(22.12.2018, 14:02)Javeling schrieb: Allerdings fehlen gezielte Hinweise, wie die 'multifaktoriellen' Ursachen erkannt bzw. beseitigt werden können /könnten. Wann muss man z.B. anfangen, um diese Schädigungsfaktoren zu verhindern ?
Wenn man Fehler orten will, muss man die Normwerte kennen, die auch immer einen gewissen Spielraum haben. Ich habe meine Athletinnen und Athleten immer ganz genau angesehen. Jede/r hat irgendeinen Befund: Plattfuß, Senkfuß, Valgus- oder Varusformen... Die Varusformen im Fußball sind meistens antrainiert, weil z.B. der m. gracilis einen enormen Zug ausübt und kontrahiert und gespannt ist. So kommt bei mir jede Dysbalance auf den Prüfstand und unter ein besonderes Übungspotential.
Bei der Achillessehne gibt es einen Mechanismus, der gewebemäßig schwierig von außen zu orten ist. Das Bindegewebe bildet sich teilweise unmerklich um, weil es nicht richtig belastet wird. Gewebe reagiert auf falschen Zug und Druck mit Gewebeumbildungen, die oft rissfreudig werden. Dazu muss man wissen, dass die Ausgangslage eher eine Supinationseinwirkung ist. Wird aber in der Peakbelastung eine Pronationsstellung gezeigt, kann man die Uhr danach stellen, wann die Achillessehne Auswirkungen zeigt. Oft manifestieren sie sich zunächst in der Wade wie bei J. Oeser z.B.. Es zeigt sich dann eine sehr spezielle Form der Faszienschädigung. Es gehen dann Behandlungen manchmal an diesen Tatbeständen vorbei, weil man ungenau sichtet.
Die einzelnen Achillessehnenanteile bedürfen einer genauen Betrachtung, vor allem auch das Lombardsche Paradoxon in diesem Bereich, auch die zumutbaren Geschwindigkeiten in den einzelnen Phasen... Die Achillessehnenrisse kommen beim Hochsprung nicht von ungefähr. Ich hatte letztens noch einen deutschen Springer im Fokus und war nicht gerade begeistert.
Zitat:Nicht alle Schädigungen ab Kindesalter sind aufgrund von falschen Trainingsprogrammen aufgetreten. Wann sollen denn die Untersuchungen der 'vulnerablen Sachen' beginnen ? Da man Kinder /Jugendliche nicht jahrelang kasernieren kann, diese auch noch ein Privatleben haben, sind derartige zeitaufwändige Untersuchungen wohl gar nicht möglich. Wer trägt die enormen Kosten ? Es müssten ja 'rund um die Uhr' alle potentiellen Nachwuchs-Leistungssportler kontrolliert, alle Trainingsprogramme auf jeden einzelnen Athleten abgestimmt werden, die schulischen und beruflichen Ausbildungen von speziellen Fachkräften begleitet werden. Ich glaube, dass Ihre z.T. berechtigten Argumente in der Praxis nicht durchführbar sind.
Heinz Engels, Mainz
Früher hatte man Schul-Zahnärzte. Was spricht prophylaktisch gegen orthopädische Eingangsuntersuchungen in den Schulen in frühen Jahren schon, die das Übel im Keim ersticken helfen können? Das ist billiger als spätere Operationen.
Die Heimtrainer potentieller Nachwuchs-Leistungssportler sollten von guten Orthopäden auf Schwachstellen und enorme Defizite hingewiesen werden. Zudem sollten die Heimtrainer anatomisch funktionell geschult werden. Statt der Gewichthebertrainer würde ich mal andere Fachleute einladen. Es würde folglich eine Umstrukturierung der Mittel und Personen stattfinden, keine Mehrbelastungen.
Gertrud