(12.09.2020, 20:59)Robb schrieb:Ich denke wir kommen nicht zusammen. Meiner Meinung nach verallgemeinerst du zu stark, weil du mit der Situation in einigen Disziplinen unzufrieden bist. Wenn man die Gesamtsituation betrachtet, kann man mMn nur zu dem Schluss kommen, dass die deutsche Leichtathletik insgesamt ordentlich dasteht (Im Vergleich zu anderen Nationen und zu den letzten Jahren). Ich denke bei deiner Erwartungshaltung kannst du nur enttäuscht werden, unabhängig davon welches Land (USA eventuell ausgenommen) du betrachtest. Es stimmt definitv, dass in einigen Disziplinen etwas falsch gelaufen ist/falsch läuft, aber es gibt in jedem Land der Welt "tote" Disziplinen.(12.09.2020, 20:35)Nanobot schrieb: Die Situation ist aktuell wie sie ist ...Mir wärs lieber, wir hätten ein paar Weltklasse-Athleten mehr und scheinbar auch bessere Trainer in immer mehr Disziplinen.
Wäre es dir lieber wenn man keine Talente hätte?
Bestimmte Entwicklungen wurden verschlafen, aber daran kann man jetzt nichts mehr ändern, man kann nur noch versuchen es in Zukunft besser zu machen...
Ist ja schön, dass wir in manchen Disziplinen wie Speerwerfen M Spitze sind, aber die Frage muß sein, wo wurde was verschlafen. Warum entwickeln sich zuviele Talente nicht, warum sind wir im Hammerwerfen Kreisklasse? Was machen z.B. die Polen besser? Die Situation über 400m ist ja nicht temporär, das ist seit Schultz und Breuer so. 15 Jahre ohne das auch nur EIN Deutscher in die Nähe der 45s läuft, das kanns doch nicht sein. Ich hatte mal ne Statistik gepostet, die dürfte noch aktuell sein: Seit 1990 liefen 17 Briten die 400m unter 45s und EIN Deutscher. Deutlicher kann man nicht machen, dass bei uns was grundsätzlich falsch läuft.
Kugelstoßen der Männer:
Briten über 19 m in den letzten 10 Jahren: 3
Deutsche über 19 m alleine im Jahr 2019: 10 (2010 waren es übrigens noch 7)
Speerwurf der Männer:
Briten über 80 m in den letzten 10 Jahren: 3
Deutsche über 80 m alleine im Jahr 2019: 5
Stabhochsprung der Männer:
Briten über 5.70/5.80 m in den letzten 10 Jahren: 4/2
Deutsche über 5.70/5.80 m in den letzten 10 Jahren: 12/6
Natürlich liegt der folgende Gedankengang nahe:
Fehlende Weltklasse in einer bestimmten Disziplin -> Fehlendes Know-how in dieser Disziplin -> Know-how in dieser Disziplin "einkaufen" (Kubanische Trainer im Weit-/Dreisprung, ukrainische Trainer im Hochsprung, amerikanische Trainer im Stabhochsprung/Kugelstoßen, polnische/ungarische Trainer im Hammerwurf)
Wenn es so einfach wäre, hätten aber wohl nicht alle Nationen das gleiche Problem in der einen oder anderen Disziplin. Der aktuelle Ansatz (Den man eventuell noch weiter fördern sollte) ist wohl, dass (Wenn man das Know-how nicht nach Deutschland holen kann) man die Athleten zu den Trainern (USA) mit Know-how schickt. Das ist natürlich keine schöne Lösung, aber wenn sie zu Weltklasseathlen führt, wäre es immerhin ein erster Schritt. Eventuell liegt die Lösung zumindest vorläufig darin den Athleten mehr Freiheit bei der Trainerwahl zu geben bzw. sie dabei zu unterstützen sich den für sie persönlich optimalen Trainer (Nofalls im Ausland) zu suchen.
Zu den 400 m der Männer:
2020: 0 Briten unter 45 s
2019: 0 Briten unter 45 s
2018: 1 Brite unter 45 s (Hudson-Smith)
2017: 1 Brite unter 45 s (Hudson-Smith)
2016: 1 Brite unter 45 s (Hudson-Smith)
In den letzten 5 Jahren ist also genau 1 Brite unter 45 s gelaufen.
Ist das immer noch deutlich besser als in Deutschland? Ja.
Ist das deutlich schlechter als bei den Briten selbst in früheren Jahren? Ja.
Spricht das dafür, dass die Briten ein Patentrezept für 44 s Läufer haben? Nein.
Ist man mit diesen Zeiten auf Weltniveau konkurrenzfähig (Top 8)? Eher nein.