[Robb]

Der DLV darf immer noch z.B. im Fall von Kwayie sagen: Du hast die internationalen Qualikriterien erfüllt, aber wir nehmen dich nur mit, wenn du im Kalenderjahr 2020 eine 11,25 läufst und damit die eigene DOSB-Norm erfüllst. Nichts anderes macht der Deutsche Schwimmverband seit Ewigkeiten (oder auch der DLV mit den verschärften Normen oder dem verkürzten Qualizeitraum).

Beim Schwimmen gibts aber keine zwei Quali-Möglichkeiten, das macht es ja so kompliziert. Kwayie läuft 2019 11.15, außerhalb des Qualizeitraums A des DLV. Die Bestätigungsnorm 11.25 schafft sie 2020 nicht, sie läuft aber gut genug, um sich mit den fünf besten Zeiten im Qualizeitraum B zu qualifizieren. Wie gehts dann weiter? Der DLV nominiert sie mit den 11.15, die er nicht anerkennt? Wenn er sie aber über die 11.15 nicht nominiert, bekommt sie von der IAAF keine Einladung über die fünf besten Zeiten, weil der Startplatz ja schon abgelehnt wurde. Direkt nominieren kann der DLV sie ja nur über die 11.15, über die fünf besten Zeiten muß er auf eine Einladung der IAAF warten, die aber nicht kommen wird, weil er sie eben über die 11.15 nicht nominiert hat.

[longbottom]

Also entweder siehst du das komplizierter, als es ist, oder ich verstehe deinen Punkt nicht. Der DLV muss sie ja nur nominieren bzw. vorschlagen und nicht argumentieren, über welches System er sie nominiert. Die werden intern diskutieren "ja oder nein" und das Ergebnis dann veröffentlichen. Sie müssen ja nicht der IAAF sagen: "Wir nominieren sie über die Weltrangliste und nicht wegen der 11,15."

[Robb]

Der DLV muß aber vorher Nominierungsrichtlinien veröffentlichen, in denen die Kriterien für eine Nominierung stehen. Er kann auch nicht entscheiden, über welches System er sie nominiert, das geht nur über die harten Normen. Nochmal zum Beispiel Kwayie: Sie läuft 11.15, aber 2019, was die IAAF als Erfüllung der harten Norm anerkennt, der DLV aber nicht. Falls Kwayie aber über ihre fünf besten Zeiten die Kriterien des DLV erfüllen würde, würde ihr das nichts bringen, weil sie von der IAAF keine Einladung erhält, denn eine Einladung bekommst du nur, wenn du die harte Norm nicht hast, aber in den Quali-Rankings gut genug platziert bist. Der DLV könnte sie nur über die 11.15 nominieren, die er aber als Normerfüllung nicht anerkennt.

[longbottom]

Ich habe mir jetzt zur Sicherheit noch einmal die Qualikriterien durchgelesen. Demnach wird die IAAF nach Ende des Qualizeitraums bekanntgeben, welche Athleten sich entweder über die Norm oder die Weltrangliste qualifiziert haben. Und dann können die nationalen Verbände entscheiden, wen sie von denen nominieren und wen nicht.

Egal ob Kwayie also dabei ist, weil sie einmal 11,15 gelaufen ist, oder weil sie in der Weltrangliste auf Platz 21 steht, DLV und DOSB können im gleichen Moment entscheiden: Wir nehmen sie mit oder nicht. Erst wenn die IAAF weiß, wie viele Startplätze nicht genutzt werden, können die nächsten der WRL als Nachrücker nominiert werden.

In dem von dir genannten Fall wäre es also unwichtig, worüber der DLV sie nominiert. Kwayie wäre die 11,15 gelaufen und steht dem DLV gleich zum Anfang zur Wahl. Dann kann der DLV nach seinen Kriterien entscheiden, ohne der IAAF den Grund zu nennen, warum man sie nun genau mitnimmt.

[Robb]

Nein, weil es eben kein entweder über die eine ODER die andere Liste gibt.
Die IAAF hat zwei Listen:

1. Athleten mit harter Norm (die können von ihren Verbänden nominiert werden).

2. Athleten ohne harte Norm die das Feld über ihr Ranking auffüllen (bei denen müssen die Verbände auf eine Einladung warten).

Was es nicht gibt, sind Athleten die in beiden Listen stehen, du bist ENTWEDER in Liste 1 oder 2. Falls der DLV also Kwayie nicht über Liste 1 nominiert, bekommt sie keine Einladung über Liste zwei. Anders wärs ja idiotisch, wieso sollte die IAAF einen Athleten einladen, der die harte Norm eh erfüllt hat, nur weil der DLV andere Kriterien hat. Dann müssten sie für 200 Länder die lokalen Richtlinien berücksichtigen.

[Jo498]

So pfuscht die IAAF aber den Verbänden in ihre Kriterien hinein.
Wenn die Amis die Relevanz ihrer Trials behalten wollen, kann es nur so laufen, wie longbottom beschreibt, oder?

Die Amis wollen die Top 3 der Trials nominieren, sofern diese die Supernorm erfüllen (wird bei denen zwar häufiger als beim DLV, aber auch nicht immer der Fall sein) ODER über die Liste qualifiziert wären.
D.h. wenn zB bei den US Trials 1. mit Supernorm, 2. und 3. ohne, 4. mit Supernorm (aus anderem WK) passiert, wäre das analog zu der "Kwayie-Situation", nur eben nicht aufgrund des Zeitraums, sondern aufgrund Trials-Plazierung. Trials-4. mit Supernorm soll nicht nominiert werden, sondern 2. und 3. über Liste.

[longbottom]

Das ist der relevante Abschnitt aus den Qualikriterien:

Following the end of the qualification period, the IAAF shall confirm the number of athletes having achieved the entry standard plus the approved unqualified athletes and shall subsequently determine the athletes qualified by virtue of their IAAF World Ranking position. The IAAF World Rankings for each event shall be published on the IAAF website on 1 July 2020. NOCs shall enter all athletes to Tokyo 2020 by the entries deadline of 6 July 2020.

Das beschreibt nur den Vorgang der IAAF, wie sie die qualifizierten Athleten ermitteln. Da heißt es nicht, dass die nationalen Verbände eine Gruppe von Athleten zuerst nominieren müssen. Es wird generell der 6. Juli für alle als Stichtag genannt.

[Robb]

So pfuscht die IAAF aber den Verbänden in ihre Kriterien hinein.
Wenn die Amis die Relevanz ihrer Trials behalten wollen, kann es nur so laufen, wie longbottom beschreibt, oder?

Die Amis wollen die Top 3 der Trials nominieren, sofern diese die Supernorm erfüllen (wird bei denen zwar häufiger als beim DLV, aber auch nicht immer der Fall sein) ODER über die Liste qualifiziert wären.
D.h. wenn zB bei den US Trials 1. mit Supernorm, 2. und 3. ohne, 4. mit Supernorm (aus anderem WK) passiert, wäre das analog zu der "Kwayie-Situation", nur eben nicht aufgrund des Zeitraums, sondern aufgrund Trials-Plazierung. Trials-4. mit Supernorm soll nicht nominiert werden, sondern 2. und 3. über Liste.


In den meisten Diszplinen werden die Amis keine Probleme mit der Supernorm haben, wer in den letzten 14 Monaten keine 10.05 lief, wird sich kaum bei den Trials qualifizieren. Aber in schwächeren Disziplinen müssen sie warten, das ist aber nicht Neues, gabs auch früher schon. Wenn ich mich richtig erinnere, hatte im Hammerwerfen der Männer für London 2017 kein Ami die Norm, deshalb konnten sie nicht direkt nach den Trials nominiert werden, das geschah erst, nachdem die IAAF sie als Auffüller eingeladen hatte.

[Atanvarno]

Nein, weil es eben kein entweder über die eine ODER die andere Liste gibt.
Die IAAF hat zwei Listen:

1. Athleten mit harter Norm (die können von ihren Verbänden nominiert werden).

2. Athleten ohne harte Norm die das Feld über ihr Ranking auffüllen (bei denen müssen die Verbände auf eine Einladung warten).

Was es nicht gibt, sind Athleten die in beiden Listen stehen, du bist ENTWEDER in Liste 1 oder 2. Falls der DLV also Kwayie nicht über Liste 1 nominiert, bekommt sie keine Einladung über Liste zwei. Anders wärs ja idiotisch, wieso sollte die IAAF einen Athleten einladen, der die harte Norm eh erfüllt hat, nur weil der DLV andere Kriterien hat. Dann müssten sie für 200 Länder die lokalen Richtlinien berücksichtigen.

Ich verstehe das Problem immer noch nicht. Zum Nominierungszeitpunkt weiß der DLV ob sie die DLV-Kritierien in 2020 erfüllt hat. Wenn dem so ist, meldet er sie mit der 11,15 aus dem letzten Jahr, dass er die intern für nicht nominierungsrelevant erachtet, ist ja egal.

In die Nominierungsrichtlinien schreibt man
a) der Athlet muss die DLV-Kriterien erfüllen
b) der Athlet muss gemäß IAAF-Kritierien nominierbar sein

[Robb]

Ich verstehe das Problem immer noch nicht. Zum Nominierungszeitpunkt weiß der DLV ob sie die DLV-Kritierien in 2020 erfüllt hat. Wenn dem so ist, meldet er sie mit der 11,15 aus dem letzten Jahr, dass er die intern für nicht nominierungsrelevant erachtet, ist ja egal.

In die Nominierungsrichtlinien schreibt man
a) der Athlet muss die DLV-Kriterien erfüllen
b) der Athlet muss gemäß IAAF-Kritierien nominierbar sein

Der DLV nominiert sie also auf Basis einer Leistung, die er nicht als Normerfüllung anerkennt? Glaubst du wirklich, dass das den Bürokraten beim DLV egal wäre?