02.07.2025, 12:02
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 02.07.2025, 12:04 von mariusfast.)
(02.07.2025, 11:43)ThomasB schrieb: Ich persönlich bin kein Befürworter der Zusatzqualifikation über die Blockwettkämpfe für die Teilnahme an den Deutschen Meisterschaften der U16.+1
Den Grundgedanken, junge Athleten möglichst vielseitig auszubilden und früh breite Grundlagen zu legen, kann ich grundsätzlich nachvollziehen. Gerade im Schüler- und Jugendalter ist es absolut sinnvoll, verschiedene Disziplinen zumindest einmal kennenzulernen.
Allerdings zeigt sich in der Praxis – insbesondere in den letzten Jahren – immer wieder, dass Spitzenathleten in einzelnen Disziplinen eben nicht zwangsläufig in anderen Bereichen aktiv sind. Die Frage ist daher schon, ob es wirklich sinnvoll ist, talentierte Werfer durch Regelungen in den Hürdensprint zu „zwingen“ oder Sprinter und Springer in den Speerwurf.
Natürlich wird oft argumentiert, dass in diesem Blockwettkampf ja nur durchschnittliche Leistungen erforderlich sind. Stimmt absolut. Aber man darf nicht unterschätzen, dass selbst das ein Mindestmaß an Training und vor allem eine entsprechende Wettkampfplanung voraussetzt.
Zum einen gibt es ohnehin nur relativ wenige Blockwettkämpfe, zumindest bei uns in der Region. Zum anderen liegen diese häufig sehr früh in der Saison. Das stellt Vereine und Athleten vor die Frage: Wann sollen die Hürden oder der Speerwurf sinnvoll trainiert werden? Und woher nimmt man die Zeit, ohne den eigentlichen Schwerpunkt zu vernachlässigen?
Ein weiteres Problem sehe ich darin, dass viele kleinere Vereine – auch solche, die über einzelne herausragende Athleten verfügen – gar nicht die Möglichkeit haben, Disziplinen wie Speerwurf oder Hürden adäquat anzubieten. Sei es aufgrund der örtlichen Gegebenheiten, des fehlenden Trainerpersonals oder schlicht aus Mangel an geeignetem Material.
Im ungünstigsten Fall bedeutet das: Ein Athlet, der in seiner Paradedisziplin zur deutschen Spitze gehört, darf mit 15 Jahren nicht an den Meisterschaften teilnehmen – nur um dann ein Jahr später in der U18 ohne diese Zusatzanforderung wieder einsteigen zu können. Den tieferen Sinn dieser Regelung kann ich ehrlich gesagt nicht ganz erkennen.
Auch wenn man in diesem Alter vielleicht noch nicht in großem Umfang spezialisiert trainiert, zeichnet sich doch oft bereits ab, ob jemand eher in den Sprint- und Sprungbereich oder Richtung Wurf bzw. Mittel- und Langstrecke geht. Diese Tendenzen sind in der Regel mit 14 oder 15 Jahren durchaus sichtbar. Wer national vorne mitmischen möchte, wird seinen Trainingsfokus entsprechend ausrichten müssen.
Vor diesem Hintergrund bin ich einfach kein Freund dieser Blockwettkampfnorm. Sie ist zwar keineswegs unüberwindbar – aber für mich in ihrer Ausgestaltung weder notwendig noch besonders zielführend.
Andere Meinungen und Ansichten kann ich aber durchaus nachvollziehen und akzeptieren. Abgesehen davon: Es ist, wie es ist, und damit müssen Trainer und Athleten nun einmal leben.
Und auch wenn es thematisch nur teilweise dazu passt, besteht dennoch ein klarer Zusammenhang: Es wird einfach zu oft davon ausgegangen, dass ein talentierter Athlet spätestens nach dem Gewinn der Landesmeisterschaft automatisch zu einem größeren Verein wechselt, um dort optimale Trainingsbedingungen vorzufinden. Gerade in ländlichen Regionen ist das jedoch kaum realisierbar. Dort bedeutet es nicht nur eine Fahrt von 30 oder 40 Minuten mit öffentlichen Verkehrsmitteln – die ohnehin oft nicht existieren –, sondern häufig einfache Strecken von über einer Stunde, die der Athlet und seine Eltern regelmäßig zurücklegen müssten. Spätestens hier wird es für viele, die diesen enormen Aufwand nicht leisten können oder wollen, zunehmend schwierig. Das gilt umso mehr, wenn Sportschulen im eigenen Bundesland ohnehin nur vereinzelt vorhanden sind.
Vor allem im Hinblick auf potenzielle Marathonläufer. Für die finde ich die kürzeste Langstrecke schon als Zusatzleistung genug. Wir hatten ja schon die Diskussion, dass es gerade im Laufbereich ein großes Problem ist, Talente im Laufbereich zu entdecken. Erinnerung: Bisher war der Gedanke: Bis 13 sollen sie sprinten und dann picken wir diejenigen heraus, die das gut aber nicht sehr gut können und die werden dann Läufer (obwohl Langstreckenlaufen ein eigenes Talent ist). Diese schwächenorientierte Herangehensweise mit den Zusatznorm ist definitiv NICHT die Lösung sondern Teil des Problems. Es braucht wieder mehr Ressourcenorientierung.
Ja i.d.R. muss man da zumindest relativ schnell sein. Aber mir fallen da einige BEispiele ein, die diese Zusatznormen nicht geschafft hätten. Bspw. werden auch mehrere erst später dann schnell, da fallen mir einige Läufer ein, bei denen bereits mit 13 das Lauftalent sichtbar war und bei denen man jedoch dachte, dass es irgendwann an der Schnelligkeit hapern würde. Sogenannte Spätentwickler, für die finde ich die 300 M Zusatzleistungen für 3000 M Teilnahme garnicht so leicht.
“Anything we can actually do we can afford” Keynes