(28.07.2016, 10:18)Atanvarno schrieb:Rico Freimuth schrieb:Aktuell bin ich wieder gesund und kann gut durchtrainieren. Ich habe Schmerzen, kann aber alles machen.“Quelle
Oft ist es so, dass Athleten anklingende Schmerzen einfach unterschätzen, woraus sich dann auf einmal mehr entwickeln kann. Wer gute Traineraugen hat, wird bei Rico Freimuth sofort fündig. Ich hatte damals unmittelbar zwei Bilder von Rico Freimuth katalogisiert, die auf Trainingsfehlbelastungen hindeuten. Den gleichen Tatbestand erahne ich bei einer Siebenkämpferin, wo bisher noch keine Schmerzen vorhanden sind. Das tritt dann auf einmal plötzlich auf.
Im Fall Rico Freimuth hatte ich ein Impingement der Schulter vermutet. Eine Entzündung der Supraspinatussehne deutet auf diesen Tatbestand hin. Da er die Sache wahrscheinlich nicht von Haus aus hat, sind meistens Trainingsfehler (schlechte Trainingsübungsqualität, Überbelastung, fehlende Ausgleichsübungen) vorhanden. In einigen Fällen können auch anatomische Dispositionen der Grund sein, die sich anfangs nicht in Schmerzen äußern, sich aber auf Dauer bei bestimmten Bewegungen ganz unangenehm melden können.
Ich hatte einen Schüler, der relativ früh über Schulterprobleme bei ganz bestimmten Übungen im Medizinballwurfbereich (gängige Übungen für Gesunde) geklagt hat. Ich habe diese Übungen weggelassen, somit die Schmerzen umgangen, aber sein Leistungstraining nicht fortgesetzt. Meistens muss eine operative Korrektur der vohandenen Anomalie erfolgen, was ich bei dem Leistungsniveau nicht wollte. Schulter-Protektionsverfahren sind angesagt, die teilweise mit apparativen Hilfen erfolgen. Wer tief in die Materie eintaucht, hat als Trainer kaum ein Problem bei seinen Probanden in dieser Region. Gewusst wie??? Ganz entscheidend ist die Freiheit des Gelenkes und das nicht vorhandene Schlingern des Oberarmkopfes bei Übungen, die bei Nichtwissen der anatomischen Voraussetzungen bei vielen Übungen in diesem Fall immer wieder vorkommen.
Es wäre schon sehr gut, wenn man fortbildungsmäßig nicht nur in Zukunftsvisionen schwelgt, sondern das momentan vorhandene Wissen erst einmal anwendet. Die Zukunftsvisionen sind dann Sache der "ganz Verrückten"!!! Ich halte das stark geschulte Sehen und eine ganz ausgeprägte Diskussionskultur für unabdingbar, wenn wir relativ verletzungsfrei mit unseren Athleten operieren wollen. Als Trainer/in im Topbereich sollte man möglichst in der Lage sein, diese ankommenden Unterbrechungen zu erahnen und im Keim zu ersticken!!! Ich habe letztens bei einem unserer Spitzenwerfer eine Trainingsübung gesehen, die normalerweise in der Disziplin in der Position vorkommt, aber in einer um 90° gedrehten Position, so dass bei der Imitation erheblich größere Kräfte in einem bestimmten WS-Abschnitt entstanden und auf Dauer sicherlich Schäden erfolgen werden. Man muss sehr selbstkritisch in der Anwendung von Übungspotential sein und kann dann auch an den verträglichen Positionen ruhig sehr hoch im Kontext belasten. Da passiert dann normalerweise gar nichts.
Gertrud