01.08.2023, 22:09
(31.07.2023, 15:20)Gertrud schrieb: Johannes Vetter: Leider nicht. Die MRT-Bilder der Schulter sehen alle gut aus.Ich schließe mich da aus orthopädischer Sicht komplett Frau Schäfers detaillierten Ausführungen an - wenn die vordere Kapsel verdickt ist, kann man das als Reaktion des (rein anatomisch gesehen zu großen) Humeruskopfes deuten, nicht aus der (zu kleinen) Pfanne zu subluxieren. Dieses Mismatch benötigen wir selbstverständlich, um den großen Freiheitsgrad im Schultergelenk zu ermöglich. Ich halte da auch eine viel intensivere Zusammenarbeit von dem betreuenden Mediziner, Physiotherapeuten und Trainer für erforderlich...Vetter hat im Rahmen von Tokio 2021 selber darüber berichtet, von Hans-Dieter Hermann sportpsychologisch betreut zu werden. Dieser zusätzliche dann auch noch emotionale/psychische Frust ist nicht verwunderlich. Aus dem Konstrukt Trainer - Physiotherapeut - Arzt hat jeder der Partner partiell eine andere Sichtweise, das Problem lässt sich sicher nur gemeinsam lösen. Ich bin aber relativ entsetzt, wenn man weniger oder tolerable Schmerzen im Training schon als positiv empfindet - geht es jetzt bei Vetter inhaltlich nur noch um die Qualifikation für Paris 2024 und alle Mittel dafür sind gerechtfertigt, weil er danach seine Karriere beenden will oder physisch muss?? Wie stehen denn Physiotherapeuten zum angesprochenen Punkt der routinemäßigen täglichen Behandlungen - ist man da nicht "genervt" und denkt sich eher, welche orthopädischen oder Trainings-technischen Defizite muss ich hier irgendwie versuchen täglich zu kompensieren - macht so eine Behandlung denn überhaupt noch "Spaß". Schon klar, in einem Verein in der Fußball-Bundesliga mögen tägliche Behandlungen normal sein - wobei ich auch hier etwas etwas überrascht war, als ich vor wenigen Wochen bei einem Vortrag auf einer Fachveranstaltung von einem betreuenden Mannschaftsarzt in der Fußball-Bundesliga gehört habe, dass z.B. auch tägliche Stoßwellenbehandlungen bei Fußballern nichts Ungewöhnliches sind.
Die Spezialisten attestieren mir, dass die Schulter für mein Alter bei meiner Belastung in Ordnung ist. Viele verschiedene Therapien und auch Spritzen haben nicht den erwünschten Erfolg gebracht. Mittlerweile gehen wir davon aus, dass die vordere Kapsel des Schultergelenks verdickt ist. Darum haben wir speziell diesen Bereich über viele Monate mobilisiert und gekräftigt. Das heißt: Physiotherapie jeden Tag. Man darf die Behandlung aber auch nicht überreizen. Sonst gibt’s Rückschläge, die einen immer wieder zwei, drei Wochen kosten. Mittlerweile habe ich die Behandlungen zurückgefahren. Ich traue mich mittlerweile wieder, voll in die Spannung reinzugehen. In dieser Situation können wir nun wieder stärker an der Technik arbeiten, ohne es zu übertreiben. Denn das könnte die Schulter wieder zu sehr reizen und einen Rückschlag hervorrufen. Genau diese Balance zu halten, wir die Challenge in den kommenden Wochen. Mittlerweile hoffen wir, den richtigen Weg gefunden zu haben."
Genau darauf habe ich bei einer Mail zu einer Medizinerin schon in einer Analyse von Johannes Vetters Wurfweise verstärkt hingewiesen:
Schmerzen haben Ursachen, die man nicht ignorieren darf, sondern punktgenau feststellen muss!!! Es ist erschütternd, dass diese Ungereimtheiten an der Schnittstelle Theorie/ Praxis nicht geortet wurden. Man muss die Schultertechnik verbessern, um langfristig schmerzfrei zu werden. Er kann in die volle Spannung gehen; aber nicht so, wie er es praktiziert. Das Gelenk ist ohnehin schon hinsichtlich Osteologie nicht stark geschützt. Wenn der minimale Schutz weiter durch einen geringeren Schutz durch Fehlstellung belastet wird, hat das Folgen. Zudem hat das Schultergelenk durch das Vorpreschen des Oberarmkopfes durch Trägheit der Massen auch noch schlechte Auswirkungen auf das humeroulnare Gelenk und somit auf das mediale Kollateralband.
Das Technikbild für die Schulter stimmt bei Johannes Vetter absolut nicht, weil der Oberarmkopf permanent ungebremst durch eine falsche Position im Gelenk gegen die vordere Kapsel schlägt. Das wird durch bestimmte Kraftübungen noch verstärkt und geradezu automatisiert. Wenn die Scapula ihren ROM von 60° durch schwache Vorgaben nicht ausschöpfen kann, hat das Auswirkungen auf die Schulterbewegung. Das heißt, man sollte die Zusammenhänge verstehen.
Eine schlechte Position hält auf Dauer auch der lange Kopf der Bizepssehne nicht aus und durch das Schlingern des Kopfes wird auch irgendwann das Labrum geschädigt. Hier ist im Wurfbereich unheimliche Kleinarbeit um die Schulter gefragt, die sicherlich auch in der Intensität variieren kann.
Gertrud