25.07.2023, 09:51
(25.07.2023, 09:24)siebenschläfer schrieb:Was du beschreibst funktioniert aber nur dann gut, wenn die Trainer den sntsprechenden organisatorischen Mehraufwand leisen können. Und an einem gewissen Niveau sollten sie schon auch beim Training regelmäßig dabei sein. Es ist ja ein Luxus im Lauf, dass vieles auch alleine geht. Im Speerwurf würde keiner auf die Idee kommen.(25.07.2023, 08:22)Reichtathletik schrieb:Naja, ich habe wirklich an keiner Stelle die Meetings kritisiert. Ich bin selbst regelmäßig in Pfungstadt und ein absoluter Unterstützer von Events wie dort! Ich kritisiere die vermeintliche Einstellung einiger Athleten, vornehmlich zu Events zu gehen, wo sie wissen, dass alles für sie bereitet wird.(25.07.2023, 08:15)longbottom schrieb:Sehr viel Agreement dazu. Pfungstadt und Karlsruhe sind toptoptop und wir dürfen sehr dankbar sein. Bezeichnend übrigens, dass sie NICHT auf verbandsinitiativen zurückgehen, sondern auf Verrückte "vor Ort" in eben jenen Vereinen, die zuvor in einem Post hier noch kritisiert wurden. Ich denke, sowas gilt es viel mehr zu stärken.(24.07.2023, 16:53)siebenschläfer schrieb: Darf ich dich denn fragen, was du für Schwachstellen im deutschen Mittelstrecken-System siehst?
Du darfst fragen, aber ich kann Dir das nicht beantworten, weil mir dazu der Einblick fehlt und zwar sowohl ins deutsche System als auch in das z.B. der Briten, um es vergleichen zu können. Deshalb habe ich nur zu dem Bereich was geschrieben, wo ich glaube, mich zu äußern zu können, nämlich dass es nicht ganz so einfach ist, sich sein Wettkampfprogramm zusammenzustellen, und das zumindest die schnellsten deutschen Athleten auf den Mittelstrecken das durchaus "bunt" gemacht haben.
Ich finde die unterschwellig hervorstechende Kritik an deutschen Meetings davon abgesehen auch nicht wirklich zielführend. Wir sollten froh sein, Meetings wie Pfungstadt zu haben, bei denen, wie runner zurecht geschrieben hat, auch die internationale Besetzung gut ist. Es sind schon genug deutsche Meetings "gestorben", und es hilft den Sportfesten nicht, wenn diejenigen, die wir noch haben, von deutschen Startern ignoriert werden, die dann stattdessen im Ausland bei mehr oder weniger gleichwertigen Meetings starten. Der durchschnittlich interessierte Fan zahlt sein Eintrittsgeld nämlich auch mal gerne für den einen oder anderen einheimischen Athleten, und das nicht nur in Deutschland sondern überall. Ich glaube auch nicht, dass es der Breite helfen würde, wenn es innerhalb Deutschlands noch weniger Startmöglichkeiten gibt,
Ich bin zwar nachwievor der Meinung, es wäre gut wenn unsere Mittelstreckler AUCH Meisterschaftsrennen häufiger machen (was spricht eigentlich dagegen, dass die Besten auch an Nord-, Süd-, West-, Mitteldeutschen teilnehmen?).
Zum Thema: feste Trainingszeit, Mitgliedsbeitrag. Da bin ich sehr anderer Meinung. Ein klein bisschen Verbindlichkeit darf es schon sein. Die Mentalität: Ich will dann trainieren, wenn es mir passt und mich nicht danach richten, wann der rest der Gruppe oder der Trainer da ist und ich möchte eine Sportstätte nutzen, obwohl ich nichts dafür zahle ist in meinen Augen ein Grund dafür, weshalb wir uns schwer tun, Leistungssport bei jungen Leuten umzusetzen. In manchen Großstädten ist der organisierte Sport mittlerweile so schwach geworden, dass er Stadien für Adidas-Runners- und Betriiebssportgruppen der Welt öffnen muss und nicht wirklich wertschätzende Leistungssport-Atmosphäre hat (ich sag nur papendal)
Und zu dem Punkt mit der Verbindlichkeit kann ich nur intensiv widersprechen. Es mag sein, dass einige damit gut zurecht kommen, aber: Die Verbindlichkeit in vielen Vereinen erschwert den Einstieg in den Sport unnötig und hat nichts damit zu tun wie leidenschaftlich, oder intensiv man einen Sport betreiben möchte. Ich glaube die Lebensrealität ganz vieler Menschen ist eben nicht mehr, dass man von 8 bis 17 Uhr arbeitet und danach ins Training gehen kann. Und ich glaube das Sterben der Sportvereine, das du ja selbst beschreibst hat eben zum großen Teil mit diesen starren Strukturen zu tun. Ich denke auch, dass Training mit einer Gruppe helfen kann und in der Regel besser und motivierender ist, das heißt aber nicht, dass immer jeder unbedingt vor Ort sein muss. Man kann ein Trainingsprogramm in Absprache mit einem Trainer auch mal zu anderen Zeiten und an anderen Orten wunderbar verfolgen.
Die meisten Sportplätze in Frankfurt sind z.B. öffentlich zugänglich, kostenlos, das kann sich eine Stadt auch leisten. Und ich sehe hier mehr Leute trainieren, als in anderen Städten, wo nur Sportvereine, die den Platz gebucht haben drauf dürfen. Und auch mit vielen Leuten kann man gut auf einer Bahn trainieren, wenn man gegenseitig auf sich Acht gibt. Für wirklichen Leistungssport gibt es dann einige wenige Plätze, die eben nicht öffentlich sind.
Alternativen sieht man in anderen Ländern: Australien hat z.B. im ganzen Land vermutlich gerade mal so viele Bahnen wie in Berlin und Frankfurt zusammen genommen. Wenn man die Bahnen nutzt, zahlt man eben einen kleinen Beitrag, wie wenn man ins Schwimmbad geht. Das funktioniert wunderbar.
Wenn der Sportverein zu jeder Lebensrealität passen soll, flexibel und immer da, wird er eigentlich entsprechnd teurer. Wie soll jemand ernsthaft betreut um 14 Uhr trainieren, wenn der Trainer einen anderen Job hat und erst um 18 Uhr kann.
Ich wehre mich auch ein bisschen dagegen, weil ich denke dass für wahren Leistungssport – und um den geht es hier in der Diskussion ja eigentlich – Sportler ihr Leben dem Sport anpassen müssen und den Alltag ums Training gestalten. Wir erleben aber immer mehr, dass selbst DM-Teilnehmer von Trainer und Verein erwarten, dass der Sport auf ihr Leben angepasst wird, am besten auch noch die Wettkämpfe, damit man Leistungssport machen kann und gleichzeitig kein Familienfest verpasst, die günstigsten Urlaubs-Tarif bekommt und noch ein weiteres regelmäßiges Hobby in die Woche passt.