(11.09.2015, 21:47)Hellmuth K l i m m e r schrieb: Frau Schäfer,
Sie lassen immer und immer wieder erkennen, dass Sie
- gegen Wissenstransfer/Gedankenaustausch unter Trainerkollegen
sind (höchstens noch bei Ihnen genehmen Personen);
Gegen Wissenstransfer sicherlich nicht, vor allem nicht auf internationaler Ebene. Das habe ich auf unseren Auslandstrips immer geschätzt. Was meinen Sie, woher HjH und ich unsere profunden Kenntnisse haben? Das war zu einer Zeit, als hier einige Sprinttrainer noch im Dornröschenschlaf waren. Ich habe diese Querdenker und nie den Mainstream geliebt. Ich war gerade immer an außergewöhnlichen Kenntnissen und Personen interessiert. Dieses "Schienendenken" und "Kollektivdenken" ist mir heute noch fremd. Da waren Sie in der DDR wirklich anders "gestrickt"! Und da sage ich dann: Jeder soll es so machen, wie er möchte. Ich bin kein Mensch für Vorschriften von oben. Ich schalte meinen eigenen Kopf ein, und das ist meinen Athletinnen und mir immer sehr gut bekommen. Ich komme z. B. sehr gut mit zwei Ex-DDR-Trainern zurecht.
Zitat:- und dass Sie deshalb auch generell gegen Traininingslager (Kienbaum, ...)
sind.
Das alles war in der DDR ganz anders. Man tauschte sich in den (Verbands-)Trainerkollektiven untereinander aus, nutzte die Erfahrungen der besten Trainer, "die Weisheit des Kollektivs".
(Ich persönlich profitierte als junger Trainer in Halle z.B. viel von meinem Kollegen, dem erfolgreichen Wurftrainer Lothar Hinz, der in der UdSSR studiert hatte und wohl schon dort das Erfahrungen Austauschen gelernt hatte.)
In Jena ging's vorwärts im Speerwurf mit den Erfahrungen eines Karl Hellmann; sein langdauerndes Wirken hatte vielleicht sogar Auswirkung auf den jungen Helge Zöllkau, damals Eleve, später nach seinem DHfK-Studium kurz Trainer in der Zeiss-Stadt.
H. Klimmer / sen.
Wenn z. B. ein Storl oder Harting Kienbaum bevorzugen, dann sollen sie das tun. Jeder soll das machen, wo er sich wohlfühlt. - Nein, ihre Aussage stimmt so nicht! Ich sprach von einem EX-DDR-Trainer, der super ist und nicht gerne in gemeinsame TL gefahren ist, aber dazu "verdonnert" worden ist.
Ich kann mich erinnern, dass gerade Karl Hellmann und eine andere Person aus dem Speerwurfbereich sich nicht gerade grün waren.
Ich bin immer sehr gerne mit Edward Harnes z. B. ins TL gefahren. Wir sind heute noch Freunde. Auch mit Wilfried Hurst habe ich mich sehr gut verstanden. Auch Karlheinz Steinmetz habe ich geschätzt. Ich bin gegen diese Massenveranstaltungen und gegen die generellen Pflichten. Wenn wir nach Estepona geflogen sind, hatten wir immer auch deutsche Begleitung.
Ich kann mich erinnern, gehört zu haben, dass auch in der DDR die Trainingswerte nicht immer ganz korrekt nach den Planwerten abgegeben worden sind. Ich bin sicher, das mal gehört zu haben. In der Hinsicht wäre ich voll auf Konfrontation gegangen, unabhängig von den Auswirkungen!!! Nach den Vorgaben hätte eine Sabine Braun gar nicht überlebt. Reißen und beidbeinige Tiefkniebeuge hätten sie nach einem Jahr zur Invalidin gemacht. Ein DDR-Trainer fragte mich nach Sabines Werten im Reißen. "Sie reißt nicht!" Welchen Wert hat sie in Kniebeugen? "Sie macht keine Kniebeugen!" "Ja, was macht sie denn?" Sehen Sie, so unterschiedlich waren die Systeme. Mich hat man hier als "Exotin" zugelassen! Ich lasse für andere und mich völlig unterschiedliche Wege offen. Kreativität schränkt nicht ein. Ich kooperiere nicht mit jedem, weil ich es als Zeitverschwendung ansehe, wenn ich merke, dass einer nicht richtig funktioniert. Das kann auch ein nach meiner Meinung unfähiger Bundestrainer sein. Auch davon gibt es aus meiner Sicht einige. Wenn er z. B. Athleten im gehobenen Segment trainiert und am Fließband Verletzungen produziert, kann man eine Kooperation knicken. Dazu stehe ich dann auch ganz massiv und nicht hinten herum.
Zitat:Alles ist eben eine Frage der Zwischenmenschlichkeit, letztlich der Moral.
Ihre Wertevorstellung muss nicht richtig sein und schon gar nicht auf mich zutreffen. In Ihnen sind die DDR-Strukturen noch unheimlich verwurzelt. Man denkt eben nicht außerhalb des Kollektivs - ich schon! Das macht den Unterschied. Wenn ich z. B. einer Steffi Nerius unter Helge Zöllkau den Erfolg nicht gegönnt hätte, hätte ich die Speere eher in die Tonne gekloppt. Das Gegenteil war der Fall. Die Kugeln sind - wie Sie wissen - nach Halle zu Gerd Böttcher gegangen.
Dann noch eine Anmerkung zum DDR-Wissenstransfer:
Saltin hat quasi die Muskelbiopsie erfunden, was auch der DDR nicht verborgen blieb. Man schickte Sportärzte der Leipziger Sporthochschule vorbei. Sie haben sich alles zeigen und erklären lassen. Seine Hoffnung auf eine Gegeneinladung oder Veröffentlichungen der Kollegen haben sich nie erfüllt. Solche Dinge würde ich niemals machen. Wer mir mal geholfen hat, kann mit Gegenleistung rechnen. So viel zur Moral!!! Versuchen Sie bitte, an Ihrer Differenzierungsfähigkeit zu arbeiten!
Gertrud