03.06.2025, 02:51
(02.06.2025, 15:59)Markus Schmidt schrieb: Ich kann mit diesem Athletentypus, der offensichtlich Probleme damit hat, das eigene bei Instagram aufgebaute Selbstbild und die sportliche Realität auseinanderzuhalten, ehrlich gesagt nur bedingt etwas anfangen.
Im Fall Hendrik Pfeiffer geht es nicht darum, seine sportliche Vergangenheit kleinzureden – aber man muss sich schon fragen, wie ernst man das Thema WM-Teilnahme tatsächlich nimmt, wenn man sich seinen Saisonplan anschaut. Die Bestätigungsnorm für Tokio wurde im Dezember 2024 bekannt gegeben – spät, ja, aber klar kommuniziert. Wer wirklich zur WM will, richtet seine Vorbereitung darauf aus.
Pfeiffer entschied sich stattdessen für zwei Marathons in sechs Wochen (Houston und Tokio) – plus einem 60-km-Kirmeslauf für irgendeinen Limo-Hersteller. Das mag für Sponsoren oder persönliche Projekte sinnvoll sein, aber es ist kein Aufbau, der auf eine gezielte WM-Qualifikation hindeutet.
Und Tokio? Eine 2:12 – solide, aber deutlich unter der geforderten Norm. Dass dieser Lauf im Nachhinein als strategische WM-Vorbereitung verkauft wird, wirkt eher wie ein Erklärungsversuch als ein echtes Konzept. Was genau hat er da gelernt – dass in Japan Linksverkehr herrscht?
Ja, der DLV hat Kommunikationsdefizite. Wenn Pfeiffer tatsächlich gesagt wurde, dass er sicher dabei ist, falls andere absagen, dann ist das grottige Kommunikation – und wirft auch ein schlechtes Licht auf den Bundestrainer. Ja, die Nominierungsrichtlinien sind diskussionswürdig. Und ja – man sollte vielleicht auch Athleten eine Chance geben, die das Ganze mit weniger Förderung stemmen müssen und daher nicht den klassischen Karriereweg wie vor 20 Jahren gehen.
Sachlich ist Pfeiffers Kritik trotzdem nicht. Und überraschend oder willkürlich ist seine Nicht-Nomninierung schonmal gar nicht. Er mag den Zeitgeist auf seiner Seite haben - aber nicht wirklich die besseren Argumente.
Aus deinen Kommentaren spricht leider nicht nur ein Hang zur pauschalen Abwertung, sondern auch eine latente Form von Neid oder Missgunst gegenüber Athleten, die neben sportlicher Leistung auch medial sichtbar sind. Du unterstellst Hendrik Pfeiffer, er könne sein Selbstbild von Instagram nicht von der sportlichen Realität trennen – dabei scheint es eher, als hättest du ein Problem damit, dass ein Athlet öffentlich kommuniziert, Haltung zeigt und sich nicht still in ein System fügt, das an vielen Stellen offensichtlich dysfunktional ist.
Dass Pfeiffer 2:12 in Tokio läuft, ist zwar über der Norm, aber sportlich keineswegs irrelevant. Vor allem nicht in einem Rennen mit tiefem Elitefeld und ohne eigene Tempomacher. Wenn man ihm daraus einen Strick dreht, müsste man bei vielen anderen Nominierten auch genauer hinsehen. Stattdessen wird hier wieder selektiv bewertet – und genau das ist der Vorwurf, den er und viele andere Athlet:innen äußern: ungleiche Maßstäbe, intransparente Kommunikation und eine fehlende nachvollziehbare Linie. Dein ironischer Kommentar über den Linksverkehr in Japan mag lustig gemeint sein, zeigt aber, dass du kein echtes Interesse an einer sportlichen Diskussion hast, sondern eher daran, Personen abzuwerten, deren Stil oder Auftreten dir nicht passen.
Dass du Pfeiffers Kritik als „nicht sachlich“ abtust, obwohl sie auf sehr konkreten Abläufen, Aussagen und Regelungen basiert, wirkt wie eine klassische Abwehrhaltung gegenüber berechtigtem Protest. Die eigentliche Frage wäre doch: Warum sind die Normen nicht standardisiert und geschlechtergerecht berechnet? Warum erfolgen Rückmeldungen so spät? Warum gibt es immer wieder mündliche Zusagen, die dann plötzlich nicht mehr gelten?
Solche Fragen müssten auch dich interessieren – wenn du wirklich an Fairness und Leistung orientierter Förderung interessiert bist. Aber dazu müsste man sich von persönlichen Aversionen lösen. Und ich werde das Gefühl nicht los, dass du dich eigentlich nur genau aus diesem Grund hier angemeldet hast: Nämlich, um mutige Athlet:innen reflexhaft kleinzureden.