22.10.2024, 14:18
(22.10.2024, 13:45)h3inz_h4rtm4nn schrieb:(21.10.2024, 22:26)trackwatchnds schrieb: Die neuen Kadernormen werden übrigens nicht vollkommen trennscharf und konsequent angewendet werden. Im Warten auf die neue Bundeskaderliste 2024/25 sei schon mal verraten, dass einige Athlet:innen bereits mündliche Zusagen über ihre Kaderberufung bekommen haben, obwohl die Norm verpasst wurde. Begründung: Keine.
Ich weiß nicht so recht, was ich davon halten soll. Einerseits freut es mich für alle, die es jetzt doch rein schaffen, weil sie meiner persönlichen Ansicht nach in den Perspektivkader gehören und die Normen in Teilen an den Haaren herbeigezogen wirken, andererseits bietet das wieder massiven Zündstoff. Es wird erneut etliche Ungerechtigkeiten geben und einige Athlet:innen benachteiligt werden. Man lässt hier die Chance liegen, einer transparenten und "fairen" Nominierungspolitik zu folgen.
Einige BT haben offensichtlich wieder Sonderrechte gestattet bekommen. Wenn ich dann als Athlet:in zu hören bekomme, dass ein Konkurrent trotz fehlender Norm drin ist und ich nicht, mir dafür aber auch keine anständige Erklärung dargelegt wird, verspüre ich wohl eher einen Vertrauensverlust anstatt eines Quells an Motivation.
"Begründung? Keine!" ist etwas, das ich vom DLV nun schon seit einem Jahrzehnt gewohnt bin und zwar in vielerlei Zusammenhängen. "Keine!" ist dabei als Synonym für "Willkür der BT" zu verstehen. Für mich steht der DLV leider aufgrund dieses wahrlich schlechten Rufs (Entscheidungen nicht transparent/nachvollziehbar, Kommunikation mehr schlecht als recht, viel zu viele unnütze Posten im Bereich Management/BT uvm.) nur noch für Deutscher Lachnummern Verband. Aber Hauptsache, seit diesem Jahr mit einem schönen neuen Logo, das für Veränderung stehen sollte, die leider wenig bis gar nicht stattgefunden hat.
Etwas weniger zynisch: Wenn wir ehrlich sind, ja, gab es auch in der Vergangenheit immer wieder Fälle, in denen Athleten ohne Norm einen Platz im Kader bekommen haben. Allerdings war die Aufregung vor der Bügner-Ära nicht immer so groß, weil in vielen Fällen auch andere Athleten, die in der DJBL vor der vom BT bevorzugten Person platziert waren und mitunter auch keine Norm hatten, im Kader berücksichtigt wurden. Das wurde dann immer damit begründet, dass man auch leistungsschwächere Disziplinen entwickeln wolle. Was mit Beginn der Bügner-Ära passiert ist, ist ein radikales Anziehen der Normen (was einen enormen Leistungssprung von Athleten innerhalb von nur einer Saison erforderte) und das Ankündigen einer strikten Kaderbildungspolitik, die es so nicht gibt:
(1) Nicht umsonst erwähnt der DLV in seinen Kaderbildungsrichtwerten, dass eine schriftliche Begründung des BT ausreicht, um einen Athleten ohne Norm in den Kader zu berufen, aber auch einen Athleten mit Norm dem Status nicht zu geben.
(2) Wenn sich jemand die Zeit und Mühe machen würde, alle AK-spezifischen PK-Normen auf den Prüfstand zu stellen, würde Der- oder Diejenige ganz schnell begreifen, dass da viele Zahlen sind, die einer z.T. blühenden Fantasie entsprungen sind. Ich rede nicht von der absoluten PK-Norm, die sich an der bereinigten Weltrangliste der letzten 3 Jahre orientiert, sondern von den Abstufungen nach Unten hin. Man müsse sich die Mühe machen und jeden Jahrgang im Welt- oder Kontinentalvergleich separat betrachten. Theoretisch möglich - praktisch wurde das vom DLV aber nicht umgesetzt. Verwiesen wird, wie auch in der Staffel-Thematik in Paris, auf verschiedene Parameter, die für die Bildung der Norm eine Rolle gespielt haben. Was das Lieblingswort von Bügner & Co. zu sein scheint, ist in Wirklichkeit nichts anderes als das versuchte Vertuschen der Willkür, die noch immer in ihrem langatmigen, verbandsinternen Beratungsprozess eine entscheidende Rolle spielt. Fragt man nach den genauen Parametern, nach den Studien, die sie womöglich zu Rate gezogen haben, erhält man keine Antwort. So zumindest meine persönliche Erfahrung.
(3) Im Februar diesen Jahres habe ich eine Mail an den DLV adressiert mit der Frage danach, wie lange sie eigentlich noch brauchen, um die Kadernormen zu veröffentlichen. Es kann nicht sein, dass ich als Heimtrainer dazu aufgefordert werde, eine Woche nach dem Ende der Hallensaison eine bis ins Detail ausgearbeitete Wettkampfplanung für die Freiluftsaison dem BT vorzulegen, wenn noch gar keine Kadernomen feststehen. Der Leitenden BT antwortete: "Die Normen aus dem Vorjahr helfen zur Orientierung. Wir sind in der finalen Phase und werden die Normen bald veröffentlichen." Als im Mai die Kaderbildungsrichtwerte veröffentlicht wurden, war meine Frage an besagten Ltd. BT, ob die Aussage seiner letzten Mail ein vorgezogener Aprilscherz war, weil die Norm brutal verschärft wurde im Vgl. zum Vorjahr und der Zeitpunkt der Veröffentlichung mitten in der laufenden Saison lag. Die Begründung, die darauf folgte? Keine!
Lange Rede, kurzer Sinn... Warum sich nichts ändern wird an dem Vorgehen, ist, dass die wenigsten Heimtrainer, Vereinsvorsitzende oder Athleten selbst den unangenehmen Weg in die "Höhle des Löwen" gehen wollen und sich über die vom DLV getroffenen Entscheidungen, die nachweislich falsch/unverständlich sind, beschweren. Solche Vorfälle, wie es einer Luna Bulmahn in Paris widerfahren ist, hinterlassen auch einen bitteren Beigeschmack. Das ist genau die Form der Autorität, die sich Herr Dr. Bügner gewünscht hat: Keine Kritik und keine Diskussionen, weil die Angst vor Konsequenzen zu groß ist. Ob das das richtige Vorgehen von einem Leistungssportdirektor ist, lasse ich mal unkommentiert im Raum stehen. Fakt ist, dass ich von meinen Trainerkollegen für meine Initiative, überhaupt mal an den DLV ein paar kritische Worte adressiert zu haben, müde belächelt wurde. Getreu dem Motto, dass es sowieso nichts bringt, weil die allmächtigen DLV-Funktionäre alles richtig entscheiden und sollte dem nicht so sein, wird es trotzdem nicht zugegeben, weil Fehler einen Verband und dessen Repräsentanten ja unseriös wirken lassen könnten.
Ich würde gerne entgegnen, dass das ein Einzelfall ist. Leider sprechen viele Erfahrungen, persönliche und aus Erzählungen, dagegen. Das ist bedauerlicherweise gelebte Realität. Der Grundstein dafür wurde aber bereits vor Dr. Bügner gelegt. Er musste sozusagen mit dem Personal arbeiten, das ihm zur Verfügung gestellt wurde. Dementsprechend neugierig bin ich auf die angekündigten Veränderungen im Kompetenzteam des Verbandes, ob man das Schiff noch vorm Sinken bewahren kann.