02.04.2015, 17:55
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 02.04.2015, 18:00 von Hellmuth K l i m m e r.)
(31.03.2015, 22:34)Halloo schrieb: Ist schon seltsam, dass bisher in diesem (und im alten) Forum nichts über die Sprungart (Überkreuzschritt) von Beamon berichtet wurde.Meine Interpretation zu Beamon's vermeintlichem "Überkreuzschritt"
Wenn ich es richtig in Erinnnerung habe, waren bei B.B. sogar die beiden letzten Schritte überkreuz.
Ich bezweifele aber, dass diese Technik für alle Springer das Wahre ist.
Ich bleibe dabei, dass Beamon trotz dieser von der Norm abweichenden Technik so weit sprang, weil es seinem Typ entsprach ...
Das jetzt als das wirklich Optimale hinzustellen ?????
Ich bin im Besitz einer Bildreihe des Beamon-WR-Sprunges mit 45 Einzelbildern, aufgenommen mit einer 35-mm-Filmkamera (in Balkenhöhe, v. li.) Aufnahme: Dr. H.GUNDLACH / WZ des DVfL; 8.10.68; 15:40 h. Sie lässt zwar den s e h r langen l e t z t e n Schritt beim Rekordsprung erkennen, aber der vermeintliche "Überkreuzschritt" ist aus dieser Position nicht verifizierbar. Auch kenne ich keine Aufnahmen dieses Sprungs von vorn oder hinten, die das Nach-innen-Setzen des Sprungbeines zeigen.
Nach Beamon's Sprung gab es natürlich viele Biomechaniker und Sportwissenschaftler die "im Nachhinein" die Sprungweite "wissenschaftlich" erklärten. Die meisten Deutungsversuche trafen nicht wirklich den Kern, die Ursachen. Dabei lag das Einfache s o nahe.
Am besten erklärte wohl der (Deutsch-)Amerikaner Prof. Ernst JOKL (Lexington/Kentucky) bei einem Vortrag des Nationalen Verbandes der Psychologen am 10.4. 69 in Boston die Gründe:
Zusätzlich zu den anthropometrischen und Fähigkeitsvoraussetzungen, der (erstmaligen!) TARTAN-Anlaufbahn und dem 2250 Meter hoch gelegenem Stadion hätte "das Fehlen der 'Hemmung' durch Rechnen" den Rekord ermöglicht. Soll heißen: Beamon sei ein unkomplizierter Naturspringer gewesen, der sich wenig um die "Organisation", die Anlaufbahn und die Markierung der Teilstrecken kümmerte. Bei seinem Rekordsprung lief er "ohne sich aufwendig zu konzentrieren ab, beschleunigte mit langen federnden Schritten...". "Beamon belastete sein Gehirn während des Wettkampfes nicht mit solchen Überlegungen. Er richtete sich vielmehr nach seiner Gewohnheit: Lauf - Aufkommen - Abspringen." (JOKL). Sein entfesselter Sprint zum Balken, und dass "der Leichte" (69 kg bei 1.91 m KH!) ziemlich genau den Balken traf, ist die einfache Erklärung.
(Angeblich habe B. B. keinen "festen" Anlauf gehabt und er wäre einmal mit dem "falschen" Bein 7.90 m gesprungen - und hätte das nicht gemerkt [wird gehässig kolportiert]. Klaus Beer (Silber) hatte aber gesehen, dass er seinen AL ausgemessen hat.)
Und der "Überkreuzschritt"? Vielleicht nur ein (richtiges!) mittiges Aufsetzen des Sprungbeines auf den Balken, so wie es viele tun - es sei denn, ein Sidestep wird nötig, um im letzten Moment den zu nahen Balken nicht zu übertreten.
Eine kleine Reminiszenz der damaligen Meinung seiner Mitstreiter:
- Lynn Davies (9.): "Die meisten Weitspringer denken vor und während des Wettkampfes viel zu viel über sich und andere nach. Beamon kann gar nicht denken, das war sein Vorteil."
- Ralph Boston (3.), zu K. Beer: "Das ist nicht Weitspringen - das ist Fliegen!"
- Dick Bank / amerik. Journalist: "Beamon ist ein 'prähistorischer Vogel', mit niedrigem geistigen Niveau, der nicht einmal in der Lage war, die Länge seines Anlaufes zu behalten."
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Abschließend erinnere ich erneut an meine Feststellung, dass im Sprung (außer Stabhoch) das Last-Kraft-Verhältnis leistungsrelevant ist.
H. Klimmer / sen.