[Jo498]

Im Turnen, Eiskunstlauf usw. muss man mit Kindern leistungssportlich anfangen oder auf internationale Präsenz verzichten. Ob das kindgerecht ist, ist eine andere Frage.

In der LA muss man es nicht. Im Gegenteil gibt es in manchen Disziplinen sogar Fehlanreize weil vor/in der Pubertät durch unterschiedlich schnelles Wachstum manche Kinder/Teenager viel besser scheinen als ihrem mittel- und langfristigen Potential entspricht. Vgl. die zahlreichen Hochspringerinnen, die nie höher kamen als mit 16 oder viele Teenager-Laufwunder. -> Wunderkinder-Thread

[Gertrud]


 
Auch Armand Duplantis hat das Stabhochspringen schon sehr früh erlernt. Ich glaube aber, dass der Vater ihn auch rundherum trainiert hat.
https://www.youtube.com/watch?v=guSvVZ-3BrM

Gertrud

[frontrunner800]

https://www.leichtathletik.de/news/news/...-laufstar/

[frontrunner800]

Auf youtube eine mehrstündige Doku über die Ingebrigtsens
https://www.youtube.com/watch?v=Qhsk3lnlkSg

[frontrunner800]

https://www.youtube.com/watch?v=5DUK8lo9AT0

[Gertrud]

Ich glaube kaum, dass sich Gjert Ingebrigtsen in irgendeiner Form Vorschriften machen lässt. Er macht anscheinend im Verbund mit seinen Zubringern (auch universitär), was er für richtig hält. Wäre er hier in Deutschland im 400m-Bereich tätig, brauchten wir uns keine Sorgen zu machen.  ‌Er hat seine Philosophie immer wieder überdacht und überarbeitet. Er schließt Fehler konsequent aus. Genauso arbeite ich im Krafttrainingsbereich. Irgendwann kann man dann mit dem Verbands-Mainstream nicht mehr kooperieren. Ich kenne einen Wissenschaftler (nicht persönlich), der still im Verborgenen auf dem Bereich enorm arbeitet, den so gut wie keiner anzapft. Solche "Exoten"/Exoten/Außenseiter braucht man aber, um auf die Geheimnisse zu kommen.

https://www.nzz.ch/sport/familien-ag-der...ld.1410023
Er macht, was er für richtig hält. Da wäre ich gespannt, wenn er als Deutscher dem DLV untergeordnet wäre. Ich bin mir hundertprozentig sicher, dass er sich die Universität aussuchte, die seiner Ansicht nach die beste wäre und ansonsten seine Ideen ohne DLV-Reglement umsetzte. 

Über solche Konstrukte sollte der DLV auch mal nachdenken und darüber, warum einige Disziplinen so verheerend in den Leistungen und Verletzungen sind. Wir wollen alle auch den Erfolg des Verbandes - nur eben auf unterschiedlichen Wegen. 

Gertrud

[Drizzt]

Ich zitiere mal aus dem Text "Und als er sich 2016 früh in der Saison verletzte, zwang ihn der Vater, trotzdem zu trainieren. «Ich habe damals Dinge getan, die für mich als Vater völlig inakzeptabel waren», sagt Gjert Ingebrigtsen.".

Da muss dir doch das Herz bluten, Gertrud, oder?

[Gertrud]

Ich zitiere mal aus dem Text "Und als er sich 2016 früh in der Saison verletzte, zwang ihn der Vater, trotzdem zu trainieren. «Ich habe damals Dinge getan, die für mich als Vater völlig inakzeptabel waren», sagt Gjert Ingebrigtsen.".

Da muss dir doch das Herz bluten, Gertrud, oder?

Auch Zwang geht für mich gar nicht. Man muss es schon mit dem Herzen tun. Wenn einer verletzt ist, kann er trotzdem Körperteile trainieren, die nicht verletzt sind. Ausweichprogramme halte ich für machbar. Ich halte es aber für grob fahrlässig, verletzte Körperregionen zu trainieren. Man zahlt dabei im Endeffekt immer drauf.

Gertrud

[dominikk85]

"Eltern Coaches" sind halt oft an der Grenze. Teilweise sehr erfolgreich (wie Richard williams oder Onkel Nadal), aber oft sind das auch einfach narzisstische Idioten  die durch ihre Kinder leben und diese körperlich und seelisch missbrauchen. Teilweise ist es auch beides und die Grenze fließend.

der schlimmste Fall ist sicher der fottballer todd marinovich 
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Todd_Marinovich

aber auch erfolgreiche Sportler wie Agassi berichten davon ihre Kindheit deshalb gehasst zu haben.

wo giert I. In den Spektrum einzuordnen ist kann ich nicht sagen, er hat sicher eine erstaunliche Expertise erworben und macht viel richtig, aber es gibt eben auch überehrgeizige Eltern die ihre Machtposition und die emotionale Bindung ausnutzen um ihre Kinder zum Sieg zu Peitschen.

[Gertrud]

Ich konnte früher überhaupt nicht verstehen, dass ein Jugendlicher z.B. sein Talent in der Leichtathletik nicht auswirtschaften wollte. Heute mache ich auf Talent aufmerksam, erwarte aber nicht, dass man das auch einsetzen muss. Natürlich bin ich traurig, wenn ein Hochbegabter in der Leichtathletik sein Talent nicht oder nur zu einem geringen Prozentsatz nutzt.  

Ich selbst war hinsichtlich Schnelligkeit auf engstem Raum immer sehr stark, war aber durch meine Körpergröße limitiert. Ich hatte das große Glück, dass meine Mutter, meine Schwägerin und mein Bruder mein Hobby total unterstützt haben. Mein Bruder hat mir Kraftgeräte konstruiert, meinen eigenen Kugelstoßkreis gegenüber unserem Haus auf einem Nachbargrundstück gebaut. Ich bin morgens in Köln vor dem Studium in aller Herrgottsfrühe aufgestanden und habe in einem nahen Keller (10DM Anerkennungsgebühr in den 60er Jahren!) gehantelt. Ich hatte und habe dieses Sportgen bis heute. Heute würde ich nicht mehr in der Leichtathletik, sondern im Frauenfußball landen. Da bin ich mir sehr sicher. 

Was ich noch als sehr unterstützend in der Talentauswirtschaftung betrachte, ist ein unheimlicher Fundus an interessanten Übungen. Nichts ist so schlimm wie Monotonie im Training. Das heißt permanente Fortbildung - vornehmlich auch autodidaktisch. Ich forme Übungen stark nach neuen Erkenntnissen um. 

Ich höre oft bei Eltern: "Wir meinen es doch nur gut mit unseren Kindern." Treffen sie aber mit ihren Vorstellungen auch die der Kinder. Jeder Mensch ist auf andere Art und Weise glücklich. Ich maße mir nicht an, meine Liebe zum Sport auf jedes Talent zu projizieren. Natürlich denke ich dann, dass eigentlich oft die falschen Menschen mit sportlichem Top-Talent gesegnet sind. Auf der anderen Seite hat ein sehr talentiertes Kind bei den Ingebrigtsen kaum eine Chance, sich anderen Dingen und vielleicht auch Talenten zu widmen. Ich selbst schätze heute nicht nur das Durchgetaktete, sondern auch ganz stark die Freiheit der Kreativität, die für mich höchstes persönliches Glück bedeutet. Ich wende mich hart gegen jede Art von persönlicher Reglementierung. Ich schätze angstfreie Räume sehr, wo sich Dinge entfalten können. 

Gertrud