07.11.2023, 21:31 (Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 07.11.2023, 22:03 von Gertrud.)
Zitat:Das gleiche was für die Athleten gilt, gilt übrigens auch für "Spitzen"trainer. Ich finde es teilweise wirklich befremend unter welchen Voraussetzungen manche Leute denken, das Weltklasseleistungen zu erbringen werden mit ehrenamtlichen Trainern (oder ganz ohne) und nach Feierabend.
Ich war damals zu Zeiten von Braun, Peters, Storp, Hartmann und Jasinski auch berufstätig und hatte noch dazu die Fachleitung Sport am Gymnasium über Jahre inne. Allerdings hatte ich den Dienstag für den Sport frei. Die Stunden wurden auf die übrigen Tage verteilt. Jolle Busse kam auch dienstags zum Training, an dem ich anwesend war. An den Samstagen konnte auch ganztägig trainiert werden. Als Steffi Storp in Marl wohnte, hat sie Kraft oft morgens in meinem Haus um 5 Uhr trainiert. Das ging in meinem Fall als Diplom-Sportlehrerin bei guter Zeiteinteilung schon. Bei Wettkämpfen wurde ich von den Kolleginnen und Kollegen vertreten. Ich habe diese Stunden aber wieder bei den KuK "abgefeiert". Ich habe mir nichts schenken lassen. In der Hinsicht gehörte ich von der Einstellung zur "alten Schule". Damals war ich beratungsresistent; heute sehe ich das Pensum auch als Überbelastung über Jahre an. Ich habe in 30 Jahren zweimal eine Woche Urlaub gemacht. Mein Körper hat das im Alter nicht einfach ungeschadet weggesteckt.
Bei einigen Ausländern kommt noch hinzu, dass sie hervorragende Trainingsverhältnisse am und im Haus haben: Kovacs, Crouser und Gill. Das hatte ich im Kraftbereich auch für meine Sportlerinnen eingerichtet. Ich hatte sogar Flutlicht für meine Kugelstoß- und Hammerschlaganlage hinter dem Haus installieren lassen. Die Kugelstoßanlage habe ich mittlerweile entfernen lassen.
Bei unseren AuA geht teilweise zu viel Zeit für die Anreise zu den Übungsstätten drauf. Dann ist es hier oft sehr schwierig, freistehende Hallen zu frequentieren. Das habe ich damals als erste Trainerin in Wattenscheid durchgedrückt. Ich hatte damals dann einen Schlüssel zur Halle und konnte an den Wochenenden dort mit meinen AuA trainieren, wenn ich es wollte.
Ich war als Athletin und Studentin schon sehr erfinderisch: Es gab gegenüber meiner Studentenbude einen Weg, auf dem ich meine Drehungen mit einem Kurzhantelhammer gemacht habe. Dann habe ich in den 60er Jahren für 10 DM einen Keller angemietet, in dem ich mit meinen Hanteln morgens vor dem Studium in aller Herrgottsfrühe trainiert habe. In den Freistunden habe ich im Auditorium Maximum drei Sitze nach unten geklappt und für 1-2 Stunden zwischendurch geschlafen (mit Wecker!). Das ist für heutige Verhältnisse unvorstellbar.
(07.11.2023, 17:34)Delta schrieb: Wenn er genug von Wattenscheid und Puma bekommt dürften Trainingslager in der Türkei oder so kein Thema sein.
Aus meiner Sicht gibt es keine langfrist Perspektive für Probst. Entry standard 3.33.5. Probst Zeit von 3.35.xx reicht für Rang 82 der WA also nicht Olympia tauglich.
Entscheidend sind im Laufbereich aber Höhentrainingslager. Der DLV ist im Frühjahr sehr häufig nach Flagstaff gefahren. Ohne Finanzierung ist das mittlerweile gar nicht mehr leistbar. Für einen Monat bist du da wie ich gehört mittlerweile bei ca. 5000 €. Viele zieht es daher mittlerweile ins günstigere Südafrika. Da sind die Bedingungen dann aber auch nicht mehr so gut.
Wie du darauf kommst, dass er nicht olympiatauglich ist, ist mir ein Rätsel. Stand jetzt ist er auf einem Qualiplatz und dass mit 2,5 brauchbaren Ergebnissen. 1-2 gute Hallenergebnisse und eine schnelle DM draußen können schon für eine Punktzahl reichen, die bisher immer über dem Cut Off lag.
Ich verstehe die Enttäuschung von Marius Probst durchaus. Es würde mir an seiner Stelle ähnlich gehen. Aber zumindest dürfte er nicht das Gefühl haben, dass er gegenüber anderen Mittelstreckenläufern benachteiligt wurde. Die PK-Kader wurden eben massiv ausgedünnt.
Ich verstehe auch, dass er das große Ziel hat bei Olympia dabeizusein.
Wenn Olympia aber sein großes (sportliches) Lebensziel ist, dann lohnt es sich aber eben auch, dafür finanziell selbst etwas beizutragen. Er hat ja eine gewisse Unterstützung vom TVW und von Puma und es gilt ja nur, die nächsten 9 Monate (und nicht z.B. die nächsten 4 Jahre) teilweise zu finanzieren.
Was mir an dem Interview mit Sport1 nicht so gefällt ist seine Aussage "und wir im kalten Bochum..trainieren müssen". So what? Das ist normal und sollte ihn nicht daran hindern, nächstes Jahr eine 3:34 zu laufen.
Und was ein Höhentrainingslager im nächsten Frühjahr angeht: ja, das soll er machen, weil ich ebenso davon ausgehe, dass es ihm etwas bringt. Und dann muss er eben 4000 oder 5000 Euro ohne den DLV finanzieren - s.o., wenn es sein Lebenstraum ist, dann sollte er es tun.
Wo denkt der trainieren Finnen oder Norweger? Wenn es dort richtig kalt ist -30 C dann trainieren Sie in Tunnels wo es etwas wärmer ist so 2- (-5) Grad. Das dürfte in Bochum die Ausnahme sein.
Die Tunnels gibt es seit ewig auch für Langläufer.
Ich glaube was z.T. übersehen wird, ist dass "Nicht-Bundeskader" auch an anderer Stelle oft Einnahm-Einbußen bedeutet. Viele Sponsoren/Ausrüster zahlen für Athleten mit dem "Etikett Bundeskader" mehr als ohne. Genauso gilt es für die Vereine, die dafür nämlich z.T. Gelder zurück erhalten.
Ein bisschen wundert mich, dass nun schon in mehreren Beiträgen aus dem Lauf berichtet wurde, dass die jeweiligen Bundestrainer eigentlich die Leute gerne gefördert hätten. Was ich mich frage ist, ob die einzelnen Disziplinblöcke unterschiedlich gut "für sich" verhandelt haben oder von oben unterschiedlich behandelt wurden oder ob man z.B. innerhalb des Laufs zugunsten des Marathons verschiebt?
(08.11.2023, 13:07)Reichtathletik schrieb: Ich glaube was z.T. übersehen wird, ist dass "Nicht-Bundeskader" auch an anderer Stelle oft Einnahm-Einbußen bedeutet. Viele Sponsoren/Ausrüster zahlen für Athleten mit dem "Etikett Bundeskader" mehr als ohne. Genauso gilt es für die Vereine, die dafür nämlich z.T. Gelder zurück erhalten.
Richtig, zu deinen Beispielen kommt hinzu, dass an vielen Stipendien auch das Etikett Bundeskader klebt. Probst hat ja zusätzlich auch noch Nachteile in seinem Studium erlitten.