(22.05.2024, 14:29)eierluke2 schrieb: Bis ich vor ein paar Jahren den folgenden Bericht seines vormaligen coaches Bertrand Valcin über die enorme Leistungssteigerung im Schnellkraftbereich von Kevin Mayer gefunden hatte dachte ich, dass so etwas nur durch Einnahme verbotener Substanzen möglich sei. Mein damaliger Wissensstand war, dass das Sprintvermögen gegeben und nur unwesentlich zu steigern sei.
Aber die im Artikel dargestellte dem Training vorausgehende Analytik ist so beeindruckend, dass ich mir da nicht mehr so sicher bin.
https://www.synapticathletics.com/post/2...st-athlete
Das Problem ist, dass Kevin Mayers Körper trotz aller Analytik wohl immer hart an die Grenzen trainiert wurde mit dem Resultat Top-Leistung oder verletzt.
Auffällig ist, dass die Verletzungsthematik seit der Trennung von Bertrand Valcin ca. 2019 stark zugenommen hat (wobei allerdings nicht sicher ist, wieviel davon altersabhängig begründet ist).
Zum Threadtitel:
Von Niklas Kaul/ seinem Umfeld hätte ich wenigstens derartige Ansterngungen erwartet, oder dass sie zumindest einmal Kontakt zu Bertrand Valcin aufnehmen. Statt dessen scheinen sie sich ihrem Schicksal ergeben zu haben und haben offenbar akzepiert, dass Niklas Kaul mit 21 Jahren "gepeaked" hat.
Der "Kevin Mayer Weg" hat ganz offenbar auch seine Probleme (körperliche Überlastung), aber wenn ich mein Leben ohnehin komplett auf Zehnkampf ausrichte und "so nah dran bin am ganz großen Erfolg" wie Niklas Kaul hätte ich es zumindest mal versucht...
Viele Sachen sind wirklich sehr gut; aber man hat bei aller Akribie vieles in der Verletzungsprophylaxe übersehen. Strukturen wie Knochen und Sehnen haben Belastungsgrenzen, die unter einer sehr engen Sichtweise befolgt werden müssen... und das hat man teilweise "sträflich übersehen". Die Belastungsgrenzen zeigen sich up- und downstairs in sehr engen Grenzen. Oft zwickt ein Teil mittendrin mit Ausstrahlung an die Peripherie. Meine Aufgabe als Trainerin habe ich immer darin gesehen, diese Teile zu finden und zu gesunden. Nur die Trainer mit fundierten Kenntnissen sehen diese Lücken, die über unterschiedliche Einflussnahmen im Bilde sind!!!
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Die beste Lösung ist die, dass die wahren Toptrainer:innen mit solchen Kenntnissen an die Basis bis oben gehören. Ich muss jetzt einfach mal meine Person nehmen, weil ich die am besten kenne. Mein Traum war immer, eine Athletin von Kindesbeinen an bis oben ohne negative Einflüsse von außen zu trainieren, um die gesamte Palette meiner Vorstellungen übertragen zu können. Man bekommt in den meisten Fällen schon in unterschiedlichen Stufen AuA mit kleinem bis großem Schrott in orthopädischer und metabolischer Hinsicht. Das heißt, dass man mehr mit Reparaturen als mit wirklicher Unterstützung die Strukturen im gesunden Bereich bedienen kann. Die Auswirkungen und kompensatorischen Einflüsse aufgrund fehltrainierter Strukturen hinterlässt Spuren.
Als ich in Kienbaum zur Mehrkampf-Fortbildung war und Christopher Hallmann den EM-Titel von Abele glorifizierte, wollte ich meine gesamte Sicht darlegen, um den Mehrkampf-TuT eine gute Sicht zu vermitteln. Man war nicht ansprechbar. Ich habe meine Schatztruhe nie mehr geöffnet, weil sie es auf dem Niveau ihres Wissens nicht verstanden. Ich habe mich damals mit unserem Team bei Sabine auf einen kompletten Paradigmenwechsel eingelassen.
Ich habe dann in kurzer Zeit Louisa Grauvogel mit enormen Beeinträchtigungen der Füße, vom ISG, einem Ermüdungsbruch, Achillessehnen- und Patellarsehnenproblemen zu guten Leistungen im Kugelstoßen und Hürdenlaufen in der Halle gebracht. Sie war aber so strikt auf Leistungsballern aus ihrer Vergangenheit programmiert, dass sie den Weg leider nicht weiter verfolgt hat und ich dann meine Weise nicht mehr in der unterschiedlichen Teamvorstellung bei einmaligem Training in der Woche bei mir durchsetzen konnte. Es gab zu viele Einflüsse, die sich als kontraproduktiv erwiesen haben. Ich trainiere wissentlich keine AuA kaputt. Ich hätte sie trotz der Einschränkungen in Ratingen auf 6400-6500 Punkte gebracht. Solche Ziele schafft man aber nicht, wenn man permanent nur die Pfennige statt die großen Summen/Inhalte im übertragenem Sinne bedient. Die zentrale Frage ist immer, wie ich orthpädische Strukturen an sich und in ihrem Umfeld richtig ohne Schädigung, aber mit Gewinn bediene.
Wir sehen am Beispiel Mayer, dass man sehr wohl die Sprintleistungen bei richtiger Trainingseinstellung auf die entsprechenden Strukturen gravierend "wecken" kann.
Deshalb werde ich nie mehr eine Reparaturstelle ohne den Willen eines völligen Trainingswechsels begleiten. Man lernt nie aus.
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Gertrud