein Tempo von 3:10 - 3:12 den Kilometer Sad (knapp unter 16 Minuten) abgerufen werden können


RE: Team-EM 2015 - Cheboksary, 20./21.06.2015 - DerC - 22.06.2015

Diana Sujew kann die 33'30 natürlich zur Zeit nicht laufen, sonst hätte das gestern anders ausgesehen. Bis Paderborn lief es gut, danach wurden wohl gravierende Fehler bei der Trainingsgestaltung gemacht. Soweit ich weiß ist das ihr auch klar, aber es lässt sich jetzt wohl nicht so leicht korrigieren. Die waren ja in der Höhe in Flagstaff und Höhe ist immer ein gewisses Risiko für Läuferinnen, die das nicht gewöhnt sind und in bestimmten Trainer-Athleten-Konstellationen womöglich ein besonders großes.

Im Idealfall wäre es so gewesen, dass sie zu diesem Zeitpunkt der Saison eine ähnliche 10k Performance abliefern hätte können, aber auch eine 4'05 über 1500. Dann wären natürlich über 5k auch andere Zeiten drin gewesen.


RE: Team-EM 2015 - Cheboksary, 20./21.06.2015 - Atanvarno - 22.06.2015

(22.06.2015, 07:33)DerC schrieb: Die waren ja in der Höhe in Flagstaff und Höhe ist immer ein gewisses Risiko für Läuferinnen, die das nicht gewöhnt sind
alex72 schrieb, dass die Sujews auch unter Conrad schon regelmäßig im Höhentrainingslager waren, das scheidet als Erklärung also eigentlich aus.


[geteilt] Team-EM 2015 - Cheboksary, 20./21.06.2015 - alex72 - 22.06.2015

Was man so vom Training der Sujews mitbekommen hat vermittelt den Eindruck dass sie fast durchgehend uebertrainiert sind und sich ständig selbst unter druck setzen... 


RE: Team-EM 2015 - Cheboksary, 20./21.06.2015 - Wassergraben - 22.06.2015

Diesen Eindruck habe ich auch. Mehrere Höhentrainingslager um den halben Globus, dreimal täglich Training - offensichtlich völlig kontraproduktiv. Darum sind die auch völlig von der Rolle, egal ob über 1500, 3000 oder 5000m. Ich glaube auch ehrlich gesagt nicht, dass häufige Afrika-Trainingslager für die meisten Mitteleuropäer wirklich Sinn machen. Motivationsschub ok, aber die Trainingsbedingungen sind doch eigentlich für Leute die dort nicht aufgewachsen sind und zudem nicht über das Talent der Afrikaner verfügen eher suboptimal. Und die Erkältungungen/Infekte gibt´s dann im Anschluß gratis als Zugabe. Leider stagniert aus dieser Gruppe auch Gesa Krause. Die Hallensaison und die ersten Freiluftrennen waren ja ganz nett, aber Fortschritte waren das nicht. Auch der 2000Hi-Rekord von Pliezhausen muß so eingestuft werden, dessen Endzeit war nur ungefähr die Durchgangszeit bei ihrer 3000mHi-PB! Weder die Tempohärte über 1500m noch die Ausdauerqualitäten über 3000m flach haben sich verbessert.
Ähnlich bei den Hahners: Riesenaufwand mit Höhenketten usw.und was kommt dabei raus? Ein indiskutabler Marathon und ein Ermüdungsbruch. Omnipräsent bei facebook, Vorträgen und im eigenen Club, Fehlanzeige dagegen bzgl. guter Resultate auf Strasse und Bahn bis HM. Da wird alles von 10km bis HM im Marathontempo gerannt, wenn überhaupt. Anstatt die Unterdistanzleistungen zu verbessern, scheinen die beiden 12 Monate im Jahr Marathontraining zu betreiben. Auch ein Marathonläufer hat "seine" beste Zeit, und sollte sich nicht auf Jahre vertrösten! Der Zug ist dann plötzlich abgefahren(siehe Mocki).


RE: Team-EM 2015 - Cheboksary, 20./21.06.2015 - jonas - 22.06.2015

(22.06.2015, 11:43)Wassergraben schrieb: Ähnlich bei den Hahners: Riesenaufwand mit Höhenketten usw.und was kommt dabei raus? Ein indiskutabler Marathon und ein Ermüdungsbruch. Omnipräsent bei facebook, Vorträgen und im eigenen Club, Fehlanzeige dagegen bzgl. guter Resultate auf Strasse und Bahn bis HM. Da wird alles von 10km bis HM im Marathontempo gerannt, wenn überhaupt. Anstatt die Unterdistanzleistungen zu verbessern, scheinen die beiden 12 Monate im Jahr Marathontraining zu betreiben. Auch ein Marathonläufer hat "seine" beste Zeit, und sollte sich nicht auf Jahre vertrösten! Der Zug ist dann plötzlich abgefahren(siehe Mocki).

Anna Hahner lief letztes Jahr in Berlin mit gerade mal 24 Jahren (im Marathon Küken-Alter) mit 2:26 h eine erweiterte Weltklasse-Zeit (nachdem sie zuvor in Wien einen der bedeutensten europäischen Marathons gewonnen hatte), da bin ich persönlich genauso aus den Latschen gekippt vor Begeisterung wie nach Gabius Frankfurt Marathon. Bei den Leichtathletik-Fans hat sich aber - im Gegensatz zum Gabius-Hype - keine Sau dafür interessiert.
Und wenn man eine solch talentierte Marathonläuferin aus der Fördergruppe schmeist, müssen die sich natürlich selbst irgendwie finanzieren um den Leistungssport betreiben zu können, deshalb der ganze Marketing-Kram.
Die 2:30 h in Wien gingen angesichts der Bedingungen und des Rennverlaufs dort ebenfalls in Ordnung, man kann nicht in jedem Marathon Bestzeit laufen.
Wo ich Dir Recht gebe, ist die fehlende Entwicklung auf den Unterdistanzen. Mockenhaupt und Anna haben die gleiche Marathon PB, Mocki ist aber über 10 km etwa 2 und im Halbmarathon fast 5 Minuten schneller. Da fehlt einfach die Grundschnelligkeit, außerdem laufen sie Halbmarathons meistens nur als Spaßrennen in der Provinz in der Zwischensaison außer Topform.


RE: Team-EM 2015 - Cheboksary, 20./21.06.2015 - DerC - 22.06.2015

(22.06.2015, 10:33)Atanvarno schrieb:
(22.06.2015, 07:33)DerC schrieb: Die waren ja in der Höhe in Flagstaff und Höhe ist immer ein gewisses Risiko für Läuferinnen, die das nicht gewöhnt sind
alex72 schrieb, dass die Sujews auch unter Conrad schon regelmäßig im Höhentrainingslager waren, das scheidet als Erklärung also eigentlich aus.
Die Inhalte in der Höhe waren denke ich bei Conrad deutlich anders. Dieses Jahr ist die Gruppe wohl mit guter Grundlage (siehe Paderborn Ergebnisse) in die Höhe gegangen und hat dann Wettkampfausprägung (bin kein Freund dieser Nomenklatur., aber so wurde mir berichtet) betrieben. Ergebnis: Die Sujews sind weit von der Wunschform entfernt und damit unglücklich. Tesfaye ist verletzt, Krause läuft ordentlich, aber nicht überragend. Tesfaye kommt aus der Höhe, Krause war schon öfter mit Heinig in der Höhe als die Sujews.

Wenn du sehr ehrgeizige und dispziplinierte bis zu gehorsame AthletInnen mit einem autoritären Trainer, der nie einen Preis für erfolgreiche Selbstkritik bekommen wird,  in die Höhe schickst und dann dort zu hart trainiert wird ... dann werden die sich erst beschweren oder versuchen was zu ändern wenn es zu spät ist - zumindest für den bisherigen Teil der Saison.

Gruß

C


RE: Team-EM 2015 - Cheboksary, 20./21.06.2015 - Wassergraben - 22.06.2015

(22.06.2015, 13:27)jonas9 schrieb: Anna Hahner lief letztes Jahr in Berlin mit gerade mal 24 Jahren (im Marathon Küken-Alter) mit 2:26 h eine erweiterte Weltklasse-Zeit (nachdem sie zuvor in Wien einen der bedeutensten europäischen Marathons gewonnen hatte), da bin ich persönlich genauso aus den Latschen gekippt vor Begeisterung wie nach Gabius Frankfurt Marathon. Bei den Leichtathletik-Fans hat sich aber - im Gegensatz zum Gabius-Hype - keine Sau dafür interessiert.
Und wenn man eine solch talentierte Marathonläuferin aus der Fördergruppe schmeist, müssen die sich natürlich selbst irgendwie finanzieren um den Leistungssport betreiben zu können, deshalb der ganze Marketing-Kram.
Die 2:30 h in Wien gingen angesichts der Bedingungen und des Rennverlaufs dort ebenfalls in Ordnung, man kann nicht in jedem Marathon Bestzeit laufen.

Ich fürchte die 2:26:44 in Berlin wird die beste Hahnerzeit bleiben. Die erheblichen Schwächen über 10K bis HM lassen aus meiner Sicht eine weitere signifikante Entwicklung nicht zu. Wo sollen denn 2:24h oder drunter herkommen, um einigermaßen mit der Weltspitze mithalten zu können? Auch die Hahners können die menschliche Biologie nicht außer Kraft setzen . . . Im Berliner Rennen wurde Anna von mehreren männlichen Trägerraketen auf einem superschnellen Kurs(mit enthusiastischem Publikum)abgeschirmt und ins Ziel gepusht. 2:28-2:30 ist wohl eher der zu erwartende Leistungsbereich für die Zukunft. Mit ein oder zwei Marathons im Jahr und einigen Spaßrennen als öffentlichen Tempodauerläufen kommt man nicht in die Weltspitze. Warum stellen sie sich nicht harter Konkurrenz auf kürzeren Straßenrennen oder im Cross, warum bauen sie nicht einmal eine kurze Periode mit 3-10.000m Rennen ein? BEIDE hatten schon Ermüdungsfrakturen, da sollte es beim Trainer mal klingeln! Wenige Wochen nach Wien wurden schon wieder 35 oder 40km-Longruns absolviert, da läuft sich auf Dauer jeder tot und die Frische geht flöten. Anna war nach eigener Aussage in Wien schon nach 15km platt, kein Wunder.
Mir drängt sich der Eindruck auf, einige deutsche Läufer sind trainingssüchtig und haben keinen Mut zur schöpferischen Pause. So trainiert man sich eben in den Keller bis die Türe zufällt.


RE: Team-EM 2015 - Cheboksary, 20./21.06.2015 - jonas - 23.06.2015

(22.06.2015, 20:42)Wassergraben schrieb: BEIDE hatten schon Ermüdungsfrakturen, da sollte es beim Trainer mal klingeln! Wenige Wochen nach Wien wurden schon wieder 35 oder 40km-Longruns absolviert, da läuft sich auf Dauer jeder tot und die Frische geht flöten. Anna war nach eigener Aussage in Wien schon nach 15km platt, kein Wunder.
Mir drängt sich der Eindruck auf, einige deutsche Läufer sind trainingssüchtig und haben keinen Mut zur schöpferischen Pause. So trainiert man sich eben in den Keller bis die Türe zufällt.

Völlig korrekt. Viktor Röthlin hat mal gesagt, dass er nach einem Marathon erstmal 3 Wochen Laufpause macht. Wenn ich mir unsere Trainingsweltmeister in Deutschland anschaue, die in der Woche nach dem Marathon schon wieder Alternativ trainieren wie verrückt und mehrere Laufeinheiten absolvieren (Anna zb einen Tag nach dem Wien Marathon), hat man direkt einen Grund, warum die Deutschen ständig verletzt sind und übertrainiert nur hinterherlaufen.


RE: Deutschlands Läufer - chronisch übertrainiert? - Paragraf - 23.06.2015

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