(05.09.2024, 05:52)Diak schrieb: 10,37 sind der Hammer. Wer von Euch mal irgendwann irgendwas mit dem zu tun hat, was wir hier Talentsichtung nennen: vergesst die ganzen Blödsinnigen und gefährlichen Testbatterien. Wir brauchen Leute, die rennen können, den Rest müssen wir ihnen beibringen. Jemand mit dem Schnelligkeitspotential wäre bei uns (die Elternkonstellation mal ignorierend) ungefähr überall ein Mittelklassesprinter geworden, weil wir ständig denken, bisschen schnell muss Sprinter werden. Nein, Sprinter darf nur werden, wer sauschnell ist und sonst nichts (lernen) kann! Das machen unsere geschätzten Nachbarn aus Hamburg übrigens sehr gut (Rapido)
Ich kann Diak nur beipflichten. Es kam mir im Marler Schwimmbad mal eine Schülerin einer anderen Schule entgegen, der ich auf Anhieb gesagt habe, dass sie die richtige Statur für den Wurf habe. Sie kam eine ganze Zeit später in Wattenscheid auf mich zu und wollte Mehrkämpferin werden. Sie sprang damals um die 1,75m hoch. Ich habe sie einmal über die Diagonale sprinten lassen und ihr gesagt: "Du bist am besten im Wurfbereich aufgehoben." Hinterher hat sie 63m mit dem Diskus erzielt. Um Talente zu erkennen, braucht man Auge und ganz bestimmte Marker.
Dass Warholm nicht der Form seines WR zur Zeit ist, ist augenscheinlich. Wir hätten aber Duplantis so schnell nicht vermutet, auch wenn er unglaublich schnell in den Absprung hineinsprintet. Man könnte den Eltern den Vorwurf machen, dass ihr Sohn zu stark, zu frühzeitig fokussiert worden ist. Es ist aber eine Form, zum WR zu kommen. Er ist trotz der frühen Spezialisierung körperlich enorm breitgefächert geschult worden. Das war sehr wichtig. Ich glaube nicht, dass man ihn irgendwie in seinem Bestreben limitiert hat. Man hat es geschafft, dass bei ihm keine "Sättigung" eingetreten ist. Man merkt ihm förmlich an, wie viel Spaß er empfindet und wie überzeugt er davon war, Warholm zu schlagen. Die Familie war immer die intime Erfinderfabrik für ausgefeiltes Training. Ich habe mich ebenfalls immer für die Eigenständigkeit im Team ausgesprochen, ohne gegen den Service unseres Verbandes zu agieren. Ich glaube kaum, dass die Familie Duplantis sich irgendeinem Diktat des schwedischen Verbandes unterworfen hat, aber wahrscheinlich auch den Service des schwedischen Verbandes nicht ablehnen. Ich habe bei Duplantis nur einen Einwand der Verbesserung. Er sollte seinen "Geierhals" und seine BWS-Kyphose beseitigen. Ich recherchiere unglaublich viel im Bereich gesunder Übungen. Duplantis hat eine Schulterübung im Programm, wobei ich gedacht habe, dass sie zum Impingements führen könnte. Das hat mir keine Ruhe gelassen, bis ich einen Hinweis auf Verhinderung des Impingements gefunden habe, der seine Übung unter bestimmten Kriterien zulässt, die er anscheinend erfüllt.
Ich habe z.B. Michael Siegel gebeten, John Coghlan speziell für den hürdenspezifischen Bereich einzuladen, was er bald einlöst. Wir hatten auch schon Hürdenläuferin mit den Sprintzeiten der besten Weltklasseathletinnen, die aber diese nicht in den Hürdenläufen zeigen.
Was fehlt unseren Stabhochspringern, um in die Höhen von Duplantis zu kommen? Woran arbeitet er offensichtlich? Seine Vorteile liegen sicherlich in erhöhten Geschwindigkeitswerten bestimmter Abschnitte. Wodurch kann man das vornehmlich erreichen? Wer ist dazu fähig, diese Wissenslücken zu schließen? Ich weiß durch bestimmte Informationen, dass man auf speziellem Kraftgebiet teilweise nicht ergebnisorientiert funktioniert.
Diese Spiele-Leichtathletik gehört stark reformiert. Es ist wichtig, dass unseren Trainern sehr viele hinführende Übungen mit auf den Weg gegeben werden und fähig sind, Fehler durch geeignete Maßnahmen korrigieren zu können.
Solche Inhalte sollte man auf breiter Ebene ohne Vorwurf zulassen. Es gehören viele Ebenen auf den Prüfstand.
Gertrud