[trackwatchnds]

Die Gruppen der Medaillengewinner Jugend vs  Aktive unterscheiden sich zu 90%.
Vielleicht sollten wir lieber mal den Forschungsstand wahr- oder gar ernstnehmen

Bist du dir bei der Statistik sicher?
Dass nicht jeder Medaillengewinner aus der Jugend auch bei den Aktiven Medaillen gewinnen kann, sollte klar sein. Andersherum haben aber die meisten Hauptklassen-Medaillengewinner bereits im Jugendbereich Erfolge gehabt.
Ich bringe die Statistik nicht komplett zusammen, aber knapp 70% der 2024er-Kaderathleten (OK/PK) waren bereits in der U16 erfolgreich, 20% waren in einer anderen Sportart erfolgreich, 10% sind noch nicht in Erscheinung getreten.

Das soll kein Plädoyer für/wider Elitesportschulen sein, dient aber zur Einordnung.

Das Thema bietet sicherlich genug Anhaltspunkte für einen Parallelstrang in einem eigenen Thread. 
Ich kann natürlich nicht für Diak sprechen, aber ein paar Zahlen bzw. Informationen einwerfen: 

- Etwa 35-40%* der dt. Olympiateilnehmer:innen der letzten 3 Zyklen haben eine Eliteschule des Sports (EdS) besucht.
- Bundesweit sind 43 EdS durch den DOSB anerkannt, davon 29 auf den olympischen Sommersport konzentriert (Link zu den EdS)
- Größere Diskussionen hat auch eine Meta-Analyse von Barth et al. (2002) ausgelöst, in der Prädiktoren für Erfolg im Junioren- und Erwachsenenbereich betrachtet wurden (Link bzw. Anhang). Das hat Gonschinska auch als Grundlage für einen Impulsvortrag auf der Ständigen Konferenz Leistungssport im September genommen. Weitergeführt wurde die akademische Diskussion dann u. a. hier.

Persönlich habe ich größten Respekt vor den jungen Athlet:innen, die in die Bundeskader für Erwachsene vorstoßen, ohne eine EdS und/oder Internat besucht zu haben. Das ist offensichtlich absolut möglich (s. oben), aber ungleich schwieriger (vgl. rel. Anteil der OS-Teilnehmer im Verhältnis zur Anzahl der EdS).
In einigen Sportarten beinahe undenkbar. Es sei erwähnt, dass der Trainingsaufwand für Leichtathleten im Bereich U16/U18 vergleichsweise gering ist gegenüber den unfassbare Umfängen, die in diesem Alter im bspw. Kunstturnen, Schwimmen und Tischtennis durchgeführt werden (/notwendig sind). 

*Die Zahlen stammen aus meiner Erinnerung und ursprünglich einer offiziellen Auszählung in DOSB-Auftrag. Wen es näher interessiert, der soll sich gerne melden. Dann frage ich nochmal nach.

[Atanvarno]

Eliteschüler sind sportlich genau so erfolgreich wie Regelschüler, aber schulisch schlechter.

Wie kommst du denn auf die steile These?

Zur Evaluation der Eliteschulen des Sports im Deutschen Leichtathletik-Verband

Fazit der Studie

Bilanziert man die Ergebnisse zusammenfassend, dann gehen die EdS nicht mit erhöhten Erträgen in Form von Erfolgen im Spitzensport einher, aber mit geringeren Bildungsabschlüssen und Berufsaussichten.

[Oliver]

Ich denke, dass die Bilanz im Wintersport wesentlich besser aussieht. Liegt wahrscheinlich auch daran, dass der Wintersport sehr ortsgebunden ist.

In Hessen kann ich mich nicht erinnern, dass in der Vergangenheit ein erfolgreicher Leichtathlet das Sportinternat Hessen besucht hat. Dies könnte vielleicht bald anders sein. Aktuell sind dort einige Toptalente untergebracht.

https://www.landessportbund-hessen.de/sp...hletinnen/

[mariusfast]

Ich denke, dass die Bilanz im Wintersport wesentlich besser aussieht. Liegt wahrscheinlich auch daran, dass der Wintersport sehr ortsgebunden ist.

In Hessen kann ich mich nicht erinnern, dass in der Vergangenheit ein erfolgreicher Leichtathlet das Sportinternat Hessen besucht hat. Dies könnte vielleicht bald anders sein. Aktuell sind dort einige Toptalente untergebracht.

https://www.landessportbund-hessen.de/sp...hletinnen/

Allein aufgrund der angesprochenen Problematik mit den ehrenamtlichen Trainern würde ich sagen, dass die Leichtahtleitk im Spitzenbereich auch sehr ortsgebunden ist. Im Laufbereich war es ja kein Zufall, dass alle Topathleten aus ein paar wenigen Standorten kamen Wattenscheid, Regensburg etc..

Dahlke meinte, dass ein Hauptproblem in Deutschland sei, dass die ehrenamtlichen Trainer einfach nicht die notwendige Zeit haben. Er habe allein deshalb sehr profitiert vom Collegesystem (Dahlke war in der Jugend nicht auffällig und er habe nach eigenen Angaben nur aufgr. des Systems in den USA einen Leistungssprung machen können)


Das Internat verfügt über 48 Plätze für Schüler*innen zwischen 12 und 20 Jahren. 
https://www.landessportbund-hessen.de/sp...-internat/  

Wohlgemerkt für alle Sportarten.

[Diak]

Eliteschüler sind sportlich genau so erfolgreich wie Regelschüler, aber schulisch schlechter.

Wie kommst du denn auf die steile These?

Nicht ich, sondern Prof.'n Arne Güllich, Eike Emmrich und viele weitere. Das ist in der Sportsoziologie nicht umstritten, Ausnahmen bilden einzelne Disziplinen im Wintersport, wegen der Anlagen. Bin gerade im Urlaub das ergoogelt sich aber schnell
Edit: danke den anderen, hatte noch nicht weitergelesen

[Diak]

Die 90% gibt's hier. Sehr hörenswert zum Thema!

[Reichtathletik]

Neben den Eliteschulen des Sports gibt es ja auch Partnerschulen. Und nicht alle gehen mit Internaten einher.
Manchmal funktioniert die Verzahnung "allgemeines Training" und in Vereinen abgeleistetes Spezialtraining so semi... Und/oder ist eher mit anderen Motiven verbunden.
Das wird übrigens mit dem bundesweiten Anspruch auf Ganztag nicht besser werden, da sind einige, will sagen: die meisten Vereine noch gar nicht darauf vorbereitet.
Die warten weiter darauf, dass die Jugendlichen und Kinder von alleine zu ihnen kommen. Neulich hab ich mit einem Großverein gesprochen, warum deren U12/U14 Training nach 18 Uhr stattfindet. Mein Verdacht war, vorher könnten die Trainer (Studis) nicht. Aber die Antwort: Die Kinder sind vorher in der Ganztagsbetreuung. Worauf ich erwidert habe: Der Sport soll ja IN der Ganztagsbetreuung stattfinden.

[Roy Schmidt]

Eliteschüler sind sportlich genau so erfolgreich wie Regelschüler, aber schulisch schlechter.

Wie kommst du denn auf die steile These?

Nicht ich, sondern Prof.'n Arne Güllich, Eike Emmrich und viele weitere. Das ist in der Sportsoziologie nicht umstritten, Ausnahmen bilden einzelne Disziplinen im Wintersport, wegen der Anlagen. Bin gerade im Urlaub das ergoogelt sich aber schnell
Edit: danke den anderen, hatte noch nicht weitergelesen

Ok danke für die Quelle, ich werde mir das mal angucken.

Ich habe selbst die Eliteschule des Sports in Jena besucht und kann durchaus betätigen, dass der Erfolg sich hauptsächlich auf den Schüler und Jugendbereich beschränkt, da zumindest in meiner Zeit das Trainingspensum tendenziell schon in jungen Jahren sehr hoch war und viele ihre Karriere nach der Schule wegen Verletzungen und fehlender Entwicklung beendet haben. Mir fallen tatsächlich nur eine handvoll Sportler ein, die lange nach dem Abitur noch erfolgreich waren (in der Leichtathletik: Thomas Röhler, Robert Hering und ich)

Was ich nicht Bestätigen kann, ist der Punkt mit der schulischen Leistung. Klar liegt bei den sportlich erfolgreichsten Schülern die Priorität eher auf den Sport und man sammelt ziemlich viele Fehltage durch Trainingslager und Wettkämpfe aber durch das Jahr Streckung und personalisierten Unterricht wird das recht gut abgefangen. Und am Ende schreibt man das gleiche Abi wie die "normalen" Schulen.

Das alles basiert aber wie gesagt nur auf meiner Erfahrung und meine Schulzeit ist auch schon ein Stück her. Des weiteren war ich nicht auf dem Internat sondern hab zu Hause gewohnt, da ich ja ursprünglich aus Jena komme.
Viele meiner ehemaligen Klassenkameraden haben aber tatsächlich jetzt sehr hochdekorierte Jobs.

[mariusfast]

Ich zitiere mal aj_runner aus dem DM Hallen Thread

Bei den Frauen hat mich bei Lea Meyer beeindruckt, mit welcher Selbstverständlichkeit sie dann von vorne weg gestiefelt ist. Da können wir uns auf den Sommer freuen, eine Sub 9:05 Min sollte in Reichweite sein.
Ohne das langsame Anfangstempo hätte Mikitenko sicherlich an der 9-Minuten-Marke gekratzt. Im Gegensatz zu vielen anderen Jugendlichen, knüpft sie nahtlos an die Leistungen aus der U20 an und steigert sich weiter. Der langfristige Aufbau Richtung LA '28 ist bei ihr offensichtlich nicht nur eine hohle Phrase, sondern ein Plan. Internationale Medaillen in der Jugend hatten bei ihr keine Priorität!

Eine langfristige Ausrichtung auf das Erwachsenenalter geht also auch, wenn man wie Mikitenko eine Eliteschule des Sports und ein Sportinternat besucht. Bei Jana Becker und weiteren Beispiele habe ich auch ein gutes Gefühl

Krause hat ja auch dieses Internat besucht.

[Reichtathletik]

Ich denke, dass die Bilanz im Wintersport wesentlich besser aussieht. Liegt wahrscheinlich auch daran, dass der Wintersport sehr ortsgebunden ist.

In Hessen kann ich mich nicht erinnern, dass in der Vergangenheit ein erfolgreicher Leichtathlet das Sportinternat Hessen besucht hat. Dies könnte vielleicht bald anders sein. Aktuell sind dort einige Toptalente untergebracht.

https://www.landessportbund-hessen.de/sp...hletinnen/

Das ist mit Verlaub Blödsinn...
Der Großteil der Talente kam von dort.
Gesa Krause, Olivia Gürth, Ariane Friedrich und weitere.