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Normale Version: Veraltete Leichtathletik
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Ich wage noch einmal die Frage anzubringen: Warum soll die Leichtathletik “interessanter“ werden und vor allem für WEN? Wer ehrlich ist, der muss eingestehen, dass es hier nur um die mediale Verwertung geht – hier soll MEHR Geld verdient werden. Ich bin insofern ein Kritiker dieses unbedingten Veränderungswillens weil er nämlich gleich mehrere Gefahren birgt:
 
-    im Vordergrund steht für die mediale Präsenz nicht mehr der Sport, sondern das Spektakel (man muss sich nur die “Rundumversorgung mit Fußballbeiwerk“ anschauen und erkennt, dass die LA hier nur verlieren kann > sie ist nun mal eine Sommersportart, trotz Halle)
-    Die LA konkurriert in der Berichterstattung mit immer mehr “Trendsportarten“ (die zum großen Teil nur dem Verkaufszweck dienen, sei es Sportgerät oder “Sponsorendrinks“ – ist eine “Red-Bull-Leichtathletik“ das Ziel?)
-    Die Sportart wird noch mehr / ausschließlich an den Bedürfnissen der Fernsehsender ausgerichtet, dafür dürfen die Athleten dann unter Umständen gern um 22.00 zum Sprint antreten (nicht gerade leistungsförderlich und für die Masse der Sporttreibenden undenkbar), die Hammerwerfer dafür um 9.00 morgens auf “irgendeiner“ Wiese
-    Wenn das Spektakel mangels messbarer Leistung (!! Wir sind nicht beim Fußball, schönreden ist nicht…) nur auf maues Zuschauerinteresse trifft, erlauben wir dann irgendwann die “Leistungssubstitution“
-    Die “kernsportlichste“ aller olympischen Sportarten ist nicht in Beton gegossen, dennoch findet sie überall auf der Welt noch teilweise zu Bedingungen wie vor 100 Jahren statt, aber es gibt bereits technische Entwicklungen die es vielen Ländern schwer machen internationale Standards zu erreichen (Technik, Gerätschaften, Anlagen)

Einbeziehen in die Überlegungen sollten wir auch die Frage: Wer und wie viele profitieren von den Änderungen? Eine ganz kleine sportliche Elite, definitiv mehr Funktionäre, vor allem die Medien. Vorbilder stärken eine Sportart weil Kinder diese Identifikation suchen, wenn wir die Sportart “umbauen“ die Helden aber ausbleiben, sind die Schritte reversibel (wir “jammern“ derzeit ja gerade über den massiven Stadionabbau / -umbau unter dem besonders die LA leidet) Die Sportart selbst ist robust, einzig ihre Vermarktung ist es nicht im gleichen Maße, weil die Medien sich massiv geändert haben, weil immer neue “Trendsportarten“ generiert werden, weil die Lobbyarbeit anderer Sportarten (vornehmlich Fußball) auf starke politische Rückendeckung hoffen kann (Wähler, aber auch wirtschaftliche Interessen…)

Wer Veränderungen möchte sollte sich fragen, wie soll die LA in 30 Jahren aussehen? Trikots mit federleichten Displays als Startnummern, die Werbeeinblendungen erlauben (davon profitieren dann die Langstreckler, also wäre Atanvarno dafür Wink ), Windgeneratoren die immer die erlaubten 2m Rückenwind erzeugen, Zwischenprämien die auf Knopfdruck durch Zuschauervoting vergeben werden, der Einsatz neuer Materialien und Techniken (z.B. beim Schuhwerk) weil die alten Rekorde “fallen müssen“.

Ich hätte noch eine Menge Ideen, die meisten gefallen mir eher nicht – vielleicht wird ein Roman daraus Wink
Natürlich zählt Biathlon als Sportart, die es erfolgreich geschafft hat sich zu reformieren. Wahrscheinlich muss man da auch Skispringen dazu zählen, auch wenn das naturgemäß niemals ein "Breitensport" werden kann, noch weniger als Biathlon. Für mich als Nicht-Volleyballer ist auch diese Sportart deutlich attraktiver, weil transparenter geworden, die Aktiven und von daher Betroffenen mögen das naturgemäß anders sehen.

Zu dem was lor-olli schreibt: Ja, in diese Richtung wird es wohl gehen und vielleicht auch gehen müssen.
Für mich als Fan muss sich an der LA an sich genau gar nix ändern. Im Internetzeitalter kann ich mir ja zu 99% während der Großveranstaltungen mein eigenes Programm basteln und bei den Streams sind oft sogar noch die Kommentatoren besser/sachkundiger.
Aber die medialen Vermarkter (von mir aus Profiteure) jetzt nur und einseitig in die "böse Ecke" stellen ist mir auch zu einseitig gedacht. Es ist ja nunmal Fakt, dass immer mehr Stadien und damit leichtathletische Infrastruktur verschwinden, Nachwuchsgewinnung, zumindest hier in Zweibrücken (ist glaube ich immer noch Olympiastützpunkt) immer schwieriger wird usw. DAS ist eben mein Problem, dass die LA einfach im Moment in einer Nische ein Schattendasein fristet, aus dem ich sie gerne heraustreten sähe. Mein erster Gedanke dazu ist, dass dies mit mehr "Spektakel" also Vermarktung möglich sein könnte. Dies dann nicht zu Lasten des Sports und vor allem der Athleten gehen zu lassen wäre dann halt die Krux.
Deshalb ja auch mein Gedanke, die Techniker zukünftig Mann gegen Mann antreten zu lassen, anstatt in einem abstrakteren Rahmen. Ob dies dann hilfreich wäre oder die LA auf Sicht nur noch aus Kurz- und allenfalls noch Mittelstreckenläufen bestehen würde? Keine Ahnung, aber es sind ja auch nur Denkanstöße
Zum Thema Attraktivität müsste man erstmal analysieren, was die Zuschauer eigentlich wollen, was schon mit der Frage anfängt "was ist ein Zuschauer?". Die LA-Interessierten wären vermutlich zufrieden, wenn alles (weitgehend) so bleibt wie es immer war. Aber die Gelegenheits-Zuschauer wollen vermutlich in erster Linie "Emotionen". Man kann ja selbst bei den Fußball-Übertragungen sehen, dass die Öffis eher auf die Gelegenheits-Zuschauer abzielen und sich scheuen, auch nur ein bisschen ins Detail über Taktik oder Technik zu gehen (höchstens mal kurz in der Halbzeitpause, aber bitte bitte nicht während des Spiels, da sollen nur Emotionen angesprochen werden - am besten heulende Zuschauer und schreiende Reporter).

Emotionen in der LA kriegt man z.B. nicht hin, wenn der Zuschauer die Athleten nicht kennt. Und kennen lernen kann er sie nur, wenn sie entweder schon bekannt sind (Stars, die dann mit Home-Stories, wird ja schon bis zum Erbrechen gemacht), oder wenn er sie im Wettkampf kennenlernt. Das funktioniert wirklich gut beim Mehrkampf, finde ich. Die Athleten zeigen Stärken, Schwächen, der Zuschauer mag sie oder auch nicht, das ganze kann sich entwickeln. Das funktioniert auch einigermaßen über mehrere Versuche in den technischen Disziplinen oder über Vor-, Zwischen-, Endlauf in den Sprints (wenn man sich jeweils die Zeit nähme, das tut natürlich auch der Gelegenheitszuschauer eher nicht), weniger gut über mehrere Runden in Ausdauer-Rennen. Schlecht für Emotionen sind z.B. leere Ränge und - ganz wichtig - langweilige Reporter. Inkompetente Reporter sind nicht ganz so schlimm, eher für die LA-Zuschauer als für die Gelegenheitszuschauer. Aber für Leute, die vielleicht in Zukunft öfter mal zusehen wollen, wäre ein kompetenter Kommentator ein absolutes Muss.

Was auch gut ankommt: Sightseeing beim Sport (Tour de France, Abfahrtsrennen). Das funktioniert gut beim Marathon, mit Abstrichen beim Gehen.

Rückschlüsse:
* gehen mehr Mehrkämpfe? Z.B. eine Goldmedaille im Sprint? (60m - 100m - 200 m - 400 m, möglicherweise mit Wahlmöglichkeit?), eine im Wurf, eine im Sprung, eine für Ausdauer?? Wäre das praktikabel?
* Events in die Städte (Kugel, Stabhoch, evtl. sogar Sprints?). Löst das "Leere Ränge"-Problem, und bringt ggf. Sightseeing-mäßig auch was.
* Spannungselemente (Spannung=Emotion) in den Abläufen hinzuzufügen wäre auch nicht schlecht, Vorschläge gibt's ja einige. (Übrigens könnte man beim Zehnkampf die Reihenfolge ändern, z.B. 1500 auf das Ende von Tag 1, die 400 dorthin wo der Stabhochsprung ist und dann Stabhoch ans Ende. Dort dann gerne mit einer Art "Gundersen-Stabhoch", nach dem Motto "jetzt liegen 8500 Punkte auf", was für den einen dann 4,60 ist, für den anderen vielleicht 5,30. Weiß nicht recht, was das kräftemäßig für die Athleten bedeuten würde...)
* gute Reporter, keine Platzhirsche. Mir schwebt durchaus sowas vor wie Heinrich/Thiele, nur mit Kompetenz. Ich glaube übrigens, dass auch Gelegenheitszuschauer kompetente Kommentare - auch zu Details - durchaus zu schätzen wüssten.

Sowas muss man doch mal analysieren können, bei mir kommt das ja jetzt auch alles nur aus dem Bauch.
(25.08.2014, 10:29)Peter II schrieb: [ -> ]Emotionen in der LA kriegt man z.B. nicht hin, wenn der Zuschauer die Athleten nicht kennt. Und kennen lernen kann er sie nur, wenn sie entweder schon bekannt sind (Stars, die dann mit Home-Stories, wird ja schon bis zum Erbrechen gemacht), oder wenn er sie im Wettkampf kennenlernt.

Für mich würde das heissen, die Athleten treten - wie im Skiweltcup, im Skispringen, usw. - wöchentlich gegeneinander an, allenfalls auch in wechselnden Disziplinen (z.B. Laufdistanzen). Das heisst eben, allenfalls die Disziplinenanzahl reduzieren, sicher aber dafür sorgen, dass die Stars sich nicht ständig aus dem Weg gehen.
Ich bin der gleichen Meinung wie Sebastian, Peter II ---> für mich braucht sich an der LA nichts verändern.
Und da wir immer stärker im Schatten der Fußballer und deren Anhänger (!) stehen werden, sollten wir uns mit unserem Los zufrieden geben; DIGELs und Th. Zacharias' abwegigen Modernisierungsvorschläge sind "für die Tonne" - um GERTRUDEs Lieblingsabwertung zu gebrauchen.

Wir sollten uns mit den persönlichen Besuchen bei unseren DM und Großveranstaltungen begnügen. Sleepy

H. Klimmer / sen. 
Ich weiß nicht ob ich mich so unklar ausgedrückt habe?
Mir geht es nicht darum Veränderungen zu verteufeln oder zu fordern, ich plädiere für ein strategisches und längerfristiges Denken, dazu gehört auch sich der oft sich nicht immer einfach abzeichnenden Konsequenzen bewusst zu sein. Einen gangbaren Weg geht man z.B. in der DiamondLeague, wer am Ende erfolgreich sein will muss antreten - "Rosinenpickerei" ist dann schwierig. Aber man hat die Sportart / Diziplinen als solche überhaupt nicht verändert.

Zumindest die sportliche Elite, die in der Regel den Sport als Hauptberuf betreibt, kann man realtiv einfach "verdonnern", aber die reinen Amateure wechseln bei "Zumutungen" einfach die Diziplin, Leichtathleten bieten oft beste Voraussetzungen auch für andere Sportarten. (Ich kenne jugendliche Sprinter die zum Fußball abgewandert sind, andere zu den Triathleten, zwei Hochspringer spielen jetzt Basketball, da sind heute die Alternativen vielfältiger als früher).

Es gilt ein Gleichgewicht zu erzielen: Vorbilder, "Helden" die auch gutes Geld verdienen dürfen / müssen um in der Spitze mitzuhalten (Berufssportler), ABER der Nachwuchs eifert den Vorbildern unter gänzlich anderen Voraussetzungen nach, dass muss berücksichtigt werden. Die Kommerzialisierung ist kein Allheilmittel, sie schafft Anhängigkeiten, Einbrüche können verheerende Wirkungen haben, auf der anderen Seite kann diese Abhängigkeit zum "Siegen um jeden Preis" verdonnern (Rad"sport", oder die "medizinische Diziplin" Raddoping?).

Jeder Berufssportart birgt Risiken, gesundheitlicher Art, unsauberer Machenschaften (Wettbetrug) oder organisierter Manipulationen (Doping im italienischen Fußball z.B.) und mehr. Die "Gefahr" in der Leichtathletik ist, dass sie eine absolute Vergleichbarkeit über Jahrzehnte hinweg zulässt. Gedopte Fußballer / Radsportler werden von der Geschichte weggewischt und verschwinden, die Rekorde die die "Pharmasportler" in der LA hinterlassen, wiegen auch viele jahre später noch nach. 

Es gilt hier nicht einem Trend (Medientrends haben eine Halbwertszeit die man in Monaten bemisst…) hinterherzujagen, sondern langfristig diesen Trend mitzugestalten. Die Straffung mancher Großveranstaltungen wird wohl nicht aufzuhalten sein, aber man kann durchaus auch Vor-  und Zwischenläufe z.B. durch Zeitendläufe (ruhig auch nach Vorleistungen) ersetzen, ohne den eigentlichen Charakter des Sports zu zerstören.

Ich habe keine Patentlösungen parat, aber wenn wir uns auf dem Weg begeben den z.B. politische Berater ihren Kandidaten mitgeben (nie gegen Trends / Stmmungen), bekommen wir Mittelmaß statt Spitzenleistungen, schöngeredete Leistungen statt schönen Leistungen...
an alle Gundersen-Befürworter:

mal eine einfache Frage:

was macht man, wenn ein Athlet im 1500m-Lauf nach Gundersen einen Fehlstart macht ?
Also z.B. nicht nach ausgerechneten 6 sec. nach dem 1. , sondern schon nach  5 sec. losläuft?
(26.08.2014, 11:56)gera schrieb: [ -> ]an alle Gundersen-Befürworter:

mal eine einfache Frage:

was macht man, wenn ein Athlet im 1500m-Lauf nach Gundersen einen Fehlstart macht ?
Also z.B. nicht nach ausgerechneten 6 sec. nach dem 1. , sondern schon nach  5 sec. losläuft?
Beim Biathlon/Langlauf gibt es dann halt Strafsekunden.
Die Wintersport-Fernsehübertragungen laufen eben auch deshalb so gut, weil sie im Winter stattfinden... Auch ich schaue mir das an trüben, kalten, regnerischen Tagen an... wenn einfach Sofa-Wetter istWink
(26.08.2014, 12:26)alex72 schrieb: [ -> ]
(26.08.2014, 11:56)gera schrieb: [ -> ]was macht man, wenn ein Athlet im 1500m-Lauf nach Gundersen einen Fehlstart macht ?
Also z.B. nicht nach ausgerechneten 6 sec. nach dem 1. , sondern schon nach  5 sec. losläuft?
Beim Biathlon/Langlauf gibt es dann halt Strafsekunden.
Dann wäre der Erste im Ziel eventuell nicht der Sieger. Wofür wollen die Befürworter nochmal Gunderson einführen Huh

Ich weise auch nochmal auf das Posting von kakadu im alten Forum hin

kakadu schrieb:Nehmen wir an, die Liniearisierung der Punkte wäre in den Griff zu kriegen, dann bleibt immernoch das Problem der genauen Startzeit und der Überrundungen.

Es gibt durchaus öfter sehr geringe Abstände zwischen den Athleten von nur wenigen Punkten. Wie sollen die im abschließenden Lauf gerecht gestartet werden? Beim Vorbild Biathlon gibt es am Start des Verfolgungsrennens keine 10/100s oder gar 1/100s sondern nur ganze Sekunden, die zwischen den Startern liegen. Wie will man das gerecht gestalten, wenn ein Läufer z.B. 3 Punkte Vorsprung hat?
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