(04.02.2025, 15:08)CoachnEngineer schrieb:[quote pid="196714" dateline="1738678098"]Zitat:Ich bin auch kein Freund dieser "Innovation", aber ich bin nur z.T. bei Dir, was die Anforderungen an den Absprung angehen. Eine, wie du sagst, "filigrane Absprungvorbereitung" wird doch immer noch von Vorteil sein im Sinne einer biomechanisch optimalen Energieübertragung (und einer verbesserten Verletzungsprophylaxe). Ein Absprung von der gleichen Stelle wird dann weiter gehen, wenn er biomechanisch optimaler ausgeführt ist. Das gilt für Malaika Mihambo doch genauso wie andere.
Sie verändert bei den ungültigen Sprüngen alle Phasen in der Bewegung. Es stimmt allerdings der letzte Teil mit der Absprungvorbereitung auch nicht. Man hat auch in Dortmund wieder gemerkt, dass bei den Sprüngen, wo sie hart draufgeht, enorme Differenzen auch am Brett vorhanden sind, die man nicht nur mit dem Gesamtanlauf erklären kann.
Zitat: Wegfallen wird doch vielmehr der Aspekt, dass die Anlaufgestaltung (insbesondere der dann für die Weite recht unwichtige erste Teil des Anlaufs) und ihr Training abgewertet werden.
Da bin ich anderer Meinung. Ich halte den ersten Teil ebenfalls für sehr wichtig. Die meisten Sprünge bei den Athletinnen haben hier die Begründung ungültiger Sprünge. Das ist aber eine Detailsache, die von vielen nicht beachtet wird, die ich bei Sabine auch umgestellt habe.
Zitat: Bei Malaika ist doch der (strukturell gefährliche, weil mit starker Innenrotation ausgeführte) Fussaufsatz nicht wirklich vom Treffen des Balkens abhängig. Bei ihr sind mE gültige, wie ungültige Sprünge strukturell beim Absprung nicht sehr unterschiedlich, sie unterscheiden sich doch vor allem im Bereich der Annäherung ans Brett (12m-4m vor dem Brett). Vielleicht würde ihr es doch tatsächlich gelingen, die strukturelle Schwachstelle in den letzten 2 Schrittten auszumerzen, wenn sie den Abstand zum Brett nicht mehr als zusätzlichen "Gegner" hätte, sondern frei gestalten kann. Daher kann ich verstehen, dass sie zu einer Befürworterin dieser Änderung zählt.
Man sollte nie die Einzelteile nur getrennt bewerten, sondern immer auch im Kontext sehen. Es kommt mit Sicherheit auch auf diesen Teil an, der aber eine Folge im Anfangsteil ist. Es gibt unterschiedliche Betrachtungsweisen der Markenfestlegung. Das unterscheidet schon einmal sehr erheblich. Unterschiedliche Tempi unterscheiden auch unterschiedliche Bewegungsformate im Absprung!!! Wenn etwas nicht automatisiert ist, gibt es auch nicht automatisierte Bewegungen als Folge.
Zitat:Ich erinnere mich dunkel an TE von Hansjörg in den 80ern mit seinen Topleuten um Ch. Thomas, wo diese auch gelegentlich mal "frei" abgesprungen sind, einzig mit dem Fokus auf der "Kadenz", wie er immer sagte. Weiten um 8,50m waren da durchaus möglich. Hast du das mit Sabine auch gemacht?
Insofern geb ich dir voll und ganz recht, dass die Leistungen natürlich überhaupt nicht mehr vergleichbar wären.
Wir haben immer den Rhythmus getaktet mit Limits trainiert und dann frei zum Brett laufen lassen. Nur dann sieht man, ob die Übungen auch etwas bringen. Gemessen haben wir das komplett frei ohne Brett nicht trainiert, wohl aber als wiederholte Abfolge.
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Was die Wertung des innenrotierten Fußes für die Belastungsfähigkeit von Strukturen bedeutet, sind Uli Knapp und ich sehr konträrer Meinung. Er hat in Leverkusen (Ich war nicht dort.) ohne meine Namensnennung meine Vorstellung über den innenrotierten Fuß als für das Auditorium amüsierend dargestellt. Wäre ich anwesend gewesen, hätte ich ihn auseinandergenommen, wie ich das mit seiner vorherigen Landephase bei seinem EM im Beweis eines Videos von der EM gemacht habe. Ich sage immer: "Man kann einem unmusikalischen Menschen keine Musik erklären!"

Er verniedlicht aus meiner Sicht das Problem. Was es bedeutet, wenn noch ein anderer Grund dazukommt, hat Wester mit dem vierfachen Bänderriss zu spüren bekommen. In dieser Ausprägung wie bei Mihambo fällt ein sehr wichtiger Zubringer aus und ein anderes Detail wird permanent überbelastet. Wenn dann noch ein anderes Detail bei Ehrungen hinzukommt, tut sie ihrem Körper nichts Gutes an. Ich analysiere sehr akribisch und habe alles ganz genau festgehalten. Ich lasse das aber, weil meine permanente Erinnerung nicht auf fruchtbaren Boden fällt. Die Hamstringverletzung kam zwar für Außenstehende bei Malaika Mihambo unverhofft; ich hatte sie aber vorhergesehen und hier formuliert. Auch da kann man es strukturell begründen.
Jede/r Trainer:in macht mal Fehler. Das ist nicht auszuschließen; aber man darf nie beratungsresistent sein und man muss permanent seine eigene Meinung auch überprüfen. Beispiel: Ich überprüfe z.B. meine Feststellung der unterschiedlichen Handhabe bei der Hürdenüberquerung in der Weltklasse. Eine andere Trainerin, die ich schätze, war in Kienbaum in einem Gespräch mit mir anderer Meinung als ich. Ich habe schon recherchiert und auch eine andere Person gefragt, die meiner Meinung war. Ich lasse solche Sachen aber nicht auf sich beruhen und recherchiere weiter, bis ich fündig werde. Es ist immer auch ein Unterschied, ob man Positionen als Übergang sieht oder "betoniert" als Sitzposition trainieren lässt.
Gertrud