25.07.2023, 17:30
Moin,
zum Wettkampfangebot: ich kann sabla nur sehr beipflichten. Ich war vor langer Zeit auch in diesem Bereich 3:50-4:00 über 1500 m oder 14:20-14:40 über 5000 m unterwegs, Mitte der 80er Jahre. Es gab bei uns im Westen über das ganze Jahr eine ziemlich große Dichte an Veranstaltungen (Düsseldorf, Leverkusen, Uerdingen, Köln, Bonn, Koblenz). Bereits zur Saisoneröffnung im April gab es eine reiche Auswahl an Rennen, bei denen man die Qualis für die DM Jugend, Juniorinnen, Senioren versuchen konnte. In Koblenz beim Mini-Internationalen gab es beispielsweise über 1500 m und 5000 m eine große Zahl von dicht besetzten Läufen, in denen man sich einordnen konnte. Interessanterweise tauchten dort auch viele aus Nord- und Süddeutschland auf, und das waren in den genannten Leistungsbereichen natürlich noch keine gesponserten Aktiven. Da wurde also schon erhebliches an Kilometern gefahren, aus meiner Erinnerung wurde das sowohl von den Vereinen wie von den Familien oder Athletinnen selbst geleistet. Wir sind aber auch regelmäßig nach Hengelo und Kerkrade gefahren, weil dort stets gute Starterfelder zusammenkamen.
Mir fällt eigentlich kein Grund ein, warum das heute nicht mehr möglich sein sollte.
Nach meiner Beobachtung ist allerdings die Dichte an Sportfesten in unserer Region gegenüber dieser Zeit erheblich gesunken, was sich natürlich auch auf das Wettkampfangebot für Mittelstreckler auswirkt.
Möglicherweise wirkt sich hier auch die erheblich gesunkene Bereitschaft zu ehrenamtlicher Arbeit negativ aus, die ich in ganz anderen beruflichen Kontexten beobachte.
Zum Verhältnis Vereinsarbeit und DLV: In unserer Leverkusener Läufergruppe hatten wir an den Bahntrainingstagen teils bis zu 20-25 Mittelstreckler, die zusammen trainierten, quer durch alle Jahrgänge (ob es so sinnvoll war, als Jugendlicher 400 m-Intervalle mit Charly Fleschen zu knüppeln, steht auf einem anderen Blatt
). Beim ASV Köln waren die Gruppengrößen vergleichbar, auch im Winter beim Hallentraining in Düsseldorf, wor die Vereine aus der Region zusammenkamen. Mir fehlt der Einblick, ob dies heute auch noch so ist, ich habe den Eindruck, dass diese Breite nicht mehr so da ist. Das bestätigen ja viele Beiträge hier in der Diskussion.
Jedenfalls waren das größtenteils Nicht-Kaderathleten und die Berührung zum DLV beschränkte sich bei mir und Kolleginnen auf einen gelegentlichen Talentsichtungslehrgang, bei dem man in zwei tagen drei Rennen zu laufen hatte.
Mir fehlen die Kenntnisse darüber, wie dies heute geregelt ist, ich finde das aber einen wichtigen Punkt: welche Transferleistung haben Athletinnen, die sich in der schwierigen Übergangsphase von der Jugend- zur Juniorenklasse befinden, vom Verband zu erwarten? Entscheidend für die Breite, aus der erst nennenswert Spitze erwachsen kann, sind ja nicht die Kaderathleten, sondern die Gruppe derjenigen, die quasi "auf dem Sprung" in die Spitze sind. Ich stimme sehr der Forumsmeinung zu, dass das ganze Quali-Procedere zu den DM viele aus dieser Gruppe letztlich demotiviert und zum Aufgeben bewegt. Sie werden sich schlichtweg selbst überlassen und geben auf. Das kann man natürlich als Selektionsprozeß sehen, es gehen dennoch sehr viele Talente verloren und so richtig im Überfluß bewegt sich der DLV da ja nicht...
Zur heutigen Trainingsmethodik kann ich mich nicht äußern, da mir die Einblicke fehlen. Die spielt aber natürlich auch eine erhebliche Rolle, zumal wenn andere Nationen über eine erkennbar breitere Spitze verfügen. In meiner Zeit wurde die ganze Gruppe viel zu sehr nach Schema F trainiert, Ergebnisse der Leistungsdagnostik eher zur Kenntnis genommen als wirksam eingesetzt. Und mir selbst fehlte eindeutig die sogenannte "läuferische Intelligenz", um selbst hinter Fehlentwicklungen zu kommen und gegenzusteuern. Da braucht es dann TuT, die das erkennen und eingreifen.
Da würde mich aber schon interessieren, ob etwa die Leistungsdiagnostik bei den Mittelstrecklern systematisch und auf heutigem Stand angewendet wird bzw. deren Ergebnisse systematisch in die Trainingsanpassung umgesetzt werden. Zugegeben Langsprint, aber über die 400 m Frauen beispielsweise lässt der Abstand zur internationalen Spitze und das regelmäßige "Sterben" auf den letzten 100 m doch vermuten, dass hier noch einiges zu tun ist.
Beste Grüße zum Abend
Tom
zum Wettkampfangebot: ich kann sabla nur sehr beipflichten. Ich war vor langer Zeit auch in diesem Bereich 3:50-4:00 über 1500 m oder 14:20-14:40 über 5000 m unterwegs, Mitte der 80er Jahre. Es gab bei uns im Westen über das ganze Jahr eine ziemlich große Dichte an Veranstaltungen (Düsseldorf, Leverkusen, Uerdingen, Köln, Bonn, Koblenz). Bereits zur Saisoneröffnung im April gab es eine reiche Auswahl an Rennen, bei denen man die Qualis für die DM Jugend, Juniorinnen, Senioren versuchen konnte. In Koblenz beim Mini-Internationalen gab es beispielsweise über 1500 m und 5000 m eine große Zahl von dicht besetzten Läufen, in denen man sich einordnen konnte. Interessanterweise tauchten dort auch viele aus Nord- und Süddeutschland auf, und das waren in den genannten Leistungsbereichen natürlich noch keine gesponserten Aktiven. Da wurde also schon erhebliches an Kilometern gefahren, aus meiner Erinnerung wurde das sowohl von den Vereinen wie von den Familien oder Athletinnen selbst geleistet. Wir sind aber auch regelmäßig nach Hengelo und Kerkrade gefahren, weil dort stets gute Starterfelder zusammenkamen.
Mir fällt eigentlich kein Grund ein, warum das heute nicht mehr möglich sein sollte.
Nach meiner Beobachtung ist allerdings die Dichte an Sportfesten in unserer Region gegenüber dieser Zeit erheblich gesunken, was sich natürlich auch auf das Wettkampfangebot für Mittelstreckler auswirkt.
Möglicherweise wirkt sich hier auch die erheblich gesunkene Bereitschaft zu ehrenamtlicher Arbeit negativ aus, die ich in ganz anderen beruflichen Kontexten beobachte.
Zum Verhältnis Vereinsarbeit und DLV: In unserer Leverkusener Läufergruppe hatten wir an den Bahntrainingstagen teils bis zu 20-25 Mittelstreckler, die zusammen trainierten, quer durch alle Jahrgänge (ob es so sinnvoll war, als Jugendlicher 400 m-Intervalle mit Charly Fleschen zu knüppeln, steht auf einem anderen Blatt
). Beim ASV Köln waren die Gruppengrößen vergleichbar, auch im Winter beim Hallentraining in Düsseldorf, wor die Vereine aus der Region zusammenkamen. Mir fehlt der Einblick, ob dies heute auch noch so ist, ich habe den Eindruck, dass diese Breite nicht mehr so da ist. Das bestätigen ja viele Beiträge hier in der Diskussion.Jedenfalls waren das größtenteils Nicht-Kaderathleten und die Berührung zum DLV beschränkte sich bei mir und Kolleginnen auf einen gelegentlichen Talentsichtungslehrgang, bei dem man in zwei tagen drei Rennen zu laufen hatte.
Mir fehlen die Kenntnisse darüber, wie dies heute geregelt ist, ich finde das aber einen wichtigen Punkt: welche Transferleistung haben Athletinnen, die sich in der schwierigen Übergangsphase von der Jugend- zur Juniorenklasse befinden, vom Verband zu erwarten? Entscheidend für die Breite, aus der erst nennenswert Spitze erwachsen kann, sind ja nicht die Kaderathleten, sondern die Gruppe derjenigen, die quasi "auf dem Sprung" in die Spitze sind. Ich stimme sehr der Forumsmeinung zu, dass das ganze Quali-Procedere zu den DM viele aus dieser Gruppe letztlich demotiviert und zum Aufgeben bewegt. Sie werden sich schlichtweg selbst überlassen und geben auf. Das kann man natürlich als Selektionsprozeß sehen, es gehen dennoch sehr viele Talente verloren und so richtig im Überfluß bewegt sich der DLV da ja nicht...
Zur heutigen Trainingsmethodik kann ich mich nicht äußern, da mir die Einblicke fehlen. Die spielt aber natürlich auch eine erhebliche Rolle, zumal wenn andere Nationen über eine erkennbar breitere Spitze verfügen. In meiner Zeit wurde die ganze Gruppe viel zu sehr nach Schema F trainiert, Ergebnisse der Leistungsdagnostik eher zur Kenntnis genommen als wirksam eingesetzt. Und mir selbst fehlte eindeutig die sogenannte "läuferische Intelligenz", um selbst hinter Fehlentwicklungen zu kommen und gegenzusteuern. Da braucht es dann TuT, die das erkennen und eingreifen.
Da würde mich aber schon interessieren, ob etwa die Leistungsdiagnostik bei den Mittelstrecklern systematisch und auf heutigem Stand angewendet wird bzw. deren Ergebnisse systematisch in die Trainingsanpassung umgesetzt werden. Zugegeben Langsprint, aber über die 400 m Frauen beispielsweise lässt der Abstand zur internationalen Spitze und das regelmäßige "Sterben" auf den letzten 100 m doch vermuten, dass hier noch einiges zu tun ist.
Beste Grüße zum Abend
Tom

